Tragedy - I Am Woman

Review

Mit “I Am Woman“ melden sich TRAGEDY passend zum Weltfrauentag Anfang März mit einem Tribut an die Weiblichkeit in Form von Covern bekannter Klassiker, ursprünglich alle von ausschließlich weiblichen Interpreten. Hier geht es querbeet durch die musikalische Landschaft, von Musical- und Filmmusik über Disco der Siebziger und Achtziger zu aktuellen Hits der letzten Jahre.

TRAGEDY zeigen ihre weibliche Seite

Die Auswahl der Songs jedenfalls verspricht von Anfang an Abwechslung und Spaß. Das Album startet mit einem Disco-Ohrwurm aus den späten Siebzigern, „Le Freak“ von CHIC, der im aufgemotzten TRAGEDY-Gewand gar nicht mehr angestaubt wirkt, sondern richtig fetzt und in die Beine geht. Weiter geht es mit dem allseits bekannten, weil auf wirklich jeder Party irgendwann durchgenudelten “I Will Survive“ von GLORIA GAYNOR, das ebenfalls eine rockige Frischekur erfahren darf und zum Anfang melancholisch-bluesig daherkommt, dann aber rasch das gewohnte Tempo aufnimmt.

Über das freche und sehr gelungen interpretierte “She Bop“ von CINDY LAUPER aus den Achtzigern arbeiten wir uns dann zum ersten Highlight und Song mit Konfliktpotential vor, dem Cover des weltweit bekannten Musical-Überhits „Memory“ aus dem Andrew Lloyd Webber-Musical „Cats“. Ob dieses Cover besonders gelungen ist, ist tatsächlich einfach Geschmackssache. TRAGEDY haben sich hier wahrlich keine leichte Aufgabe gestellt, sich aber wirklich wacker geschlagen. Eingefleischte Musical-Fans könnten vermutlich Anstoß an der Version nehmen, für alle anderen präsentiert sich der Musical-Klassiker in einem spannenden neuen Gewand von getragenem cleanem Gesang bis hin zu kurzen Speed-Passagen mit Screams und sogar ein paar angedeutete Growls.

Es folgt das dieses Jahr gefühlt drölfzigste Metal-Cover von ABBA’s “Lay All Your Love On Me“, aber auch das wohl gelungenste und definitiv Metal-lastigste. Mit einem soliden Cover von “Venus“ von SHOCKING BLUE geht es zurück ins Jahr 1969, gefolgt von “Goldfinger“ aus dem gleichnamigen 1964er James Bond-Film, im Original gesungen von SHIRLEY BASSEY.

Darauf folgt ein weiteres Highlight des ohnehin tollen Albums, eine Coverversion von “Respect“ von ARETHA FRANKLIN. Hier bekommen TRAGEDY Unterstützung von Schauspielerin und Broadway-Star Marcy Harriell. Über eine gute, jedoch wenig überraschende Version von IRENE CARAs “Flashdance… What A Feeling“ gelangen wir schließlich zu Highlight Nummer drei, einem mitreißenden Cover von “I’m So Excited“, ursprünglich von den POINTER SISTERS. TRAGEDY schaffen es hier, aus einem Song mit einem ohnehin schon treibenden Beat und ansteckenden Charakter einen Song zu machen, bei dem wirklich niemand mehr stillstehen kann. Irgendein Körperteil wird unbewusst immer mitwippen – wir haben es getestet!

Danach wird es mit DOLLY PARTONs “Here You Come Again“ erst einmal ein bisschen ruhiger, bevor das Album auf der Zielgeraden noch einmal Fahrt aufnimmt mit einer spritzigen, extra rockigen Version von SHERYL CROWs “All I Wanna Do“. Zum Abschluss gibt es noch den Titeltrack, “I Am Woman“, im Original von der australischen Sängerin und Feministin HELEN REDDY, bevor das Album in einer 80 Sekunden kurzen Coverversion des Refrains von KATY PERRYs “Roar“ sanft ausklingt.

“I Am Woman“: musikalische Tragödie oder schlagkräftige Aussage?

Ein bisschen Skepsis ist beim ersten Blick auf erst Cover, dann Tracklist mit Sicherheit dabei, man stellt sich zunächst die Frage, wo hier die Reise hin gehen soll. Es stellt sich aber schnell heraus, dass hier nicht persifliert wurde, ganz im Gegenteil. TRAGEDY überzeugen auf “I Am Woman“ mit unglaublich gut umgesetzten Songideen und so viel Kreativität und Spielfreude, dass der Zuhörer direkt Lust auf einen Konzertbesuch bekommt.

20.03.2023
Exit mobile version