Spectral - Evil Iron Kingdom

Review

SPECTRAL ist schon ein bemerkenswertes Metal-Sextett aus der Vulkaneifel: Mittlerweile seit 14 Jahren aktiv, hat sich die Band mehrfach neu aufgestellt und ausgerichtet, aber nie so ganz konsequent. Sie behält folglich viele Details als Ballast mit an Bord, obwohl sie zur heutigen Ausrichtung nicht richtig passen. Und so erscheint der Sechser mit seinem neuen Album „Evil Iron Kingdom“ als Gesamtkunstwerk wie eine bunte Ansammlung verschiedenster Stile: Die von den sechs Musikern gewählten Pseudonyme weisen wahlweise in die Pagan- oder Thrash-Metal-Ecke, während es die Band in der Vergangenheit auch mal mit Black Metal versucht hat. Das neue Album wiederum ziert ein Fantasy-Cover, das jede Power-Metal-CD perfekt schmücken könnte. Doch weit gefehlt, denn „Evil Iron Kingdom“ ist Viking Metal, jedenfalls dann, wenn man dem Promozettel Glauben schenken darf.

Die Wirklichkeit sieht jedoch wieder einen Ticken anders aus: Da werden in den Texten Kräfte zusammengeführt, Fäuste gereckt, Schwerter und Äxte im Kampf geführt und viele Tode gestorben. Das erinnert mehr an Conan der Barbar als an Wikingersagas, und das ist vielleicht auch gut so. Doch angesichts der musikalischen Leistung des Sechsers auf „Evil Iron Kingdom“ ist Spott weitgehend fehl am Platz: Sieht man einmal vom Intro ab, dessen Spoken-Words-Passagen etwas unbeholfen wirken, liefern die Jungs nämlich eine Platte ab, die gefällig ist und neun komplette Songs enthält, die auf ihre Art überzeugen. Nur sollte niemand Viking Metal im Stile von ENSLAVED, EINHERJER oder AMON AMARTH erwarten, genausowenig wie die dazu passenden lyrischen Ergüsse. SPECTRAL bieten Metal für Muskelmänner, wie Kollege Stendahl einst schrieb, und stehen für eine kompakte Melange aus Death und traditionellem Metal mit Speed-Einschüben und hymnischem Midtempo.

So überzeugen der Titeltrack und „United Forces“ mit flottem Tempo und netten Gitarrenleads, bevor in „Die In Battle“ bis zum Anschlag gerifft wird. Weitaus abwechslungsreicher kommt aber „Embrace The Darkness“ daher, das den Spagat zwischen Hochgeschwindigkeitspassen und majestätischem Downtempo schafft und genauso tiefsten Grunzgesang auffährt wie cleane Vocals. Schick! Ebenso empfehlenswert ist „Age Of Eternal Victory“ mit seinen hymnischen Leads, bevor die beiden Mitgrölhymnen „Axecutioner“ und „Raise Your Fist“ den guten Eindruck wieder etwas trüben: Metal mit der Holzkeule.

Hier und da sollte die Band zwar noch an ihrer eigenen Note feilen; nichtsdestotrotz ist „Evil Iron Kingdom“ ein ordentliches Album geworden, das zudem mit einem guten Klang aufwartet. Leute, die neben der Musik auch ein Image mitkaufen möchten, werden sich mit „Evil Iron Kingdom“ zweifellos schwer tun. Diejenigen, für die die Musik im Vordergrund steht, sollten das Album aber einfach mal antesten.

16.11.2009

- Dreaming in Red -

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