Second Relation - Eno

Review

Waren SECOND RELATION auf dem Debüt „Lynette“ noch vergleichsweise nah an Bands wie OPETH gebaut, haben sie sich nun – auf dem vorliegenden, dritten Album „Eno“ – in eine andere Richtung entwickelt. Allein auf dem Rausschmeißer „Second Hand Life“ ist von den Anfängen noch etwas zu spüren. Über den Rest des Albums bieten die Österreicher jedoch progressiven Alternative Rock, der durch seine Jazz-, Funk- und Soul-Vibes teilweise so richtig ins Tanzbein geht.

Über einen Großteil der Spielzeit gestaltet sich „Eno“ konsistent. Allein der besagte Rausschmeißer sticht aus der Trackliste hervor und würde den Flow der Platte empfindlich stören, wäre er nicht am Ende platziert. Aber „Eno“ hat ohnehin ein anderes Problem.

Die Höhen und Tiefen des SECOND RELATION-Sounds

Und das wäre die Unaufdringlichkeit einiger Songs, die oft nur durch die Refrains aufgebrochen wird. Ein gutes Beispiel hierfür wäre „Labyrinth“. Dieses beginnt recht unspektakulär und etwas beliebig, zieht mit einem schön eingängigen Refrain aber qualitativ etwas an. Auch „Familiar Surroundings“ bleibt aufgrund mangelnder Einprägsamkeit eher farblos. Bei diesem Song hilft sicher auch nicht die Spielzeit von über sieben Minuten. Dadurch ist den Österreichern hier einiges an Längen hinein gerutscht. Gefühlt mäandriert der Song einfach nur so vor sich hin.

Dagegen punktet „White Mirror“ auf ganzer Linie. Allein schon der funkig-jazzige Charakter des Songs dürfte die Aufmerksamkeit erregen. Auch das folgende „The Essence Of The City“ hält an der Funk-Stange fest, fügt aber in puncto Gesang wesentlich mehr Soul hinzu, ist musikalisch dagegen eher am Jazz gebaut. In der zweiten Hälfte baut der Song aber etwas ab. Gerade bei der Stelle, in welcher der Gesang nur mit der akustischer Gitarre übrig geblieben ist und mit vereinzelter Percussion unterstützt wird, zieht sich der Track etwas. Da managen SECOND RELATION bei den kürzeren Tracks wie etwa „Rebirth“ und „Countless Damages“ ihr Songwriting deutlich besser. Beide sind wieder näher am Rock gebaut. „Rebirth“ überzeugt durch seine erstaunliche Geradlinigkeit. Bei „Countless Damages“ dagegen fahren die Österreicher so ziemlich alles auf, was sie auf „Eno“ stark macht. Und sie verbinden diese Einflüsse zum stärksten Song der Platte. Dabei erinnern sie in den rockigeren Passagen etwas an CALIGULA’S HORSE.

Ein Schritt in die richtige Richtung

Wenn SECOND RELATION mit den Stilen so virtuos jonglieren und sich dabei so prägnant und knapp wie möglich halten, ist „Eno“ am stärksten. Bei den Tracks dagegen, welche die Fünf-Minuten-Marke knacken (und das ist immerhin ein gutes Drittel der Songs), schleichen sich vermehrt Längen hinein. Und dazu kommt auch, dass die Musik nur zu gerne unspektakulär vor sich hin fließt und vereinzelte Parts in den Songs einfach zu lang geraten sind. Dafür funktionieren die Funk- und Soul-Passagen richtig gut und sorgen beim Rezensenten stets für gespitzte Ohren. Hier sollten SECOND RELATION ansetzen und ihren Sound weiterentwickeln. Lange, geschweige denn überlangen Songs, stehen ihnen nicht (mehr) so gut zu Gesicht. „Eno“ ist damit ein Album mit Höhen und Tiefen, wobei die Höhen die Tiefen etwas aufwiegen. Reinhören tut hier definitiv nicht weh.

21.09.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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