Them - Manor Of The Se7en Gables

Review

Es ist sicher kein Zufall, dass THEM genauso heißen wie eines DER KING DIAMOND-Alben. Nicht nur bedient das US-amerikanisch-deutsche Sextett ebenso eine Horror-Ästhetik, auch Frontmann KK Fossor erscheint im an den König gemahnenden Aufzug und lässt seine Persona die auf „Manor Of The Se7en Gables“ dargebotene Gruselgeschichte durchleben. Ebenfalls vergleichbar sind die hysterischeren Falsett-Momente in seiner Gesangsdarbietung, die auf eine Artverwandtschaft schließen lassen. Hier hören die offensichtlicheren Parallelen allerdings auf, denn wenn es ans Eingemachte, sprich: um die Musik geht, entpuppt sich „Manor Of The Se7en Gables“ im Kern eher als Power-Metal-Scheibe mit vereinzelten Thrash-Anleihen.

THEM zeigen: Power Metal ist noch zu retten

Damit sind die Herren musikalisch näher an Vertretern der Marke POWERWOLF denn KING DIAMOND geschweige denn MERCYFUL FATE gebaut. Doch selbst der Vergleich mit den Saarländer Wölfen stößt schnell an seine Grenzen, wenn nach dem stimmungsvollen Intro der erste Kracher „Circuitous“ loslegt und zeigt, worin THEM besonders gut sind. Dieser Power Metal hebt sich von seinen zahmeren Artgenossen durch seine Aggressivität und seine durch dissonantere Melodien hervorgerufene, düstere Stimmung hervor. Und zum Glück klatschen die Herren nicht alles mit Orchester-Arrangements aus der Konserve zu, in Gegenteil: Die Synthesizer halten sich zumeist zurück und legen sich oft nur subtil und flächig unter die Gitarren, um diese zu untermauern.

Dabei drehen sich die Songs bei THEM genretypisch dennoch um große Refrains mit Ohrwurmcharakter. „Witchfinder“ enthält eines der treibenderen Exemplare, welches das Momentum und damit den Druck des Songs aufrecht erhält. Der mehrstimmige Gesang veredelt diesen dann und transformiert den gesamten Song in einen waschechten Hit. Balladeskes Drama wird in „Ravna“ geboten mit deutlich hymnischeren Gesangslinien, die ihren Job ebenfalls hervorragend verrichten. Und immer, wenn die Thrash-Komponente in die Songs eingearbetet wird, nimmt die Intensität selbstredent zu, wie in „Refuge In The Manor“ oder „Seven Gables To Ash“.

Ein kleines bisschen Cheese muss sein

Eine weitere Komponente von Power Metal ist natürlich der Anteil an Melodien. Auch hier stellen sich THEM sehr geschickt an und klatschen nicht alles damit zu, bis man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. „Maleficium“ kommt da als melodischeres Beispiel in den Sinn, klingt der Song dank prominent in Erscheinung tretender Synthesizer fast ein bisschen wie aus der Feder der „Diabolic Symphony“-STEEL ATTACK stammend. An anderer Stelle, gerade wenn die Härte der Songs anzieht, geht die Band erfrischend sparsam mit Melodien um. Der Zweck ist klar: So bleibt der Zwang innerhalb der Songs erhalten und die Horror-Thematik allzeit präsent, das Gefühl von Gefahr ein steter Begleiter.

Ein bisschen Cheese bzw. Overacting erlaubt sich die Band allein bei der Umsetzung des Konzeptes, speziell in den Interludes, die sich auf die Story konzentrieren. Doch das gehört irgendwie auch zum Power Metal dazu. Subtil ist natürlich was anderes, aber es passt eben zum vorherrschenden Ton von „Manor Of The Se7en Gables“, das in seiner Gesamtheit im Gegensatz zu den eingangs erwähnten KING DIAMOND dann doch im positiven Sinne über die Stränge schlägt und komplett over the top agiert. Das hebt die Band ab und verleiht ihr den ganz eigenen Charme. Und dazu hilft es, die Songs mit Anlauf in die Gehörgänge hinein zu katapultieren. Insofern machen THEM mit ihrem zweiten Album fast alles richtig – ein schaurig-schöner, geradezu höllischer Spaß für die ganze Power-Metal-Familie.

06.11.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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