White Mantis - Arrows At The Sun

Review

Die Münchner WHITE MANTIS haben in der Vor-Corona-Zeit ihr Full-Length-Debüt „Sacrifice Your Future“ veröffentlicht und es trotz ihres Status als noch junge Band im vergleichsweise ausgelatschten Weidegebiet des Old-School Thrash Metals irgendwie geschafft, die Pandemie zu überstehen – und das zumindest über COVID hinweg scheinbar nur unter einem Besetzungswechsel an der Klampfe. Nachdem Live-Aktivitäten wieder möglich wurden, zeigten sich die Herren auch auf der Bühne, so zum Beispiel 2023 beim Burning Q Festival, womit man bewies, dass man noch nicht genug hatte. Dennoch sollte es noch bis 2025 dauern, bis der Vollzeit-Nachfolger zu „Sacrifice Your Future“, namentlich „Arrows At The Sun“, endlich erscheinen sollte.

Alte Thrash-Garde trifft auf moderne Impulsivität

Die Münchner spielen wie angedeutet einen recht traditionsbewussten Thrash mit ordentlich Flitzefinger-Faktor. Einer der Haupteinflüsse dürften FORBIDDEN gewesen sein, was zumindest beim Verfasser prinzipiell immer willkommen ist. Im Bezug auf „Arrows At The Sun“ bedeutet dies, dass der Thrash der Herren ziemlich technisch und impulsiv ist, dabei jedoch große Hooks mitbringt, die zwar nicht ganz so epochal durchschlagen wie solche der Marke FLOTSAM AND JETSAM, aber doch für gehobene Hopfenkaltschalen sorgen dürften. Ganz groß dabei ist in dieser Hinsicht ein „Pass The Torch“, das dank Midtempo-Gestampfe auch eine gewisse Epik in sich trägt, sodass der Refrain auch wirklich gut in Szene gesetzt wird.

Die Presseinfo spricht von seltsamen, progressiven Einflüssen. Und zugegeben schlägt „Arrows At The Sun“ auch einige Haken, doch in VOIVOD- oder VEKTOR-Sphären dringt man nicht unbedingt vor, wie das beispielsweise DISSIMULATOR auf „Lower Form Resistance“ taten. Womit man sich ebenfalls auf Hörerseite anfreunden muss, ist die Produktion, die nicht unbedingt schlecht ist, aber vielleicht ein bisschen Druck missen lässt. Die Entscheidung hinter dem Sound ist allerdings nachvollziehbar, da WHITE MANTIS oft auf zum Teil sehr filigrane Licks setzen, die vermutlich in einem Wall Of Sound-Gewand untergehen, oder schlimmer: nerven würden. Es ist schwer, so etwas unter einen Hut zu bringen, ohne die Musik ewig im Studio garen zu lassen.

WHITE MANTIS machen viel auf „Arrows At The Sun“ richtig

Der Sound dürfte auf weiter Flur allerdings auch der einzige, große Kritikpunkt von „Arrows At The Sun“ sein, der wohlgemerkt nicht schlecht, nur vielleicht manchmal etwas unvorteilhaft für ein Thrash-Album geraten ist. Alles andere an der Platte stimmt nämlich, von den wuseligen „FORBIDDEN trifft auf DESTRUCTION“-Vibes hin zu den wirklich bestens nach alter Thrash-Garde klingenden Gesang von Fronter Matthias Pletz, der den Hysterie-Anteil vollkommen intuitiv und stets passend steuert. Mit diesem Gesamtpaket aus klassischen Thrash-Elementen auf der einen, einer modernen Impulsivität mit einigen progressiven Schlenkern auf der anderen Seite ist WHITE MANTIS auf jeden Fall ein gutes Album gelungen, das Thrash-Jünger auf dem Zettel haben sollten.

15.08.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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