Theriomorph - Diabolical Bloodswords

Review

Perttu Pakkanen alias Vainaja ist zurück! Der finnische Kopf hinter ehemals CORNIGR und VITSAUS war natürlich nie ganz weg – immerhin gab es erst 2020 „Manalan Virrat“, das zweite Album des Experimental-Black-Metal-Projekts ADAESTUO, welches er gemeinsam mit VJS von u.a. DEMONCY und NIGHTBRINGER betreibt. Trotzdem: Nachdem CORNIGR 2015 von der Bildfläche verschwand, war es zumindest in Sachen geradlinigem Black Metal still um den Multiinstrumentalisten aus der Gegend um Tampere. Nun ist seit Mai das erste Album seines mehr oder weniger neuen Projektes THERIOMORPH draußen, das auf den Namen „Diabolical Bloodswords“ hört.

Das Großteil des Materials auf dem Album geht auf die Zeit vor der letzten CORNIGR-EP „Funereal Harvest“ zurück, eine Nebenidee damals, die schließlich durch die Gründung und den relativen, szeneinternen Erfolg von ADAESTUO erstmal ein paar Jahre auf Eis lag. Das erklärt, warum THERIOMORPH sich auf dem Debüt von Vainajas anderen Projekten unterscheidet, trotzdem aber eindeutig die Signatur des Finnen trägt – vor allem im Riffing ist das zu hören.

THERIOMORPH siedeln Trondheim in Finnland an

Mit „Diabolical Bloodswords“ holt Vainaja auf jeden Fall Trondheim nach Finnland. Nicht umsonst erscheint das THERIOMORPH-Debüt auf Terratur Possessions, dem Haus-und-Hof-Label der Trondheimer Szene rund um Bands der Marke BLACK MAJESTY, DARK SONORITY, MARE und ONE TAIL, ONE HEAD. Trotzdem beginnt die Platte erstmal klassisch, als käme sie aus Oslo oder Bergen: Das Mainriff des Quasi-Openers „Megalith In The Hanging Garden“ (bei „Noxious Voice“ handelt es sich um ein knapp zweiminütiges Intro) klingt erstmal wie ganz frisch den „Unsilent Storms In The North Abyss“ entflohen. Auch das darauffolgende „Atigibus, A Passage Of Cruel“ reiht sich in diese Verneigung vor dem Norwegen der frühen Neunziger ein.

Beinahe hat man „Diabolical Bloodswords“ bereits als Retrokram abgehakt, dann schlägt Vainaja zu: Er wäre schließlich nicht er, wüsste er nicht, wie er seine Hörer überrascht. Vor allem mit „Nocturen – Under the Uninvited“ zieht der THERIOMORPH-Mastermind sämtliche Register des modernen Black Metals: sirrende Gitarren à la MISÞYMING, eine Leadgitarre, die auch OFERMODs „Mystérion Tés Anomias“ gut gestanden hätte, eine Eindringlichkeit in Klang und Darbietung, wie sie zuletzt auf „Ebony Tower“ von MARE zu hören war. Eingebettet ist „Nocturen – Under The Uninvited“ in zwei etwa zweiminütige Zwischenspiele namens „Burning Black Bleeding“ und „Lunar Emblem – Sign Of Night“, in denen Vainaja einzelne Ideen auf die Spitze treibt. Diese Ideen hätten vielleicht nicht gereicht, um einen ganzen Song zu tragen, funktionieren in diesem Kontext aber prima. Mit „Reflecting Skull“ entwickelt sich das THERIOMORPH-Debüt nochmal in flinkere Richtungen, ein bisschen wie FUNERAL MIST auf „Salvation“, aber mit Trondheim-Flair. Zum Abschluss nimmt das Outro „Megalith In The Hanging Garden (Reprise)“ nochmal das Hauptthema aus dem Opener auf und verarbeitet es als Ambient-Streicherstück mit Cello und Violine.

Erst die zweite Hälfte von „Diabolical Bloodswords“ packt zu

Damit ist „Diabolical Bloodswords“ nicht nur vielschichtig, es hat auch eine bockstarke zweite Hälfte auf der Habenseite. Welche der beiden Hälften Vainaja schon rund um 2014 geschrieben hat, bleibt wohl sein Geheimnis, aber eigentlich handelt es sich bei der Platte fast um zwei Alben: Die Tracks eins bis drei klingen, als gehören sie – zumindest in puncto Songwriting – in die Zeit von „A Blaze In The Northern Sky“ und „Diabolical Fullmoon Mysticism“. Die Tracks vier bis acht hingegen beinhalten eher modernen, orthodoxen, vom Zeitgeist berührten Black Metal. Das ist nicht schlimm, aber richtig packend wird „Diabolical Bloodswords“ erst ab „Burning Black Bleeding“. Trotzdem sollte man THERIOMORPH für die Zukunft auf dem Schirm haben: Da steckt Potenzial drin!

06.06.2022
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