Upon Stone - Dead Mother Moon

Review

Ein roher Diamant aus dem Jahr 1994 ist das Erste, was nach den ersten Hörproben des Debütalbums „Dead Mother Moon“ des US-amerikanischen Quartetts UPON STONE in die Sinne schießt. Seinerzeit war noch ein gewisser Mikael Stanne für die Vocals auf dem ersten IN FLAMES-Album „Lunar Strain“ verantwortlich und erschuf in Kombination mit dem genialen Songwriter Jesper Strömblad ein keineswegs perfektes Einstandswerk. Dennoch bleibt dessen einzigartiger Vibe immer bestehen, nicht allein ob der im Nachhinein schon recht mutigen Folk-Einflüsse. Auf diese haben die jungen Nordamerikaner an dieser Stelle zwar verzichtet, auf allen anderen Ebenen sind die Parallelen aber überaus offensichtlich.

„Lunar Strain“ lässt grüßen

So haben die Jungs bei den Masterminds der frühen Göteborg-Schule ganz genau hingesehen und letztlich ein Melodic-Death-Metal-Album geschaffen, das epochale Momente noch ganz ohne großzügig aufgekleisterte Keyboard-Teppiche generieren kann. Demnach eröffnen die Leads auf „Onyx Through The Heart“ oder dem stampfenden „Paradise Failed“ in jeder Hinsicht detailgetreue Reminiszenzen an die mittleren Neunzigerjahre, in denen sich das Subgenre erst langsam emanzipierte und folglich noch eine merkliche Portion Roh- und Wildheit des traditionellen Death Metal in sich trug.

Die Produktion auf „Dead Mother Moon“ ist keineswegs rumpelig, aber auch genauso wenig so effektorientiert, wie man es von vielen aktuellen Platten kennen mag. Über eine knackige Zeit von einer guten halben Stunde zücken UPON STONE haufenweise antiquierte Riffs aus der Kiste, die sich gefällig in die insgesamt dennoch ziemlich höhepunktfreien Kompositionen einlagern. Dass eine solche Herangehensweise aktuell durchaus von Erfolg gekrönt sein kann, hatten im letzten Jahr schon MAJESTIES mit „Vast Reaches Unclaimed“ bewiesen, die hier im neueren Sinne als Vergleich genannt werden können.

Reise in die Vergangenheit

Dass UPON STONE eher beim ungestümen Genre-Ursprung anknüpfen, denn auf glatt poliertes Saubermaterial aus der Schmuckschatulle zu setzen, unterstreichen sie abschließend mit dem schön kantigen MISFITS-Cover „Dig Up Her Bones“, das durch seine Einfachheit zum Fäuste recken und bangen animiert. Auch wenn die im Jahr 2021 gegründete Band hier laut eigenen Aussagen genau das eingetrümmert haben, was sie eben selbst hören wollten, so fehlt noch ein wenig der eigene Fundus. Das kann die Zeit aber in jedem Fall bringen.

11.01.2024
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