Steel Panther - Lower The Bar

Review

Wer sich einmal durch ein komplettes Album von STEEL PANTHER gehört hat, weiß, dass Geschmack bei den Kaliforniern relativ ist. Denn die Texte gehen massivst unter die Gürtellinie, was durch die kompetente Musik jedoch wieder ausgeglichen wird. So auch auf dem neuen, vierten Album der schmerzbefreiten Hair Metaller, das auf den Namen „Lower The Bar“ hört. Diskutieren Sänger Michael Starr und Bassist Lexxi Fox laut Presseinfo noch darüber, ob der Titel jetzt das noch weiter fallende Niveau oder die buchstäbliche, liliputanergerechte Absenkung der Theke bedeuten soll (siehe Cover), reicht ein Blick auf die Trackliste, um zu wissen, wie der Hase läuft. Oder besser: wohin. Nämlich in den Schoß der holden (?) Weiblichkeit.

Knackig rocken STEEL PANTHER die Party…

Im Gegensatz dazu zeigt die Band eine gewisse Reife beim Spielen ihrer Musik. Man merkt, dass die Herren schon einige Zeit im Geschäft sind. Zwar erwarten den Hörer gewiss keine ausgefeilten Songbollwerke, dafür aber peppige Rock-Nummern, die in Mark, Bein und Hüfte gehen. Der Sound der Kalifornier drückt nach vorne, ohne sich in Experimenten zu verheddern. Ruhigere Momente wie in „That’s When You Came In“ lassen entfernt an BON JOVI denken. Dagegen fahren STEEL PANTHER bei „I Got What You Want“ einen kräftigeren, fast schon sleazigen Stiefel. „Walk Of Shame“ atmet den Blues Rock, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Wenn man der Band eines zu Gute halten muss, dann, dass sie ihren Rock mit Leidenschaft spielen. Selbst das CHEAP TRICK-Cover „She’s Tight“, für das sie sogar Robin Zander gewinnen konnten, kann was.

… und es sinkt für Sie: das Niveau

Muss man überhaupt noch ein Wort über die Texte von STEEL PANTHER verlieren? Die Band singt über das Vögeln, die Presseinfo liest sich wie ein schlechter Pornoroman und die Musikvideos, die dem Album vorausgeschickt worden sind, etwa zum freizügig betitelten „Poontang Boomerang„, halten sich auch nicht gerade mit Schlüpfrigkeiten zurück. Dabei zielt die Band mit einer derartigen Vehemenz unter die Gürtellinie und hinein in die Steißregion, dass es fast schon niedlich ist. Wie kann diese Band da nur ernst nehmen geschweige denn hassen?

Damit machen STEEL PANTHER den Albumtitel zum Konzept, falls das in ihrem Falle überhaupt noch möglich ist. „Lower The Bar“ ist kompetenter Rock mit gewohnt schlüpfrigen Lyrics, die jede Sinnlichkeit missen lassen und direkt auf den Coitus abzielen. Promisk wie eh und je, macht die Platte einfach nur Spaß, auch wenn es hier technisch gesehen keinen Überhit gibt. Wer dem Stahlpanther schon mal begegnet ist, weiß, was ihn hier erwartet. Überraschungen gibt es also keine. Die Texte sind halt, was sie sind. Man kann sich darüber aufregen, oder sich einfach darüber kaputt lachen, wie schamlos diese Band und wie absurd dieses Album eigentlich ist. Und wenn man diesen Punkt erreicht hat, merkt man: man lacht mit der Band.

20.03.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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