Tardigrada - Emotionale Ödnis

Review

Bereits das Demotape „Widrstand“ der Schweizer Tardigrada erweckte, nicht nur aufgrund der komplett in Schwizerdütsch gehaltenen Texte, meine Aufmerksamkeit. Nach einigen verstreuten Live-Aktivitäten erscheint nun, vier Jahre nach der 2012-Demo, das Debüt Album „Emotionale Ödnis“ über die Eisenwald Tonschmiede.

Der Apfel fällt bei TARDIGRADA nicht weit vom Stamm

Es fällt im ersten Moment nicht schwer, Tardigrada in die aktuellen Black-Metal-Strömungen der Schweiz einzuordnen, die Parallelen zu den großen DARKSPACE und PAYSAGE D’HIVER drängen sich auf. Tardigrada erzeugen dabei eine vergleichbar dichte Atmosphäre, welche insbesondere durch kratzige aber melodische Gitarren und sehr harsche und hohe Vocals aufgebaut wird. Das Gesamtbild ist erdrückend und treibend zugleich.

Zwischen den Black-Metal-Stücken bilden römisch durchnummerierte Akustikparts den Kitt, welcher die Struktur zusammenhält. Auch aufgrund dieser vielen akustischen Parts erreicht das Album eine sehr umfassende Spielzeit, welche zum Wandeln und Verlieren einlädt. Wesentlicher Treiber dieser Strukturen sind die warmen und schnellen Gitarrenspuren, welche, auch aufgrund der Abwesenheit eines Bassisten, die Hauptarbeit übernehmen. Das Riffing hat hierbei eine sehr melancholische Note, welche sich perfekt in das Gesamtbild einfügt und das wesentliche Merkmal der Musik von Tardigrada bildet.

Im Gegensatz zur Demo ist das Album deutlich differenzierter produziert, wovon die Gitarren sehr stark profitieren, während der Klang der Drums marginal zu klinisch abgemischt wurde. Insbesondere die in manchen Stücken immer ähnlich klingende dumpfe Snare erzeugt ein unschönes Triggergefühl. Die Demo ist daher im Direktvergleich etwas kultiger, während das Debüt professioneller, gereifter und geglättet wirkt. Beides hat sicherlich seine Daseinsberechtigung.

Stilstand ist der Tod

„Emotionale Ödnis“ stellt eine gelungene Weiterentwicklung zur „Widrstand“-Demo dar, ohne in irgendeiner Form Kompromisse gemacht zu haben. Die Handschrift von Tardigrada ist weiterhin deutlich erkennbar und wesentlicher Treiber der guten Bewertung. Das Album ist dicht, stimmungsvoll, mitreißend und für Anhänger der oben genannten Referenzen ein Pflichtkauf.

29.10.2016

Stellv. Chefredakteur

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