Theatre of Tragedy - Musique

Review

War der kleine Richtungswechsel bei „Aegis“ noch nachvollziehbar, dürften die Liebhaber älterer TOT-Scheiben mit „Musique“ so ihre Probleme haben. Ähnlich wie Paradise Lost bei „Host“ haben die Norweger mittels massivem Einsatz elektronischer Elemente eine krasse Stilkorrektur vorgenommen. Ob dies nun als Trendanbiederung aus Kommerzgründen oder musikalische Weiterentwicklung zu betrachten ist, sei mal dahingestellt, ich möchte mir da kein Urteil erlauben. Gegrunze war ja schon auf „Aegis“ nicht mehr zu hören, dafür wartet Raymond jetzt mit einem etwas nöligen Sprechgesang auf, der wohl möglichst technoid klingen soll, während Liv Kristine in üblicher Manier zuckersüße Gesangsmelodien trällert. Gitarren sind fast nur noch im Refrain zu hören, während die Strophen in erster Linie von Keyboard, Bass und Samples getragen werden. Bei den ersten Durchläufen von „Musique“ hat mir dieses Wechselspiel sogar richtig gut gefallen, von „Machine“, über den Titelsong bis „Radio“ reiht sich eigentlich ein Ohrwurm an den anderen, die Melodien bleiben sofort im Ohr hängen. Mit der Zeit nutzt sich dieses Konzept aber ziemlich stark ab, da es an Abwechslung mangelt und einfach zu glatt und poppig erscheint. Das ändert sich erst mit dem regulär letzten Song „Space Age“, der als konsequenteste Umsetzung der elektronischen Experimente mit schön verträumten Ambient(!)-Klängen aufwartet, und dem rockigen Bonustrack „The New Man“. Wie „Musique“ nun zu beurteilen ist, muß jeder für sich selbst entscheiden, aber Theatre Of Tragedy sollten vorsichtig sein: Zuckersüß kann auch ganz schnell in klebrig umschlagen.

05.12.2000
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