Phazm - Antebellum Death 'n Roll

Review

Black Metal ist Krieg. Spätestens seit NARGAROTH weiß das jedes Kind. Doch was war vor dem Krieg? Frieden? Das große Nichts? Ein anderer Krieg? Der Franzosen Antwort darauf: PHAZM. Vorkriegs-Death n’ Roll nennt sich sinngemäß deren zweite Scheibe, aber ob es wirklich rotziger Groove-Death war, der herrschte, bevor man vor lauter Trueness sich den Hosenstall vernünftig zuzumachen vergaß, mag der korrekten Geschichte wegen zu Recht bezweifelt werden. Fest steht allerdings: das Franzosen-Quartett nimmt es mit der ernsten Schiene nicht ganz so genau, wie die kreisförmig auf dem Artwork pimpernden abgemagerten Gestalten verdeutlichen. Und gewöhnungsbedürftig ist man noch dazu. Gleich im ersten Stück vernimmt man zwischen Schwarzmetall-Blasts und Rotzrock-Attitüde eine quietschende Mundharmonika, als ob jemand mit einem modrigen Fuchsschwanz ein paar gespannte Stahlseile malträtieren würde. Nett…und ebenso nervenaufreibend wie die rostige Elektro-Slidegitarre im folgenden „Hunger“. Verständlich, wenn es einem nicht nach mehr hungert, sind doch die verwendeten Stile sehr unterschiedlich und scheinbar nicht zueinander passend. Klirrende Black Metal Riffs, schleppende Doom-Phlegmas, walzende Todeswucht – alles scheint einem erdigen Rock n’ Roll untergeordnet zu sein und von ihm beherrscht zu werden. Gleichwohl passen und sofort ins Ohr gehen will es nicht. Aber es gibt ja noch die Überraschungsmomente wie z.B. tanzbare Country-Polka auf Schwarzwurzelextrakt – und dann heisst der Song auch noch „Sabbath“. Da wird der ganz true Blackie reichlich darben müssen. Interessanterweise kommt der beste Song ohne Genrefloskeln jedweder Art aus. „Damballah“ ist ein sinistres Stück schwarzer Galle, nur von cleanen Gitarren als blutlüsternes Tribal-Voodoo-Hypnotikum intoniert, während im Hintergrund eine Frau genüsslich ihres Lebenssaftes beraubt wird, dass der Sex in der Luft nur so knistert. Sehr stilvoll und so nicht erwartet. Diesen Song unbedingt antesten!

01.10.2006
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