Raunchy - A Discord Electric

Review

Das Vorgänger-Album „A Wasteland Discotheque“ fand ich über weite Strecken akzeptabel, für mich war aber klar, wenn die Dänen RAUNCHY auch nur ein kleinen weiteren Schritt in Richtung Pop-Attitüde machen würden, sie würden Gefahr laufen, sich in diesem Stil zu verrennen. Und was soll ich sagen? Mit „A Discord Electric“ ist genau das nun eingetreten.

Gegen die Vermischung von Metal und Pop ist grundsätzlich nichts einzuwenden. SOILWORK, SCAR SYMMETR, MNEMIC, THREAT SIGNAL…die Liste der Bands, die auf ihre völlig eigene Art zeigen, dass man so etwas durchaus geschmackvoll umsetzen kann, ist lang. RAUNCHY versuchen nun, sich endgültig in dieser Nische zu platzieren, begehen dabei aber gleich eine ganze Reihe Fehler. Der auffälligste und vielleicht auch ärgerlichste: Sämtliche Songs des 12-Trackers kommen im gleichen midtempolastigen Grundstil daher und sind mit bis zu sechs Minuten häufig viel zu lang, vor allem gemessen daran, dass instrumental bis auf die wirklich in jedem Song angewandte Formel nicht viel passiert. Diese Formel heißt: Tragende Keyboard-Melodie, Melodic-Death-beeinflusste Gitarren, die man vorsichtshalber ein bisschen in den Hintergrund mischt, klinische Drums, eindimensionale, bei jedem Song gleich klingende Brüllvocals und oft an die 80er angelehnte, aber größtenteils ziemlich belanglose Pop-Refrains. Aus diesem Schema brechen lediglich das mit vier Minuten kürzeste Stück „Big Truth“ aus, bei dem auf die Brüllstimme komplett verzichtet wird und das man daher noch als mit am gelungensten Werten muss, und ein an die „Spiel mir das Lied vom Tod“ angelehnte Mundharmonika-Melodie als Intro zu „Blueprints For Lost Sounds“, das zwar eine nette Idee ist, zu der ansonsten sehr kalten und gefühlsleer klingenden Produktion aber mal so gar nicht passen will.

Die Zutaten sind im Grunde die gleichen wie bei anderen Bands des Genres auch, diese verstehen es aber eher als RAUNCHY auf diesem Album, ihre nach viel Industrie, Fabrikhallen und Weltraum anmutenden Soundspielereien auch in interessante Songs zu packen. Das fehlt hier vollkommen. Wer sich zudem über eine Stunde diesen Sound reinpfeifen will, ist mit ein Rätsel, spätestens nach dem zehnten Song sehnt sich das Metalherz nach etwas Anderem. Und dann gilt es ja noch das abschließende Sieben-Minuten-„Epos“ zu überstehen, dessen musikalische Relevanz man ebenso mit dem Hörrohr suchen muss. „Shake Your Grave“ klingt in Teilen so eindeutig nach MANSONS „This Is The New Shit“, dass man dem Mann dafür eigentlich Credits zubilligen müsste.

Mitunter versuchen RAUNCHY sich an progressivem Anspruch und möchten Melodien kreieren, die den langen Songs eine gewisse Tiefe verleihen sollen, was aber meist misslingt, da für eine nachweisbar intellektuelle Kompositionsweise das erreichte technische Level nicht ausreicht.

Auf „A Discord Electric“ ist alles ganz nett, und als Musikfan weiß man, natürlich ist das zu wenig. Die Scheibe ist nicht hart genug, um als wirkliches Metalalbum durchzugehen, und die melodische und experimentelle Seite ist einfach viel zu unspektakulär und gleichförmig. Eine Randnotiz im Bereich der modernen Metalsounds, zu mehr wird es (diesmal) nicht reichen.

24.09.2010
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