Prestige - Reveal The Ravage

Review

Der Songtitel „Burn My Eyes“ lässt vermuten, dass PRESTIGE auf ihrer neuen Platte ein paar musikalische Querverweise in Richtung MACHINE HEAD im Gepäck haben. Das ist aber nicht der Fall. Statt 90er-Groove-Metal-Vibes zu verbreiten, bleiben die Finnen ihrem Old-School-Thrash-Metal auf „Reveal The Ravage“ treu.

PRESTIGE erwachen aus dem Winterschlaf

19 Jahre ist das bislang letzte Album der Band inzwischen her. Zwar sind PRESTIGE seit 2006 wieder aktiv, aber mit Ausnahme einer Compilation ist in der Zwischenzeit nicht viel passiert. Umso kraftvoller tönt jetzt „Reveal The Ravage“ aus den Boxen.

Der Sound des Quartetts strotzt nur so vor EXODUS– und TESTAMENT-Querverweisen. Dazu gesellen sich in Songs wie der Singleauskopplung „Exit“ astreine Gangshouts, die dem musikalischen Treiben eine ordentliche Crossover-Schlagseite verpassen. Passend dazu erinnert die Stimme von Frontmann Aku Kytölä nicht nur ein wenig an SICK OF IT ALL-Shouter Lou Koller.

Hardcore macht sich breit

Doch vom Hardcore-lastigen Gesang abgesehen, stehen bei PRESTIGE alle Zeichen auf Thrash. Den bieten sie mal pfeilschnell wie in „Innocent“ und mal im schmetternden Mid-Tempo wie im Intro von „You Weep“ dar. Insgesamt dominiert das durchgetretene Gaspedal die Platte aber deutlich, wie es sich für ein klassisches Genrewerk gehört.

Allerdings, und das ist bei aktuellen Thrash-Platten leider häufig die Krux, fehlt es PRESTIGE an wirklich griffigen, eingängigen Songs. Zwar knattern die einzelnen Tracks mehr als amtlich an einem vorbei. Aber das ist es dann eben auch. Sie knattern vorbei, treffen aber nicht voll ins Schwarze der Thrash-Gefühle. Der Kopf wippt zu jedem Zeitpunkt mit, aber wenn die knappe Dreiviertelstunde rum ist, verziehen sich die Rauchschwaden schnell wieder, die PRESTIGE mit ihrer Zerstörungswut hinterlassen.

„Prestige“ leider unter der Produktion

Dazu kommt noch eine äußerst sterile Produktion, die nach einer gewissen Zeit einfach anstrengt. Der Sound von „Reveal The Ravage“ ist so erdrückend und einfach alles auf laut getrimmt, dass den einzelnen Instrumenten kaum noch Platz zum Atmen bleibt. Klar, auch mit diesem Problem sind die Finnen nicht allein. Aber gerade deswegen bleibt die Frage offen, warum Thrash-Bands 2021 noch auf einen solch toten Sound setzen.

Thrash-Allesfresser sollten „Reveal The Ravage“ durchaus eine Chance geben. Für die gnadenlose Geballer-Einheit zwischendurch taugt die Platte allemal. Allerdings hat die Konkurrenz dieses Jahr auch schon einige bessere Platten vorgelegt.

04.08.2021

"Irgendeiner wartet immer."

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