Rings Of Saturn - Dingir

Review

In den USA sind die Ringe des Saturn bereits eine große Nummer. Kein Grund zu überschwänglicher Begeisterung, schließlich feiert das Publikum aus Übersee, gerade im modernen Sektor, diverse Kapellen ab, ob deren Qualität man eigentlich nur verdutzt den Kopf schütteln kann. Also vermutlich eher Grund zur Skepsis. RINGS OF SATURN existieren erst seit 2009 und haben mit beinahe 60000 Facebook-Fans einen absoluten Himmelssturm hingelegt. Nach dem Debütwerk “Embryonic Anomaly“ sind die Jungs aus Dublin, Kalifornien bei Unique Leader Records untergekommen und veröffentlichen nun mit “Dingir“ ihr Folgealbum. Dingir ist die sumerische Sammelbezeichnung für göttliche Inhalte – klingt ziemlich tiefgreifend, vor allem mit dem Hintergrundgedanke, dass sich der Fünfer hauptsächlich um einen chaotischen Mix aus Deathcore und Technical Death Metal kümmert.

Chaos ist schließlich auch das wesentliche Stichwort, denn RINGS OF SATURN liefern hier sicherlich einen der heftigsten und wahnwitzigsten Brocken des aktuellen Metal-Jahres. Schon die ersten Minuten, ja Sekunden, stellen unmissverständlich klar: Das wirft Kontroversen auf. Ist das jetzt geil oder totale Scheisse? Ist das beeindruckend oder höre ich mir lieber selbst beim Durchfall zu? Auf jeden Fall ist es eine extrem gewagte Gratwanderung, denn “Dingir“ ist alles andere als konventionell. Schon das grobe Soundgerüst schafft ordentlich Raum für Diskussionen. Es dauert nur wenige Augenblicke, da hämmert der Opener “Objective To Harvest“ gewaltig los. Ian Baker an den Drums, einer der drei Neuen im Musiker-Line-Up, prügelt sich in Überschallgeschwindigkeit durch die furiosen, größtenteils vollkommen untransparenten Kompositionen.

Dem Hörer kommen durchaus fragende Gedanken, ob es denn rein technisch überhaupt möglich ist, das unendlich sterile Schlagwerk noch mehr zu triggern. Dazu gesellen sich Saitenflitzer-Riffs zwischen technischem Death Metal und anstrengendem Nintendo-Klang sowie gewisser Jazz-Note. So fordert “Dingir“ gerade zu Beginn des Albums tatsächlich jede einzelne Hirnwindung des geneigten Metalfans, bis das Sechs-Minuten-Stück “Faces Imploding“ erstmals für wirkliche Ruhepausen sorgt. Bis dahin ist aber, zumindest bei mir, atmosphärisch wirklich einiges herumgekommen und ich entwickle durchweg Verständnis dafür, dass RINGS OF SATURN ihren Stil etwas hochtrabend als Aliencore bezeichnen. In der Tat kreiert das wirre, unheimlich nervenaufreibende Songwriting eine Aura, die einfach nicht nach dieser Welt ausschaut. Es hat etwas Galaktisches.

Dazu kommt, dass RINGS OF SATURN im Verlaufe der Platte zunehmend an Eingängigkeit aufbauen. So düsen “Hyperforms“ oder “Immaculate Order“ in einer vergleichsweise fast schon ohrwurmartigen Form aus den Boxen, auch wenn die beiden Stücke auf anderen Platten die vermutlich abgefahrensten Tracks darstellen würden. Den perfekten Abschluss markiert letztendlich das Instrumental “Utopia“, das seinem Titel in jeder Hinsicht gerecht wird und ein sauberes Verknüpfungsende des Spannungsbogens einfräst. “Dingir“ ist ein mächtiges Gesamtwerk geworden. Vielleicht noch nicht beim ersten Durchlauf. Vielleicht auch noch nicht beim Zweiten oder Dritten – aber es könnte sich lohnen!

22.01.2013
Exit mobile version