Troll - The Last Predators

Review

Nach der Mini-CD (1996) und (1997) hat Nagash – mittlerweile eine reichlich umstrittene Gestalt – nun also wieder Zeit für sein Troll-Projekt gefunden. Die Vorgänger wurden, soweit ich die Reaktionen dazu mitbekommen habe, recht unterschiedlich aufgenommen. Meine Meinung zu dem damaligen atmosphärischen Black-Metal liegt irgendwo zwischen „essentiell“ und „ersetzlich“. Positiv in Erinnerung war mir v.a. das jeweils majestätische Keyboard-Intro geblieben, das einen idealen, spannungsvollen Übergang zum härteren Hauptteil schuf. Nun, auf dem dritten Album, deutet sich hierbei schon der Bruch mit dem Bisherigen an: in bester Horrorfilm-Manier wird ein subtil beklemmendes Ambiente aufgebaut, woraufhin erst nach dreißig Minuten – gefüllt mit irrsinnigem Gerase – wieder ein Verschnaufen möglich ist. Es scheint fast als sei dies Werk ein Ventil für all die bei The Kovenant, Dimmu Borgir und Carpe Tenebrum beherrschte Aggression. Wer also angesichts der Tatsache, daß die Spaceheld-Kollegen Hellhammer (was ist mit „von Blomberg“ passiert ?! 🙂 und Armund Psy Coma Beistand leisten, vermutet hätte, daß The Kovenant unter andrer Bezeichnung ihren (sehr melodischen) -Kurs fortsetzen, liegt vollkommen falsch. Das einzige Merkmal, das sich auf übertragen ließe, ist „krank“, was sich v.a. in diesem effektvollen, schizophrenen Stimmwechsel äußert. Überraschender Weise zeigt sich hierfür nun ein gewisser S.M. Twice (?) verantwortlich, was ich auch begrüßenswert finde, „zeichnete“ sich Nagash auf doch durch ein kaum erträgliches, an Donald-Duck erinnerndes Gequäke „aus“. Eine weitere Änderung für die ich weiß Gott dankbar bin, ist der vollständige Verzicht auf Synthetik: die Keyboardlinien auf (preiswürdig! 🙂 fand ich stellenweise ein wenig zu dick aufgetragen – was freilich noch gar nichts gegen viele dieser BM-light-Promos bzw. mich heimsuchenden „musikalischen Mordversuche“ ist. Was mir hier vorliegt, stellt dann vielmehr eine Art Querschnitt durch mehrere Metal-Richtungen dar, bietet einige komplizierte bis skurrile Riffs und insgesamt eine rotzige, kalte Atmosphäre. Bis auf ein paar Stellen die etwas an Slayer erinnern, läßt sich das Werk durchaus „eigen“ nennen. Dabei kommt es mir jedoch so vor, als sei nicht allzu viel Mühe/Zeit hinein investiert worden: es ist zwar frei von offensichtlichen, kompositorischen Schnitzern (das Einzige wodurch die meisten neuen BM-Bands auffallen), doch – abgesehen davon, daß die Musik ziemlich schwer anzuhören ist – kann ich kaum (Tiefen-)Dimension oder Charme erkennen. Eine maßlose Frechheit finde ich es übrigens, für eine derart mickrige Spielzeit den Vollpreis anzusetzen (und dann noch ein wohl werbeträchtiges Space-Coverbild, das rein gar nichts mit den allzu irdischen Klängen gemein hat). Zum Schluß will ich Nagash noch weiterhin muntres Pubertieren wünschen, denn die Werbeanzeige (mit Sonnebrille, Revolver bzw. Gewehr) übertrifft sogar Scherze wie „Troll 2000 is murder, slaughter, hate, cocaine und pure alcholochaust“.

23.07.2000
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