Persefone - Aathma

Review

Persephone ist eine facettenreiche Gestalt der griechischen und der römischen Mythologie (hier „Proserpina“). Ihre Ambivalenz, verbildlicht durch ein Leben zwischen Unterwelt und Olymp, bedingt Winter und Sommer auf Erden und hat schon so manchen Künstler zu Großem inspiriert. Noch auf „Sorceress“ besangen OPETH sie, bereits seit 2003 ist sie Namenspatin der andorranischen Progressive-Metal-Band PERSEFONE. Diese liefert, soviel sei vorweggenommen, auf ihrem neuen Album „Aathma“, das den Nachfolger zum 2013er-Release „Spiritual Migration“ darstellt, einmal mehr übermenschlich Anmutendes ab.

Es passiert unglaublich vieles auf extrem hohen Niveau

Gleich zwei Intros leiten das mehr als einstündige Werk ein und direkt tritt eine Qualität zutage, die 2013 schon bezogen auf das Vorgänger-Release positiv angemerkt wurde: Was PERSEFONE an Chören, atmosphärischen Streichern und klassischen Klängen in ihrem Sound verweben, hätte bei einem Großteil der Genre-Konkurrenz hoffnungslos überladen geklungen. Hier funktioniert es aufgrund geschmacklicher Sicherheit beim Arrangement und einer glasklaren Produktion hervorragend.

So richtig wird das Feuerwerk dann mit „Prison Skin“ gezündet. Spätestens seit ihrem letzten Album spielen PERSEFONE einen progressiven Metal der extremeren Sorte, dem man eine durchaus moderne Ausrichtung attestieren kann. Der Gesang verzichtet auf klassische Death-Growls und pendelt zwischen aggressiven Shouts und melancholischen Klargesangsparts. Im Instrumentalbereich verschwimmen die Grenzen zwischen Melodic und Progressive Death Metal, Metalcore und Post Metal. All das passiert innerhalb der sechs Minuten von „Prison Skin“ auf unglaublich hohem spielerischen Niveau.

„Spirals Within Thy Being“ gerät noch eine Spur härter und wartet mit vereinzelten Djent-Elementen auf. Pfeilschnelle Gitarrenleads erinnern an technischen Metalcore á la AUGUST BURNS RED und müssen sich auch vor Progressive-Death-Größen wie NECROPHAGIST und OBSCURA nicht verstecken. Nach diesem Inferno kommt das PINK-FLOYDeske Instrumental „Cosmic Walkers“ ziemlich gelegen, um die Spannungskurve wieder etwas mehr in Richtung Normalniveau einzupendeln.

PERSEFONE liefern Niederkniemomente am Fließband

„No Faced Mindless“ zieht das Tempo abermals an und mutet insgesamt wieder deutlich düsterer und Death-lastiger an. Abermals muss angemerkt werden: Alle involvierten Musiker spielen auf einem schwindelerregend hohen Niveau ohne die Technik dabei jemals zum Selbstzweck verkommen zu lassen. Erhabene Momente und Überraschungen gibt es zuhauf. Der ätherisch verfremdete Gesang über einem brutalen Riffgewitter in „Living Waves“ stellt beispielsweise einen der vielen Aufhorchmomente der Platte dar. Später folgt noch ein emotionaler Palm-Mute-Part im Stile von GOJIRA.

Es wäre einigermaßen müßig, an dieser Stelle auf die vielen weiteren Niederkniemomente auf „Aathma“ einzugehen. Nur soviel: Am Ende des vierteiligen Titeltracks angelangt, ist die logische Konsequenz für jeden Musikliebhaber eine Repeat-Runde. Ganz nebenbei ist „Aathma“ nämlich auch ein Paradebeispiel dafür, wie man überlange Alben spannend halten kann.

Vier Jahre nach ihrem letzten musikalischen Lebenszeichen kehren PERSEFONE aus Andorra mit einem Album zurück, dass man sich schon jetzt einmal für die Bestenlisten zum Jahresende notieren sollte. „Aathma“ ist ganz großes Prog-Metal-Kino.

17.02.2017
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