Sonja - Loud Arriver

Review

Vielen dürfte die US-amerikanische Musikerin Melissa Moore noch kein Begriff sein, ebenso wenig die Band SONJA. Allerdings dürften die meisten von euch noch ABSU bzw. deren Mitglied Vis Crom kennen. Mit diesem Namen spielte Melissa sieben Jahre unter ihrer früheren, männlichen Identität bei den Occult-Black-Thrashern, bis sie die Band aufgrund der “most fucked-up form of transphobia” seitens ihrer ehemaligen Kollegen 2017 infolge ihres Outings als Trans-Frau verlassen musste. Während die ehemaligen Kollegen ABSU aufgelöst haben und als PROSCRIPTOR MCGOVERN’S APSÛ weiterführen – angeblich versuchten McGovern & Co. bereits von Melissa Moore geschriebenes Material zu stehlen – wurden SONJA von ihr bereits 2014 gegründet. Nun endlich, ganze acht Jahre später, können wir uns endlich am Album-Debüt “Loud Arriver” erfreuen, welches eine ziemliche Wucht geworden ist; wenngleich die Platte im Soundcheck leider nicht so gut aufgenommen wurde.

SONJA: Kein Black Metal, dafür kaputter Dark Rock

Stilistisch haben SONJA mit ABSU absolut nichts gemein. Statt hektischem, komplexem Black Thrash regiert melancholischer, atmosphärischer Dark Rock mit einer urbanen Note, wie er im Sortiment irgendwo zwischen DOOL, THE DEVIL’S BLOOD, GGGOLDDD, YEAR OF THE GOAT, UNTO OTHERS oder auch TRIBULATION stehen könnte. Statt Fantasy-Horror und Okkultismus driftet die Atmosphäre auf “Loud Arriver” eher in Richtung urbaner Welten. Das Album erzählt von Trauer, Einsamkeit; von Depression und Freude; von Sex, Gewalt und Verzweiflung. Es ist real und vollkommen aus dem Leben und dabei so ehrlich, dass es beim Hören weh tut.

Egal, ein bisschen Sadismus ist uns ja allen gemein und das Schöne an “Loud Arriver” ist, dass man beim Hören gleichzeitig tanzen und heulen kann. Hier wird die fragile Melancholie klassischer alter Goth-Rock- und Darkwave-Bands mit der erhabenen Kraft und Stärke von traditionellen Metal-Bands (IRON MAIDEN, MANOWAR) zu einem völlig natürlich klingendem Ganzen vergossen, dass die nicht mal vierzig Minuten des Albums wie im Flug vergehen. Durch die eindringliche, hypnotisierende Stimme von Melissa, die sich eine markige Gesangsmelodie nach der anderen aus den Hüften leiert. “Nylon Nights”, “Wanting Me Dead”, “Fuck, Then Die” – egal, das Album ist voller verdammter Hits und will unbedingt erneut gespielt werden, sobald die 37 Minuten vorüber sind.

“Loud Arriver” wird ein Hit für die Zielgruppe

Fakt ist, für solche Musik gibt es inzwischen eine breite Szene und einen großen Markt. Stichwort: Roadburn. Fakt ist, das traditionsreiche Kauz-Label Cruz del Sur aus Italien hat abermals einen wahrhaft guten Riecher bewiesen. Fakt ist auch, angefangen beim Konzept, über Produktion und Verpackung bis hin zu Songwriting und Performance ist SONJA ein traumhaft stilsicheres Album gelungen, das der Beginn einer Laufbahn, die steil nach oben führt, sein könnte. Wer stockdüsteren, gothic-lastigen Classic Rock bzw. Heavy Metal mit Ähnlichkeiten zu den genannten Bands grundsätzlich mag, wird dieses Album lieben – versprochen!

16.09.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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