Scarcrow - Bleeding

Review

Wir leben in den Tagen, da die Mitnahmementalität zum Mantra aller Konsumsklaven geworden ist, im Zeitalter der Aldisierung. Geiz ist in keiner Weise mehr negativ besetzt… nein – Geiz ist jetzt einfach GEIL!
Wo früher „schneller, höher, weiter“ zur Tugend erhoben wurde, muss heute alles nur noch möglichst billig sein, schnell auf Knopfdruck zu besorgen und die Devise heißt „alles abgreifen!“

Schön, dass Scarcrow sehr gebefreudig sind und Geiz nach wie vor Scheiße finden.
Denn die Jungs verwursten auf ihrer Eigenproduktion eine große Bandbreite an Einflüssen und präsentieren sich, auch wenn sie der äußerst vollmundigen Bandinfo nicht in letzter Konsequenz gerecht werden können, alles andere als billig. Da wird noch was investiert!

Die Platte ist von der Marke Eigenständigkeit und ist daher in Zeiten, da sich so manche Band aus dem Krabbeltischsortiment für ihr Songwriting bedient, bereits Gold wert … oder sagen wir mal Silber, denn leider gibt es auch ein paar Durchhänger…

Während sich der starke Opener mit überzeugendem Riffing, dynamischen Aufbau und intelligenten Breaks präsentiert, geht die Klasse schon bei Song Nummer 2 ein wenig flöten. Denn da wird dann doch ein wenig mit Hooklines gespart und auch das nachfolgende „What If“ rockt am Hörer vorbei, ohne nennenswerte Spuren hinterlassen zu können. Dicker Pluspunkt ist jedoch zu jeder Minute ganz klar des Fronters Organ, das herrlich eigenständig und heiser-melodisch daherkommt. Mit dem klinisch-sterilen Intro zu „Sea Of Rage“, welches ein wenig an GODFLESH erinnert, geht es aber erfreulicherweise wieder aufwärts. Die Groove-betonte Klangkunst SCARCROWs, in der sich Old School Thrash Metal Anteile der METALLICA Schlagseite ebenso wie auch Grunge oder gar CrossOver (so besonders geschehen auf dem leider etwas lahmen „What If“) mischen, funktioniert wieder besser, bis es auf dem gelungenen Rausschmeißer „The String“ erneut den hohen Standard des Openers erreicht.

Hier wird’s nämlich wieder abwechslungsreich und flotter und so letztlich auch überzeugender.
Die Jungs haben ihren markanten Songs ein recht adäquates Soundgewand verpasst, auch wenn es noch ein wenig rau und an einigen Stellen zu undifferenziert ausfällt. Für eine Eigenpressung ist die Produktion aber sehr hörenswert. Da hat man sich wohl auch nicht totgespart! Woran gespart wird, ist allerdings noch ein Plattenvertrag, den die Band zwar verdient, aber immer noch nicht erhalten hat. Auch wieder seltsam, wenn man bedenkt, welch Qualität sonst so von Labels veröffentlicht wird…

Und was zudem so richtig gediegen rüberkommt, ist die sehr ansehnliche HP der Band, gegen die viele von etablierten Bands eben verdammt geizig aussehen.

Also Scheiß auf Geiz und die MCD bei den Jungs angefordert… es lohnt sich!

21.02.2006
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