Pain Of Salvation - In The Passing Light Of Day

Review

PAIN OF SALVATION sind zurück mit ihrem ersten Full-Length-Album seit „Road Salt Two„. Dieses hört auf den Namen „In The Passing Light Of Day“ und hierauf befasst sich Daniel Gildenlöw mit dem Leben und dessen Vergänglichkeit selbst. Das ist natürlich ein Thema, das im Metal und anderen, zeitgenössischen Medien geradezu trivialisiert worden ist.

PAIN OF SALVATION zollen Leben und Tod ein würdiges Tribut

Dass wir uns alle früher oder später damit befassen müssen, spätestens dann, wenn die Einschläge näher kommen, dürfte jedem klar sein. Gildenlöw nähert sich dem Thema mit Respekt und weitestgehend ohne kitschigem Pathos. Schließlich stand es im Vorfeld des Albums gar nicht mal so gut um ihn. Denn eine schwere Krankheit hatte ihm einen dramatischen Aufenthalt im Krankenhaus beschert. Zufälligerweise war dies das selbe Krankenhaus seiner eigenen Geburt. Das Nichtwissen darüber, ob er das all das überleben würde, hatte ihn dazu inspiriert, dies zum Gegenstand von „In The Passing Light Of Day“ zu machen.

Und „In The Passing Light Of Day“ ist ein erschütternder Blick in die Gedankenwelt eines Mannes geworden, der nicht weiß, ob er den nächsten Tag erleben wird. Im Opener „On A Tuesday“ etwa reflektiert er unter anderem über die bedeutungslosen, leeren Versprechen, die man macht, wenn man um das eigene Leben verhandelt. Und zu Beginn des Tracks stellt er fest, dass er im Haus seiner Geburt seinen 2119. Dienstag begehen wird. Was auf dem Papier witzig aussieht, gewinnt im Kontext zum Rest des Albums eine niederschmetternde Bedeutung. Es ist die Erkenntnis eines Mannes, dass er nach all dem, was er erlebt hat, möglicherweise am Ort seiner Geburt sterben wird. Die tragische Ironie dessen legt er dem Leben selbst mit den Worten „I feast on irony my friend…“ in den Mund.

Zwischen Hoffnungslosigkeit und Hoffnungsschimmer

„In The Passing Light Of Day“ ist zum Glück kein vertontes Tagebuch geworden. Vielmehr dreht es sich eben um die Gedanken und Gefühle, die Gildenlöw durch diese schwere Zeit seines Lebens hindurch begleitet haben. Für einige dieser Songs muss man etwas Hintergrundwissen mitbringen, um zu verstehen, was sie bedeuten. Denn die Texte selbst deuten die Thematik oft nur vage an.

So handelt „Full Throttle Tribe“ von dem, was die Band PAIN OF SALVATION für Gildenlöw eigentlich bedeutet. Der Song nimmt dabei auch Bezug auf einen Auftritt, im Vorfeld dessen einige Bandmitglieder ihren Weggang ankündigten. Diese Situation wirkte für Gildenlöw so, als würde seine Familie, sein „Tribe“ zusammenbrechen.

Entgegenwirkend hat „Angels Of Broken Things“ eine deutlich positivere Bedeutung, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Der Song beschreibt den Tag von Gildenlöws Operation und die geradezu glückselige Wirkung, welche die Anästhesie auf ihn hatte, als würde sie ihn von all seinen Problemen befreien.

Die Frage nach dem Genre…

Und wie klingt das Album nun? Im Pressetext heißt es, dass die Band sich auf die eigenen, härteren Wurzeln besinne, aber „In The Passing Light Of Day“ geht tatsächlich darüber hinaus. Der Prog als solcher tritt in den Hintergrund. Krumme Takte kommen zwar zum Einsatz, bleiben aber zumeist eher von geradliniger Natur. Zu den Ausnahmen gehört etwa das polyrhythmisch aufgezogene „Reasons“. Viel mehr setzt das Album auf zum Teil brachial rockende Momente, die durch die rohe, kraftvolle Produktion verstärkt werden. Der Opener etwa hat zu Beginn des Songs diese ungestüm galoppierenden Doublebass-Attacken und auch die Gitarren haben eine gewaltige Durchschlagskraft. Gleichzeitig haben die ruhigeren Momente eine fast schon tröstliche Wärme inne. Das alles ist immer perfekt auf die Stimmung der jeweiligen Tracks abgestimmt, was neben den überragenden Texten ein weiterer Grund ist, warum das Konzept auf „In The Passing Light Of Day“ so gut funktioniert.

Allein der abschließende Titeltrack fällt leicht aus dem Rahmen, da sich PAIN OF SALVATION hier nicht gerade mit dem Pathos zurückgehalten haben. Der Song hat eine resignative Thematik, es passt also durchaus, hätte aber weniger Kitsch vertragen können.

Doch das ist wirklich der einzige Wermutstropfen einer herausragenden Veröffentlichung, die einen in seinen besten Momenten wahrhaftig zu erschüttern weiß. Und obendrauf sind verdammt eingängige Songs wie „Tongue Of God“, „Full Throttle Tribe“ oder „Reasons“ enthalten, welche die musikalischen Stärken der Platte auf den Punkt bringen. Es ist natürlich kein Album für eitel Sonnenschein, sondern schon eines, über das man nachdenken muss. Es ist aber auch ein Album, das einem vielleicht ein bisschen bei der Auseinandersetzung mit diesem unausweichlichen Thema helfen kann.

05.01.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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