Portrait - Crossroads

Review

Im Namen des Tieres, lasst uns diesen Schwur niemals brechen: WIR sind die Verteidiger des Glaubens!

PORTRAIT nehmen ihren Bandnamen ernst und zeichnen in einer knappen Dreiviertelstunde das Bild eines Genres, DES Genres: des klassischen Heavy Metal. Ich tippe mal, dass der Sound der Schweden in etwa die gleiche Zahl an Jahren auf der Uhr hat wie jedes einzelne Bandmitglied: Ebenso tief wie stolz in den goldenen Achtzigern angesiedelt, umgarnen die melodischen Gitarren-Leads und der pumpende Bass von IRON MAIDEN die Teils rockigen Riffs von JUDAS PRIEST, der Gesang besteht ohnehin zum Teil aus Halford. Deutlicher aber klingt Sänger Per Lengstedt (Ex-Karlsson) von der Intonation her nach KING DIAMOND, dessen Schaffen auch die Komplexität der Songs sowie deren okkult-düstere Grundstimmung ähnelt. Ruft da jemand ATTIC! aus dem Hintergrund? Meinetwegen, das deutsche Gegenstück huldigt erkennbar denselben Göttern.

Crossroads ist das dritte Album der Schweden und zeigt eine Band, die es vom Opener „At The Ghost Gate“ mit latentem BM-Feeling in der melodischen Gitarrenarbeit bis zum überlangen „Lily“ am Ende der Platte wissen will. Letzteres im Besonderen hat mit seinem originellen Hauptriff und dem wiederholten Aufbäumen der Leadgitarre das gewisse Etwas und sticht aus dem Gesamtwerk heraus.

Ansonsten sollte „Crossroads“ aber als ein solches gehört und verstanden werden – hier geht es nicht um Singlehits, hier gilt die Gesamtheit der Songs, entfaltet sich die dunkle Stimmung der Musik über das konzentrierte Zuhören von Anfang bis Ende. Insofern ist ein solches versiert dargebotenes und mit Liebe zum Detail gestaltetes Genre-Album etwas für Menschen, die immer noch die Nadel als Hauptinstrument ihrer Suchtbefriedigung heranziehen: sowohl behutsam auf dem Vinyl platziert als auch gefühlvoll durch den Patch und die Kutte gezogen.

Dass alle genannten Vorbilder weitab des Easy-Listening trotzdem echte Hits fabriziert haben, unterscheidet sie wiederum (noch) etwas von PORTRAIT. Besonders die Klassiker von MERCYFUL FATE, die am flammendsten ins Gedächtnis preschen, sobald man sich vorliegendem Werk widmet, sind alles in allem doch noch eine andere Hausnummer. Die Mansion Nr. 666 ist noch belegt.

Dennoch: Bands wie PORTRAIT retten diese Musik ins Heute und sind unter dem Strich vor allem eines: mördercool. (Und Klosterfrauen haben – fatal, fatal – im Gegensatz zu Metallern keinen Spaß. Schließlich haben letztere den Melissageist…)

17.04.2014
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