Static-X - Cannibal

Review

Zugegeben, ich hatte STATIC-X schon etwas aus den Augen verloren. Der Grund dafür sind die letzten Offerten, die den konsequenten Abstieg der Band bestätigten. Ich werde damit vielen Fans vor den Karren pissen, aber „Wisconsin Death Trip“ war das geilste, was die Amis je zustande gebracht haben. „Machine“ war auch noch ein cooles Geschoß, offenbarte aber jedoch schon erste Rostansätze. Tja, und dann ging’s mit jedem Album weiter abwärts, und nun befinden wir uns mit „Cannibal“ wieder eine Etage tiefer.

Ich frage mich echt, was mit dieser Band passiert ist, zumal sie jetzt fast wieder im Original Line-Up spielt (man also durchaus die Qualität von WDT erwarten könnte). Die Zeit hat aber offenbar ihre Zeichen hinterlassen, und STATIC-X sind einfach nicht mehr das, was sie leider auch nur zu kurz waren: eine übelst abgefahrene Band, die abgefahrene Musik spielt.
Anno 2007 klingen STATIC-X wie tausend andere Bands aus dem New Metal und Metalcore-Sektor. Stichwort Metal: „Cannibal“ ist in der Tat so metal-lastig wie keins ihrer vorherigen Alben. Dafür ist das Gebräu, was uns darauf geboten wird, auch so eintönig, wie nie zuvor. Was gleich mit dem Opener und Titeltrack auffällt, ist der ziemlich schwachbrüstige Sound, um den sich diesmal nicht Haus- und Hofproduzent Ulrich Wild sondern Starkstromfriseur Wayne Static persönlich gekümmert hat. Ich nehme ihm durchaus ab, dass er mit dem selbst gefrickelten Ergebnis zufrieden ist, aber was er mit seiner eigenen Stimme auf „Cannibal“ abliefert, geht gar nicht. Heisere Shouts auf ein und demselben Level, dass ich schon nach ein paar Minuten selbst Halsschmerzen kriege. Hat Wayne ’ne Lungenentzündung verschleppt oder Abgase inhaliert?

Unter den zwölf Songs befinden sich – wenn ich wie ein Scharfrichter urteilen würde – eigentlich keine echten Höhepunkte. Es werden vereinzelt Akzente gesetzt, z.B. mit dem sehr treibenden „Chemical Logic“, zu dem man die Pommesgabel in die Höhe recken und den Schädel samt Haupthaar kreisen lassen kann. Live ist das Teil definitiv ’ne Bombe, was allerdings gar nicht Bombe ist, obwohl es der Name suggeriert: „Destroyer“ – ganz harmlose, flaue Nummer, beißt nicht und lässt sich streicheln. Bei „Electric Pulse“ fällt mir auch endlich mal die im Promoblatt angekündigte „punktgenaue Solo-Gitarren-Arbeit“ auf. Hier gibt’s wenigstens noch so etwas wie Variation im Einklang mit Eingängigkeit. Denn auch wenn der Rest der Songs durchaus eingängig ist, ist er um einiges mehr eintönig, und rauscht ziemlich unspektakulär durch den Gehörtunnel.
Der einzig wirklich herausragende Song, der auch dem Namen STATIC-X gerecht wird, ist der vorletzte Track „Goat“. Eine arschgeile Nummer mit viel Groove und Evil-Disko-Feeling – hier kann man die Ladies herrlich mit dem Hintern wackeln lassen, während man ganz cool ihren Club mit der Minigun in seine Bestandteile zerlegt. Und es ist auch der einzige Song, in der Wayne’s Gesang auch nach selbigem klingt, und nicht nach entzündeten Stimmbändern.
Nachdem auch der Rausschmeißer „Team Hate“ ohne nennenswerte Vorkommnisse verpufft, ist man ganz froh, dass nach einer reichlichen halben Stunde das Album am Ende angelangt ist. Mensch, „Wisconsin Death Trip“ war noch viel kürzer als „Cannibal“, aber hatte Chaos, Spielwitz und Tiefe, die „Cannibal“ nicht mal im Ansatz erreicht.
Vielleicht vergleiche ich hier ja auch Äpfel mit Birnen – doch was ist daran falsch? Ist schließlich beides Obst.

27.04.2007
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