Pain of Salvation - Road Salt Two

Review

Als leichte Kost kann man die Musik von PAIN OF SALVATION wirklich nicht bezeichnen. Wer hier nur mal eben kurz drüber hört, wird die künstlerische Intention von Daniel Gildenlöw und seinen Mannen nicht begreifen und damit auch kaum die Faszination verspüren, die jedes neue Album der Schweden auszuüben vermag. So ruft der abschließende zweite Teil des „Road Salt“-Zyklus auch reichlich ambivalente Gefühle hervor und wandelt mit jedem neuen Hördurchgang sein Gesicht, nicht zuletzt der jeweils aktuellen Stimmungslage des Zuhörers entsprechend. Mehr kann man sich von einem Album eigentlich gar nicht wünschen, wenn man Musik nicht bloß zu Unterhaltungszwecken konsumiert, sondern darüber hinaus als Kunst verstanden sehen will.

Im direkten Vergleich mit dem ersten „Road Salt“-Album wirkt der Nachfolger nun zunächst eine ganze Ecke düsterer und schwermütiger. Hat man sich jedoch erst einmal tiefer in das Album hineingehört, kann sich dieser Eindruck durchaus ins Gegenteil verkehren. Die teilweise in beißendem Sarkasmus vorgetragenen rabenschwarzen Texte, die den Vorgänger zu einem guten Teil geprägt haben, sind einer seriöseren, ergebnisorientierteren Auseinandersetzung mit denselben Themenkomplexen gewichen. So wirkt das veränderte Artwork – der Vorgänger war in hellem Weiß gehalten und mit dem inoffiziellen Untertitel „Ivory“ (Elfenbein) versehen, nun folgt das schwarzgefärbte „Ebony“-Album (Ebenholz) – gleichermaßen passend wie ironisch. Diese Ambivalenz ist es, die „Road Salt Two“ so reizvoll und doch schwer greifbar macht.

Beginnend mit dem „Road Salt Theme“, das als Epilog in den „End Credits“ wiederholt wird, erinnert der Spannungsbogen des Albums an einen Kinofilm. In Wirklichkeit geht dieser jedoch deutlich weiter und umspannt alle beiden Teile von „Road Salt“. Musikalisch äußert sich dies darin, dass die vom Vorgänger bekannten Themen eifrig zitiert, variiert und neu interpretiert werden. Die im ersten Teil vorgestellten Themen und offenen Fäden werden dabei immer mehr zusammengeführt und miteinander verflochten, bis das Album schließlich im fulminant-vielschichtigen „The Physics Of Gridlock“ seinen Abschluss findet. Hier taucht auch endlich wieder der großartige schwarze Humor auf, der auf „Road Salt One“ noch die schwarze Düsternis effektvoll konterkarierte, den man auf „Road Salt Two“ sonst aber mit der Lupe suchen muss.

Im Grunde lässt sich „Road Salt Two“ für sich selbst nur schwer bewerten, die Veflechtungen mit dem elfenbeinernen Zwilling sind dafür einfach zu eng. Dass das „Ebony“-Album insgesamt etwas geordneter und kompakter anmutet, mögen viele vielleicht als Stärke empfinden, ich persönlich vermisse aber ein wenig die bizarre Skurrilität des hellen Gegenparts. Vielleicht ist „Road Salt Two“ tatsächlich etwas konsequenter als der erste Teil und verfügt mit „Softly She Cries“, „To The Shoreline“, „1979“ und dem bereits erwähnten „The Physics Of Gridlock“ über eine Reihe von brillanten Über-Tracks. Vielleicht entspricht diese Fortsetzung auch für meinen Geschmack etwas zu sehr den auf dem Vorgänger geweckten Erwartungen. Jedenfalls gefiel mir „Road Salt One“ für sich genommen ein klein wenig besser. Das soll nun aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch „Road Salt Two“ ein großartiges Album ist. Betrachtet man – wie es der Musik eigentlich angemessen wäre – beide Alben gemeinsam, erhält man sogar ein wunderbares Stück Kunst, das noch wesentlich stärker ist als die Summe der beiden Einzelteile, wodurch man der untenstehenden Wertung durchaus noch ein bis zwei weitere Punkte hinzufügen könnte.

19.09.2011
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