SorgSvart - Fortapt Fra Verden I Vakker Selvmord

Review

Einheit Produktionen scheint ein Label mit einem besonders glücklichen Händchen für heidnische Übercombos zu sein. Solch eine Übercombo – in diesem Fall aber ein Ein-Mann-Projekt – ist SORGSVART. Sorg, der norwegische Virtuose, kredenzt pagane Klangkunst mit Black Metal Konturierung auf höchstem Niveau und das, obwohl es sich bei „Fortapt Fra Verden I Vakker Selvmord“ (übersetzt: Der Welt durch wunderschönen Selbstmord verloren gegangen) gerade mal um ein Debüt handelt. Bereits mit dem ersten Hördurchgang stößt die Scheibe den Zuhörer etwas unvermittelt ins kalte Nass, denn auf solchen Firlefanz wie ein Intro wird kein Wert gelegt und so prescht gleich der erste Song vor – das gesamte Album pendelt sich jedoch im Midtempo Bereich ein. Die Musik des Nordmanns vermittelt das Flair der neunziger Jahre (R.I.P.), als Black Metal noch Black Metal war – ohne den ganzen Ballast, den er heute mit sich führt. Roh, naiv und kantig mutet das Album an und zeigt gleichzeitig die Verbindung zum Untergrund ganz deutlich auf, ohne mit solchen Modebezeichnungen wie „true“ oder „old school“ belegt zu sein. Es hinterlässt bei mir genau das gleiche Gefühl, wie damals die ersten Veröffentlichungen von DIMMU BORGIR und beschwört vor meinem geistigen Auge das Bild „Pesta i trappen“ des norwegischen Künstlers Theodor Kittelsen herauf. Sicherlich ist „Fortapt Fra Verden I Vakker Selvmord“ retrospektiv auf das letzte Jahrzehnt fixiert, was dem Album meiner Meinung nach nur Pluspunkte bringt, doch es ist weniger „true“ bzw. „old school“, als progressiv/fortschrittlich im sehr engen Rahmen des Black Metal. Mit der Genialität von Edvard Grieg für packende Melodien und der Euphonie, der wohl göttlichsten Heidencombo aller Zeiten – STORM – geht Sorg zu Werke und verbindet diese Elemente mit seinen eigenen Vorstellungen von heidnischer Klangkunst zu einem wahrlich Weltklasse Werk. Das lockere, fast naive Spiel mit der Melodie und dieses greifbar Urige erzeugt die Art von Authentizität, die man sich allzu oft von etablierten Genrevertretern wünscht. SORGSVARTs „Fortapt Fra Verden I Vakker Selvmord“ scheint der Prototyp des perfekten Pagan Black Metal Albums zu sein. Es überzeugt allein durch seine eigenwillige Einfachheit und seine rohe Reinheit. Die Musik wirkt stellenweise schamanisch und damit sehr naturverbunden. Durch Maultrommel und passende Keyboard-Passagen wird ein ganz eigener Rhythmus, eine ganz eigene Dynamik erschaffen, die in darin gipfelt, dass die Platte musikalisch neue Pfade betritt bzw. jene, die lange nicht mehr betreten wurden. Eine ebenfalls interessante Feststellung kann man machen, wenn man sich das Namenslogo auf dem Cover des Albums anschaut. Man bemerkt sofort das „A“ im Namen, welches ihn deutlich als Anarchisten entlarvt. Das ist ein deutlicher und offener Tabubruch in der BM Szene – diese Reibung, dieser offensichtliche Bruch mit den Traditionen macht SORGSVART zu etwas Besonderem und Sorg zu einem Avantgardisten in der Szene. Diese Überlegung hinterlässt auf jeden Fall einen bleibenden und intensiven Eindruck und im Zusammenhang mit der Musik unterstreicht es abermals das Alleinstellungsmerkmal und die Einzigartigkeit SORGSVARTs, was sogar Nocturno Culto von DARKTHRONE dazu veranlasste, die Band in einer norwegischen Tageszeitung in den höchsten Tönen zu loben. Zusammenfassend muss man sagen, dass „Fortapt Fra Verden I Vakkert Selvmord“ erfrischend eigenständig ist und eine nostalgische Rückbesinnungen auf alte Zeiten zulässt. Und um es noch deutlicher zu sagen: Die Platte ist einfach Gott und eine wahre Ohrenweide!

08.08.2006
Exit mobile version