Wayfarer - A Romance with Violence

Review

WAYFARER aus Denver widmen sich in ihren Songs dem Alten Westen. Damit ist jedoch nicht – das muss bei einer Black-Metal-Band vielleicht erwähnt werden – die sternenbeschiebene Bundesgartenschau gemeint, in der sich Tolkiens Elben sammeln, sondern der nach Blut und Schießpulver riechende Wilde Westen der USA, den WAYFARER bitter und rau darstellen, aber natürlich auch ein bisschen romantisch verklären.

Die Band aus Colorado hat sich diesem Thema Schritt für Schritt angenähert. Ging es auf dem soliden Debüt im weitesten Sinne um die Natur und die Rolle des Menschen darin, wagten sich WAYFARER auf „Old Souls“ ins alte Grenzland, um mit „World’s Blood“ ganz in die gewaltsame Historie ihrer Heimat einzutauchen. Während die Verbindung von Country und Blues mit Post-Black-Metal auf dem letzten Album noch etwas stockte, gelingt dies auf „A Romance with Violence“ viel stimmiger.

Zwischen Tristesse und Gewalt

Wo skandinavische Black-Metal-Bands nordische Folklore mithilfe von Akustik-Instrumenten und bestimmten Melodien transportieren, greifen WAYFARER auf Western-Gitarren zurück, um eine ähnliche Stimmung zu erzeugen. Die raue Musik des Black Metal bildet mit ihren harschen Riffs und krächzenden Vocals die Grundlage für eine majestätische Atmosphäre, die sich in Klargesang und aufsteigenden, treibenden Melodien manifestiert.

„A Romance with Violence“ schafft es, die Faszination einzufangen, die der Alte Westen trotz seiner Gewalttätigkeit ausstrahlt. Das Spannungsfeld zwischen hoffnungsloser Tristesse und gewalttätigen Ausbrüchen übt eine Anziehungskraft aus, die trotz aller Gefahren Abenteuerlust weckt, was sich auch in der Musik widerspiegelt. In ihren besten Momenten erinnern WAYFARER mit dieser Mischung aus Melancholie und Tatendrang an AGALLOCH.

WAYFARER überzeugen mit frischen Ideen

Die Ansätze für ein richtig gutes Album sind also vorhanden. Leider können WAYFARER nicht jede gute Idee in einen Treffer verwandeln. Die erste Hälfte enthält mit dem Zweiteiler „The Crimson Rider“ und „The Iron Horse“ die besseren Kompositionen, auf der zweiten Hälfte gelingt es, mit „Masquerade of the Gunslingers“ und „Vaudeville“ die Wildwest-Atmosphäre besser einzufangen.

Dennoch ist „A Romance with Violence“ eine ausdrückliche Empfehlung wert. WAYFARER bieten eine gut ausgearbeitete Mischung aus Black Metal und Americana, die es so vorher nicht gegeben hat. Wo andere Black-Metal-Bands und -Musiker höchstens Ausflüge ins Country- oder Blues-Genre wagen, ohne daraus etwas Neues zu schaffen, kann die Band aus Denver mit frischen Ideen überzeugen.

17.10.2020
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