Parricide - Ill-treat

Review

Regelmäßig kommt eine Ladung Geprügel-Tonträger aus polnischen Landen, welche auch ausserhalb der eigenen Landesgrenzen ihre Fans findet. Ob man dabei in erster Linie an das Aushängeschild VADER oder an weniger bekannte (aber nicht minder heftige) Combos wie SCEPTIC oder EXCOMMUNION denkt, Fakt ist: Polen ist in Sachen Brutalstoff alles andere als ein weißer Fleck auf der Landkarte. Bei PARRICIDE handelt es sich um einen weiteren Vertreter der derberen Klänge. Die Band ist seit 1990 in der polnischen Death-Metal-Szene aktiv und versucht nach einigen nationalen Veröffentlichungen nun den Schritt in internationale Gefilde. Ihr Sound lässt sich mit ‚Gore-Death-Metal amerikanischer Bauart‘ umschreiben. Es lag nah, daß als Coversong „Hammer Smashed Face“ von CANNIBAL CORPSE herhalten mußte. Keine allzu leichte Aufgabe diesen Klassiker neu zu intonieren. Leider haben PARRICIDE den kompletten Song ein ganzes Stück schneller eingespielt und dabei den Groove des Orginals ausser Acht gelassen. Dennoch eine erstaunliche Leistung. Was ihre Eigenkompositionen angeht, bewegen sie sich rifftechnisch ziemlich nah an CANNIBAL CORPSE. Der Frontgrunzer gurgelt in bester Chris-Barnes-Manier tief und unverständlich. Besonders auffällig finde ich die enorme Komplexität der Songstrukturen. Die Songs basieren auf unzähligen Breaks und Tempowechseln, was jeglichen Wiedererkennungswert im Keim erstickt. So als ob man BPM (beats per minute) in RPM (riffs per minute) umwandeln wollte. Die Produktion tut ihr übriges, um die Brutalität von „Ill-treat“ akurat umzusetzen. Transparent und druckvoll zugleich, so wie’s sein muß. Auch wenn ich die Heaviness und technische Kompetenz der Band keinesfalls bezweifle, diesem Album fehlt das gewisse Etwas, das vom bloßen Gebolze abheben könnte. Wen dieses Manko nicht stört und ’nur‘ Gebretter der heftigsten Sorte benötigt, der kann hier blind zugreifen.

21.09.2002
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