Persecution - Mental Chaos

Review

Okay. Hinsetzen, Lunge gut lüften und ganz Ohr sein: Dieses Debüt ist eine komplette Eigen-Produktion und -Distribution. Justament hör ich sie noch, die zahllosen bemitleidenswerten Rumpelkombos, die mir auf Anfrage ob ihres Sounds die Ohren zubluten, der Mangel am schnöden Mammon zwänge sie zu verzagteren Ansprüchen… wenn dann eine selbstverantwortete Veröffentlichung des hier vorliegenden Kalibers meine Rohre reinigt, muss ich an der Sachkompetenz solcher notorischen Gehtsmitschlechte allerdings massiv Zweifel hegen. Dieses Kind der fünf Chemnitzer ist ohne industrielle Krücken ohne Umstände fähig, etlichen auf breiten Schultern schwer etablierter Labels thronenden Todesblei-Schmerbäuchen von oben herab die Matte zu mähen: Zunächst besticht der absolut fachmännische sechseitige Artwork-Schliff aus der Hand von Sechssaiten-Routinier Sebastian. Legt man den Pressling dann in den Kreisel, reisst der Skepsis-Riegel komplett aus der Zementierung: Ein kurzes Sythnie-Irrlicht läutet eingangs zur schweren See, die im Laufe der satten 55 min Rundenzeit zu immer mörderischeren Wogen in einem brachialen Soundozean aufbricht. Dabei werden gewichtige Schlachtschiffe wie AMORPHIS, DARK, ROTTING CHRIST oder auch VINTERSORG bedenkenlos umhergeworfen, letzterer entsteigt vor allem dem Assoziationsnebel während des meisterhaften cleanen Gesangs (der auch als Reinkarnation der charakteristischen MY INSANITY-Vocals verstanden werden darf), wie auch während der keinesfalls gescheuten Blastbeat-Offensiven. Nicht genug dessen ist die gesamte Stimmarbeit als wahre Sternstunde zu bezeichnen: Neben Growls, schabender Kehlenkeife und besagter cleanen Majestät verleihen kurze, aber perfekt intonierte Mönchs-Choräle („The Sinner Takes It All“) der Stimmpracht Vollendung. – Die Riff-Arbeit umfasst vom donnernd primitiven Rammbock („Shine“) über vergnüglichen Riffbrett-Schwedeathismus bis hin zu wieselflinken Heroen-Soli etliche Spielarten modernen wie historischen Hartschrots. Eine CREMATORY-Anleihe bezüglich der fließenden wie sphärischen Synthies, die sowohl den blutigen Grunts Bühne bieten als auch als eigenständiges Element stilgebend wirken, ist beispielsweise in „The Sinner Takes It All“ nicht weit hergeholt. Stets zweckmäßig, wenn auch selten revolutionär, legen sich die Hooklines aus Saiten, Keys und Gesang übereinander und bilden einen bunten Rauhfaser-Teppich, dessen Kanten von einer mitunter unregelmäßigen, aber schwungvollen Drumarbeit gesäumt wird. Hingebungsvoll werden zusätzlich spielerische Dekors und kleine Zäsuren eingearbeitet, die das Werk über ein glaubwürdiges Bollwerk hinaus zum kleinen Abenteuer für Entdeckungsfreudige macht! Glückwunsch zu diesem prächtigen Death-Gothic-Black-Dark-Power-Baby, das ganz ohne Geburtshelfer Maßstäbe setzen kann!

31.01.2003
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