Tokyo Blade - Thousand Men Strong

Review

Es ist müßig nach fast 20 Jahren darüber zu diskutieren, was aus dieser Band werden hätte können, hätten die Briten ihren, mit dem 1983 erschienen, selbstbetitelten Debüt und dem im Jahr darauf nachfolgenden „Night Of The Blade“ eingeschlagenen Weg zumindest einigermaßen konsequent fortgesetzt. Immerhin konnten sich TOKYO BLADE mit diesen beiden epochalen Werken eine Art „Heldenstatus“ innerhalb der Szene, vor allem aber in der Historie der NWOBHM erspielen.

Allerdings muss man als Band solche Erfolge im Frühstadium erst einmal verkraften und zudem sei erwähnt, dass man sich nach einem derart imposanten und mächtigen Einstand noch lange Jahre danach an eben jenen Taten messen lassen muss. Wenn man sich die Latte selbst also dermaßen hoch legt, wie es diese Herren gemacht haben, ist es im Nachhinein betrachtet keineswegs verwunderlich, dass die Erfolgskurve schon kurz nach der Veröffentlichung des zweiten Albums wieder deutlich nach unten zeigte.

Es folgten jede Menge an Problemen durch instabile Besetzungen und stilistische Irrungen (die jedoch zum Teil nachrückenden Bandmitgliedern zuzuschreiben sind) und in weiterer Folge fast die eigenverschuldete Demontage der Legende TOKYO BLADE durch nicht wirklich essentielles Liedgut.

Zum Glück haben sich die beiden Gitarristen Andy Boulton und John Wiggins aber Mitte der 90er Jahre noch einmal so richtig zusammengerissen, Alan Marsh, den Sänger des Debüts, erneut hinter das Mikro gezerrt und mit „Burning Down Paradise“ ein Album abgeliefert, mit dem sie die Fans durchaus versöhnlich stimmen konnten. Für die Klasse dieses Werk spricht im Nachhinein auch die Tatsache, dass dieses in einer für die Szene eher prekären Phase aufgelegt worden ist und TOKYO BLADE erkennen haben lassen, dass der gute, alte Heavy Metal längst nicht so tot gewesen ist, wie häufig gesagt und auch geschrieben worden ist.

Danach folgte jedoch einige Zeit der Stille, doch das Interesse seitens der Fans schien immens groß gewesen zu sein, so dass seit dem Beginn der 2000er Jahre immer wieder Gerüchte aus dem Lager der Band zu vernehmen waren. Diese kulminierten schließlich gegen 2009 darin, dass verlautbart wurde, TOKYO BLADE existieren tatsächlich wieder und zwar in der legendären Besetzung Any Boulton, John Wiggins, Andy Wrighton (Bass) und Steve Pierce (Drums). Vakant war zu jenem Zeitpunkt noch der Posten der Mikro, der aber kurz darauf an Nicolaj Ruhnow vergeben wurde, der sich schon als Sänger von DOMAIN einen durchaus respektablen Ruf ersingen konnte.

In jener Besetzung hat man mit „Thousand Men Strong“ nun ein Comeback-Album zu präsentieren, das – um es kurz zu machen – nicht nur die eingeschworene, langjährig treue Klientel der britischen Ikone TOKYO BLADE mehr als nur zufriedenstellen wird, sondern es der Band darüber hinaus wohl auch ermöglichen wird, jüngere Semester für sich zu interessieren, sofern sich diese zumindest einigermaßen an traditionellen Metal-Klängen ergötzen können.

Das Quintett serviert nämlich ausschließlich herzhaft intonierte NWOBHM-Sounds auf melodiöse Art und macht auf Grund der Frische des Materials den Eindruck als wäre es gemeinschaftlich in einen Jungbrunnen gefallen. Zumindest was den Stil betrifft, muss man TOKYO BLADE zudem attestieren, ziemlich genau dort anschließen zu können, wo sie einst aufgehört haben und uns mit ihren ersten beiden Scheiben imponiert haben. Mit Nicolaj hat die Truppe obendrein einen absoluten Glücksgriff getätigt, denn die relativ hohe Stimme dieses Mannes passt vorzüglich zu den harmonischen Gitarren des Duos Boulton / Wiggins und vermag obendrein auch noch reichlich Wärme zu versprühen.

Doch das Wichtigste an einem Album sind immer noch die Songs und auch diesbezüglich haben TOKYO BLADE wirklich gute Arbeit verrichtet. Die Tracks sind durchwegs griffig ausgefallen, wurden von Produzenten-Legende Chris Tsangarides perfekt umgesetzt und gehen durchwegs hurtig ins Gehör.

Als Anspieltipps muss ich unbedingt den satten Opener „Black Abyss“, den fett pumpenden Titeltrack, sowie das eingangs von einer mächtigen Basslinie getragene „Forged in Hell’s Fire“ nennen, aber auch das von herrlich harmonischen, doppelläufigen Klampfen getragene „Heading Down The Road“ hält jeglichen Vergleichen stand. Eine imposante Vorstellung dieser Band also, die mit „The Ambush“ auch noch unter Beweis stellt, dass es anno 2011 durchaus noch ordentlich zur Sache gehen kann und von Ermüdungserscheinungen keine Spur zu finden ist.

„Thousand Men Strong“ markiert ein mehr als nur gelungenes Comeback dieser Herrschaften, die zum Abschluss auch noch unmissverständlich zu erkennen geben, dass sie sich tatsächlich an ihrer Blütezeit orientieren und eine feine Neueinspielung des Gassenhauers „Night Of The Blade“ als Rausschmeißer kredenzen.
Welcome Back, TOKYO BLADE!

11.03.2011
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