Tentation - Le Berceau Des Dieux

Review

Uuuund es ist mal wieder Zeit für originelles Traditionsmetall aus dem Hause Gates Of Hell Records. Nachdem uns bereits MEURTRIÈRES und HERZEL vor kurzem mit einigen Highlights versorgten, ist mit TENTATION der nächste französischsprachige Act am Start und legt mit “Le Berceau Des Dieux” sein überzeugendes Debüt vor.

TENTATION: Überzeugendes Debüt

Dabei fällt zuerst der überaus saftige und mächtige Gitarrensound auf, mit dem die Band aus Toureilles im Süden der Republik aufwartet. Ganz großes Kino! Die besten Phasen von RUNNING WILD treffen auf die fette Brutalität von “Restless And Wild”. Stilistisch sind TENTATION – da erzählt das Promosheet keinen Blödsinn – allerdings eher zwischen IRON MAIDEN und MERCYFUL FATE anzusiedeln. Obwohl es eigentlich etwas zu offensichtlich ist, sollten zudem frankophile Fans, die neben oben genannten Acts auch alte Klassiker wie SORTILÈGE, ADX oder BLASPHÈME feiern, ein Auge auf TENTATION werfen. Denn auch in diesem Bereich gibt es offensichtliche musikalische Referenzen.

Wobei “Le Berceau Des Dieux” neben aller Schrulligkeit einen ebenso deutlichen Wink in Richtung Stadion-Metal wagt. Hierfür diene der sehr aufgeblasene Drumsound als Illustration, der irgendwo zwischen Mittachtziger-PRIEST und “Creatures Of The Night” von KISS rangiert. Das kann heuer unmöglich noch mit Begriffen wie “kommerziell” attribuiert werden – vor über 30 Jahren wäre das vielleicht noch möglich gewesen. Für manche Fans könnte der Mix aus eigensinniger Epik und leichtem Produktionsbombast möglicherweise etwas befremdlich wirken. So bleibt es den Hörenden, zu entscheiden, ob die Platte eher mit “inkohärent” oder “hochgradig originell” eingeschätzt werden soll.

“Le Berceau Des Dieux” besticht durch Leidenschaft und Authentizität

Einer amtlichen Achtziger-Party in Gesellschaft von TENTATION steht somit nichts im Wege. Denn “Le Berceau Des Dieux” macht unglaublich viel Laune, da es mit leidenschaftlicher Spielfreude und authentischem Spirit umgesetzt wurde. Songs wie “Le Couvent”, “La Chute Des Titans” oder “Conquérants” begeistern insbesondere durch starke, ausgefeilte Gitarrenarbeit. Was dem absoluten Oberhammer im Wege steht, ist das zuweilen etwas gleichförmige Songwriting sowie die ebenso etwas monotone Stimme von Sänger Patrice Rôhée. Mit dem eher stupiden Abschlusssong “Heavy Metal” hat sich auch ein kleiner Stinker eingeschlichen. Insgesamt aber bietet “Le Berceau Des Dieux” tolles Heavy-Metal-Entertainment auf klassischer LP-Länge, das durch die coole Aufmachung im Spirit der Achtziger zusätzliche Anreize bietet. Kopfkino über die Mysterien des mittelalterlichen Okzitaniens ist garantiert.

18.09.2021

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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