Soulburn - Noa's D'ark

Review

SOULBURN haben ihren Rhythmus gefunden: Zwischen dem Debüt “Feeding On Angels” (1998) und dem Zweitwerk “The Suffocating Darkness” (2014) lagen rund 16 Jahre. Danach verkürzte sich die Wartezeit maßgeblich, denn Album Nummer drei, “Earthless Pagan Spirit”, kam 2016 raus. Zwei Jahre später folgte die EP “Carpe Noctem” und nach erneuten zwei Jahren steht “Noa’s D’ark” in den Startlöchern. Erstmals sind SOULBURN ohne Schlagzeuger Bob Bagchus unterwegs – am Drumkit sitzt jetzt Marc Verhaar, der auch bei GRACELESS spielt.

“Noa’s D’ark” könnte an den Erwartungen scheitern

Ein neues Album ist auch immer ein Spiel mit den Erwartungen. An der Stelle könnte “Noa’s D’ark” in die falsche Richtung zünden und nach hinten losgehen. Album Nummer vier ist eine Identitätsfindung, nach der die klaren Vergleiche mit BATHORY und Co abreißen müssten. SOULBURN spielen jetzt ihre Variante von Blackened Death Metal und verbinden düstere Themen und finstere Vertonungen mit einem sehr wuchtigen Death-Metal-Schlagzeug. Freunde von Bands wie GOATWHORE und SOULBURN-Neueinsteiger sollten damit fraglos warm werden.

Sind SOULBURN anno 2020 zu reif?

Doch wie wirkt “Noa’s D’ark” auf Kenner der Vorwerke? Die früheren Lieder vermittelten das Gefühl, dass hier gestandene Musiker zusammenkommen, die auf ihre alten Helden ausrasten, weil sie Bock darauf haben. Den Songs von “Noa’s D’ark” soll keine Leidenschaft abgesprochen werden, sie lassen die rohe Energie aber vermissen, die sich auch im Sound der alten Platten niederschlug. Natürlich ist das neue Album eine Weiterentwicklung und selbstverständlich ist das aus Sicht einer Band nachvollziehbar. Doch nicht immer bedeutet Entwicklung auch Verbesserung, wenn Energie und Gefühl durch Kopflastigkeit ersetzt werden.

Stimmlich neue, aber holprige Wege

Eine deutliche Überarbeitung haben die Vocals erfahren. Fronter Twan van Geel bezeichnet den Gesang auf “Noa’s D’ark” selbst als abwechslungsreicher, attestiert ihm eine ausgeprägtere Herzensnähe und spielt in dem Zusammenhang sogar die Quorthon-Karte aus. BATHORY-Vibes hin oder her, unterm Strich schmeichelt die Stimmvariation – bis hin zu fast cleanen Passagen, die schlichtweg nicht gut klingen – den neuen SOULBURN-Songs nicht und verleiht ihnen im ungünstigten Fall einen leicht modernen Touch. Das zeigt sich zum ersten Mal in “Noah’s Dark” und erfährt den Tiefpunkt in “Assailed By Cosmic Lightning”. Ein echter Störfaktor, der einen ganzen Punkt nimmt.

Der Opener “The Morgue Of Hope” fasst die wesentlichen Elemente des SOULBURN-Sounds in über sieben Minuten gut zusammen. Ja, “Noah’s Dark” ist ein ausgefeiltes, irgendwie reiferes und sowohl instrumental als auch stimmlich aufgefächertes SOULBURN-Album, das gute Lead-Akzente setzt (zum Beispiel am Ende des zweiten und im hinteren Drittel des dritten Liedes) und ein paar spannende Wege geht (“Triumphant One” ist ein gelungenes Zwischenstück). Unterm Strich fehlen aber die zwingende Bösartigkeit, die fiesen infernalischen Vocals, ein Brecher wie “The Mirror Void”, die Uffta-Passagen und allgemein das Zügellose.

12.11.2020
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