Trollfest - Norwegian Fairytales

Review

2019 ist zwar erst ein paar Wochen alt, doch die ersten Neujahrsvorsätze dürften bereits der Vergangenheit angehören. Und auch der verbliebene Restalkohol, der bei manch einem noch vom exzessiven Weihnachtsmarktbesuch im Blutkreislauf zirkuliert, sollte inzwischen abgebaut worden sein. Höchste Zeit also für eine neue Platte von TROLLFEST, oder? Mit „Norwegian Fairytales“ lädt die siebenköpfige Folk Metal-Kapelle einmal mehr zu einem zünftigen Trinkgelage. Ob ihr euch dem Rausch bedenkenlos hingeben könnt oder ausnahmsweise einmal nüchtern bleiben solltet, erfahrt ihr hier.

TROLLFEST – Die alte Leier

„Norwegian Fairytales“ ist ein bisschen so wie eine Kiste kühles Bier: Zwei, drei Flaschen daraus schmecken herrlich erfrischend, während der ganze Kasten unweigerlich Übelkeit, Brechreiz und heftige Kopfschmerzen mit sich bringen dürfte. Selbiges gilt leider auch für das neuste Machwerk von Jostein „Trollmannen“ Austvik und seinen Kollegen. Der ein oder andere Song sorgt zwar durchaus für Stimmung, das Gesamtpaket verkommt jedoch zu einem ermüdenden Einheitsbrei aus repetitivem Folk-Gedudel, formelhaften 08/15-Melodien und einem beinahe schockierenden Mangel an frischen Ideen.

So kann selbst der Gastauftritt des sonst durch und durch kreativen I.C.S. Vortex (BORKNAGAR, ARCTURUS) den Opener „Fjøsnissens Fjaseri“ nicht davor bewahren, zu einem rasanten, aber unsagbar nervigen Trip durch die Abgründe des Folk Metals zu verkommen. „Espen Bin Askeladden“ hingegen gehört zu den stärkeren Songs der Platte, immerhin erweist sich die Nummer als recht abwechslungsreich und überzeugt vor allem dank ihres rotzig-rockigen Touches. Nichtsdestotrotz verweilen TROLLFEST zu oft unter ihren Möglichkeiten. Eingängige Passagen wie bei „Småfolkets store bragder“ tauchen leider zu selten auf. Dafür überwiegt blutleerer, uninspirierter Musikantenstadl-Metal, der in Teilen zwar kraftvoll und wild daherkommt, im Großen und Ganzen jedoch seiner monoton-unausgegorenen Symptomatik erliegt.

Sorgen auch optisch halbwegs für Bierzeltatmosphäre: TROLLFEST

„Norwegian Fairytales“ – Bierzelt-Metal mit Katerfaktor

Nunja, wirklich überzeugen kann „Norwegian Fairytales“ letztendlich nicht. TROLLFEST fokussieren sich einmal mehr zu sehr auf schunkelig-brachiales Gedudel, das mehr an KORPIKLAANI auf Ecstasy, als an hochwertigen, handgemachten Folk Metal erinnert. Dass die Norweger wieder einmal auf ein breites Spektrum verschiedenster Instrumente setzen, geht in dem stilistischen Durcheinander aus Volksmusikeinflüssen, unbeholfenem Gegrunze und geistlos-blödsinnigen Humoreinlagen gänzlich verloren.

TROLLFEST bleiben ein Streitfall: Eingefleischte Folk-Fans können sich mit „Norwegian Fairytales“ durchaus einem besinnungslosen Rausch hingeben, während bei allen anderen bereits nach zehn Minuten der Kopf gehörig brummen dürfte – und das ganz ohne Alkohol.

 

15.01.2019
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