Waltari - The 2nd Decade - In The Cradle

Review

Genau zehn Jahre sind vergangen, seit die finnischen Großmeister des modernen Crossover mit „Decade“ eine erste Zusammenfassung ihres Werkes boten. Damals befanden sich WALTARI nach den Alben „Big Bang“ und „Space Avenue“ sowie der „Death Metal Opera in Deep C“ und dem Nachfolgeprojekt „Evangelicum“ auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Was danach folgte, war ein durchwachsenes Album („Radium Round“), ein ausschließlich in Finnland veröffentlichtes Kooperationswerk mit den Ethno-Elfen ANGELIT („Channel Nordica CNN“) und schließlich eine lange Pause.

Eine lange Pause, in der WALTARI fast in Vergessenheit gerieten. Ob aber – wie im Info-Blatt zu dieser CD behauptet wird – falsche Businesspartner und neue Trends die alleinige Ursache für den Popularitätsabsturz der sympathischen Finnen waren, sei einmal dahingestellt. Vielmehr handelte es sich doch um eine Pause, die für WALTARI dringend nötig war, denn die drei Platten, welche die Band danach vorgelegt haben, waren einfach spritziger, witziger und überraschender als jene Ende der 90er-Jahre. Klar, die Band hat weiterhin auf ihre bekannte Mischung aus Dancerhythmen und Metalriffs gesetzt, gleichzeitig aber versucht, dasjenige wieder auseinanderzureißen, was bisweilen zu einem Einheitsbrei verkommen war.

Bei allen Experimenten hat aber Mastermind Kärtsy Hatakka nie den Blick für poppige Melodien und eingängige Refrains verloren. Ein Fakt, der sich nahtlos in die Gegenwart fortsetzt: So beginnt „The 2nd Decade“ mit dem neuen Song „In The Cradle“, der absolut eingängig ist, da er im wesentlichen auf nur zwei Melodielinien basiert. Setzt sich in den Gehörgängen fest, nett. Von den seit 1999 veröffentlichten Alben haben jeweils ein oder zwei Songs den Weg auf diese Compilation gefunden. Dabei handelt es sich um die Singles, die hier im Radio-Edit vorliegen („Get Stamped“ und „One Day“), in einer Live-Version („Atom Angel“) oder als Remix („Life Without Love“). Der einzige Track des „Channel Nordica CNN“-Projekts („System Oðða Áiggi“) macht aber deutlich, dass WALTARI in der Vergangenheit manchmal das Soll übererfüllt haben: Hier wird gerappt, bis der Nervenarzt kommt. Besser kommen schon die drei als Bonus gekennzeichneten Tracks, die während einer Unplugged-Session mitgeschnitten worden sind: Wer einen Song wie „Death Party“ im Original kennt, wird ahnen, dass diese Session den Rahmen des Gewöhnlichen sprengt: Geil! Zudem enthält die CD ein schönes Video zum Titeltrack.

Ob jeder Fan diese Best-Of nun in seinem CD-Regal stehen haben muss? Wer bereits alle Alben von WALTARI sein Eigen nennt, sollte genau nachrechnen: Das Video ist frei über Youtube abrufbar, und die Radioversionen der bekannten Tracks stellen keinen erkennbaren Mehrwert dar. Einzig „In The Cradle“ mit vollem Stereo-Sound, Billy Goulds Remix von „Life Without Love“ und die ausgestöpselten Songs dienen als Kaufanreiz für „The 2nd Decade – In The Cradle“. Eigentlich etwas wenig und unspektakulär für eine Band wie WALTARI – im direkten Vergleich wirkt „Decade“ einfach viel praller.

27.09.2008

- Dreaming in Red -

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