Scharbock - Geißel Der Menschheyt

Review

Im Mittelalter war Scharbock – oder auch Skorbut genannt – oft die Haupttodesursache bei Seeleuten, die mangels Konservierungsmöglichkeiten eine einseitige Ernährung aus Pökelfleisch und Schiffszwieback zu sich nahmen, und früher oder später reihenweise an dieser äußerst unappetitlichen Mangelerkrankung verstarben.

Heute ist SCHARBOCK ein Fünfer aus dem Süden Deutschlands, wobei Songtitel wie „Schmerz“, „Aggression“, „Glaubenstod“ und „Massaker“ im positiven Sinne und auf rein musikalischer Basis Programm sind. Ob dabei ein so ausgeprägt-intensiver Detailreichtum wie in „Massaker“ („Ich drück‘ ab. Die Zeit bleibt stehen. Der Schuss geht durch dich durch. Er reißt das Herz in Stücke…“), der Beschreibung eines Wahninnigen, der in einem Blutbad massenhaft Menschen und letztlich auch sich selbst erschießt, unbedingt notwendig ist, bleibt dahingestellt, wiederum würde vermutlich kein Hahn danach krähen, wenn die Texte nicht so extrem und packend inszeniert ausfallen würden. Mir gefällt’s, aber eine Menge anderer Leute wird sich daran garantiert wieder einmal den Kopf stoßen.

In gewisser Weise erinnern die Songs somit sogar ein wenig an das RICHTHOFEN-Debüt, wobei „Geißel Der Menschheyt“ insgesamt und zweifelsohne ziemlich derbe Kost ist – ein Mix aus traditionellem Death Metal und modernem MetalCore -, mit einer hervorragenden Produktion, aber dennoch nicht ganz so brutal klingt, wie es RICHTHOFENs „Seelenwalzer“ vorgemacht hat.

„Geißel Der Menschheyt“ ist eine überraschend gute EP, die Lust auf mehr macht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Jungs das Niveau der vorliegenden Songs auch über die Distanz eines Longplayers halten können.

09.11.2008
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