Thy Art Is Murder - Godlike

Review

Bei THY ART IS MURDER scheint die Zeit der Coronamaßnahmen einen unfreiwilligen Kreativschub ausgelöst zu haben. Beide Gitarristen ließen für zwei Jahre ihre Instrumente ruhen, die Band konnte sich aufgrund von Lockdowns nicht sehen und die Welt stand still. Für „Godlike“ sind die Auswirkungen spürbar positiv.

THY ART IS MURDER sind weiter gereift

Abwechslungsreicher, gereifter und kontrollierter feuern die Australier ihren Frust in die Welt. Doch das Stimmungsbild hat sich nicht verändert: Immer noch finster, fast schon apokalyptisch prangern THY ART IS MURDER an, was ihrer Meinung nach im Weltgeschehen schiefläuft. Dementsprechend ist „Godlike“ erneut eine wütende Anklageschrift an die Menschheit, die sich am Abgrund wähnt.

Und so darf sich der geneigte Hörer auf viele Trademarks freuen: donnernde Drums, bedrohlich sägende und surrende Riffs sowie unheilvolle Leads. Über allem thronen die brutalen Growls von CJ McMahon, die auf „Godlike“ zeitweise in bösartiges Zischeln übergehen.

Verändert haben sich gegenüber „Human Target“ (2019) eher Details als das große Ganze. Dennoch scheinen die Songs flüssiger von der Hand zu gehen und sogar eine Spur mehr Eingängigkeit zu besitzen. Wo früher ein Breakdown alles zermalmt hätte, stampfen oder ballern THY ART IS MURDER 2023 lieber einige Sekunden weiter. Natürlich, ohne gänzlich auf Breakdowns zu verzichten, sie wirken nur pointierter – wie in „Join Me In Armageddon“, der zuvor eine knisternde Spannung erzeugt und dann förmlich explodiert, ohne danach eine Spur von Erlösung zu offerieren.

„Godlike“ hat wenige Filler

„Godlike“ zeigt ohnehin kaum Gnade. Die wenigen ruhigen Momente wirken zwar als Verschnaufpausen, werden aber stetig durch die nächste kompromisslose Attacke abgelöst. Was generell gut funktioniert, erfährt seine wahre Finsternis, wenn bei THY ART IS MURDER die Emotionen überkochen: Das angesprochene „Join Me In Armageddon“ in all seiner teils wütenden Verzweiflung oder das von Aggressionen überquellende „Lesson In Pain“ sind klare Anspieltipps.

Insgesamt bietet „Godlike“ wenige Filler, sondern nutzt die Spielzeit geschickt aus, um ein dystopisches Klangbild zu erzeugen. In ihrem Rahmen spielen THY ART IS MURDER obendrein mit den eigenen Grenzen, lockern, wenn man es so sagen darf, das Geschehen auch mit straighten Songs („Anathema“) auf und tänzeln wunderbar zwischen Komplexität und Unterhaltung. Genau das richtige Album, um einen Stillstand im eigenen Bandkosmos zu verhindern.

15.09.2023

Chefredakteur

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