Ulthar - Anthronomicon

Review

Drei Jahre nach „Providence“ melden sich ULTHAR gleich mit einem Doppelschlag zurück. Während die kalifornischen Lovecraft-Jünger auf dem hier gegenständlichen „Anthronomicon“ einer eher herkömmlichen Albumstruktur mit acht Songs zwischen je drei und sechs Minuten Länge folgen, haben sie für das Schwesteralbum „Helionomicon“ einen etwas anderen Ansatz gewählt. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

ULTHAR setzen ihren Weg konsequent fort

„Anthronomicon“ ist im Prinzip die logische Konsequenz des bisherigen Schaffens von ULTHAR und knüpft stilistisch direkt an den Vorgänger an. Kam der Death Metal des Trios schon immer ordentlich angeschwärzt daher, so gewährt die Band diesem Aspekt auf „Anthronomicon“ noch ein wenig mehr Spielraum als zuvor. Das kann natürlich nicht verhehlen, dass bei ULTHAR im Kern nach wie vor brettharter, technisch anspruchsvoller Death Metal regiert. So steigt „Cephalophore“ etwa mit astreinen Black-Metal-Riffs ins Album ein, schwingt im weiteren Verlauf aber zunehmend die Todesblei-Keule.

Die generelle Marschrichtung ist schnell klar: Trotz vertrackter Riffs und einiger irrwitziger Fingerübungen geben ULTHAR vornehmlich satt auf die Zwölf, wobei das Todes-Gewitter wie beim Opener oder dem Rausschmeißer „Cultus Quadrivium“ immer wieder mehr oder weniger intensiv von flirrendem Tremolo und schwarzer Raserei aufgebrochen wird. Ein ähnliches Wechselspiel findet sich beim Gesang, der zwischen tiefem Gebrüll und frostigen Screams variiert. Bei allem technischen Anspruch bleibt das Songwriting außerdem straff und nachvollziehbar, denn ULTHAR verlieren sich nie in zielloser Frickelei rein um des Frickelns willen. Kontrolliertes Chaos sozusagen.

Zudem sind die Amis stets um Abwechslung bemüht und versuchen, den Dauerbeschuss immer wieder ein wenig aufzubrechen. „Saccades“ z. B. schielt in seinen melodischen Momenten unverhohlen gen Göteborg. Bei „Coagulation of Forms“ wiederum fräst sich das Hauptriff unweigerlich durch die Hirnrinde, während sich ULTHAR mit zunehmender Spieldauer in einen regelrechten Rausch spielen und so einen finsteren Strudel mit Sogwirkung entstehen lassen.

„Anthronomicon“ ist kontrolliertes Chaos

Obwohl ULTHAR sich und ihrer Hörerschaft so gut wie keine Verschnaufpausen gönnen und auf stetes Dauerfeuer zwischen Technik, Chaos und brachialer Gewalt setzen, artet „Anthronimicon“ nie in nervtötendes Gelärme aus. Das Songwriting ist fokussiert und das Album lässt sich gut am Stück runterhören, ohne dass auch nur eine Minute Langeweile aufkommt. Fans von BLOOD INCANTATION, MORBID ANGEL und zum Teil auch DEATH dürften ihre Freude haben.

Zudem hat die Band an den richtigen Stellschrauben gedreht, um sich im Vergleich zu den beiden Vorgängern noch mal ordentlich zu steigern. Dass es ULTHAR auch nicht an den nötigen Ambitionen fehlt, dürfte dann spätestens das Schwesteralbum „Helionomicon“ unmissverständlich klarstellen, wenngleich „Anthronomicon“ knapp die Nase vorn hat.

15.02.2023
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