Warpath - Bullets For A Desert Session

Review

WARPATH sind zurück. Mit „Bullets For A Desert Session“ und nach fast 20 Jahren. Und einerseits ist das cool, denn die Welt kann ja nicht nur aus spinnenbeinigen Nachwuchs-Shredderern mit buntem Splatter-Shirt um die Hühnerbrust und im Wesentlichen Bier auf der Agenda bestehen. Andererseits machen WARPATH auch in ziemlich runderneuerter Besetzung noch ziemlich Angst.
Live, zum Beispiel auf dem Headbangers Open Air, waren die Herren nämlich schon mal einigermaßen massiv: Dirk „Dicker“ Weiß rollt die Augen wie ehedem und Petrus Steele, ist zwar nicht ganz so monströs groß wie jener, hat dafür aber mehr bodenständige Rocker-Attitüde. Und der Rest der Band wirkt auch nicht wie aus dem Poesie-Album geschüttelt.

WARPATH bleiben marodierende CARNIVORE-Hooligans auf Zinne

Stichwort Steele: WARPATH bleiben ihrem Stil bei leicht aufpoliertem Sound im Großen und Ganzen stur treu: Die Hamburger Bande klingt weder altersmilde noch nostalgisch, sondern immer noch wie durch diese verderbte Welt marodierende CARNIVORE-Hooligans auf Zinne und dem billigsten Blindmacher-Zeug, deren tonnenschwere Klöten sie allerdings nach ihren rasenden Ausbrüchen immer wieder zu wuchtigen Bremsmanövern in Richtung CROWBAR zwingen. Wenn CROWBAR eben die Typen wären, die bei der miesen Straßengang aus der großen Stadt den aggressiven Ton angeben.
Die WARPATH-Walze nimmt mit anderen Worten auf ihrem Weg das Dreckigste aus Thrash, Doom und Hardcore mit und haut ziemlich unaufhaltsam eine nicht eben feingeistige Schneise in das Dickicht der ersten Platten des Jahres 2017. Frontelch Dicker röhrt voluminös wie damals und bleibt damit die Rocker-Variante von GOREFESTs Jan-Chris de Koeijer. Und seine neue Mannschaft sieht zu, dass sie hinter ihm nicht untergeht. Um das zu schaffen, feuern die Herren durchweg aus allen Rohren. Wobei das hier mal schön am Phrasenschwein vorbei weder zu klischeehaft noch zu pauschal werden soll: Natürlich reicht es 2017 lange nicht mehr aus, nur noch Alarm zu machen. Und natürlich ist „Bullets For A Desert Session“ durchweg offensiv gestaltet, aber keineswegs (nur) stumpf oder zu eindimensional geraten. Immer mal wieder schleichen sich zwischen die brachialen Stop-And-Go-Manöver nicht zuletzt erstaunlich hartnäckige Melodien.

Die „Bullets For A Desert Session“ treffen

Besonders cool ist „No One Can Kill Us“, das mit fixem Beginn und schleifendem Ende nicht nur nach Hamburger New York, sondern mit seinen „Ughs“ in Reihe auch in Richtung dunkle Schweiz funkelt. Und sehr pathetisch der abschließende hymnische Titelsong.
Tja. Ziemlich 80s beziehungsweise 90s ist das alles trotz dicker Produktion natürlich schon. Aber das ist gut so, braucht (außer dem Chef selbst natürlich) niemand die Augen zu verdrehen. Und ein bisschen Nostalgie mag nicht schaden, um WARPATH und „Bullets For A Desert Session“ so richtig zu feiern. Die Frage ist nur: Wen kratzt das? Und wen kratzt, dass der Autor CARNIVORE immer noch mittel findet? Eben. Ab dafür!

Und als kleine Erinnerung:

21.01.2017
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