Burning Q Festival 2023
Zwei Tage Schlammpackung

Konzertbericht

Billing: Tribulation, Night Demon, Baest, Thulcandra, Hellripper, Gaerea, Riot City, Crone, Dödsrit, Nyktophobia, Pripjat, Toadeater, Vulture, The Legion:Ghost, Phantom Corporation, Torturized, 4 Oceans, White Mantis, We Are Riot, Monster, Unchained Horizon, The Void's Embrace, Vansind, Ravager (DE), Iron Priest und Goat Explosion
Konzert vom 28.-29.07.2023 | Festivalgelände, Freißenbüttel

Der Samstag beim Burning Q Festival mit BAEST und NIGHT DEMON (und deutlich weniger Regen als befürchtet)

Der Samstag beginnt trocken und bleibt es auch recht lange, sodass sich die prekäre Bodensituation auf dem Festival erst einmal nicht weiter verschlimmert und man sich viele Bands trocken und sogar streckenweise mit Sonne zu Gemüte führen kann. Für GOAT EXPLOSION reicht es jedoch nicht mehr, die Leipziger Band spielt zu früh auf und entzieht sich leider unserem sachkundigen Blick. Dies ist etwas schade, hat Kollege Werner ihr aktuelles Album „Threatening Skies“ doch sehr positiv aufgenommen.

Zu NYKTOPHOBIA stehen wir jedoch vor der Hauptbühne und schauen uns an, was der melodischen Death Metal der Band so kann. Die neue Spielwiese des Ex-DAWN-OF-DISEASE-Sängers Tomasz Wisniewski ist natürlich stark von seinem Gesang geprägt und wer seine ehemalige Band mochte, der wird auch hier zufrieden sein. Teilweise driften sie vom melodischen Todesblei auch ein wenig in den Melo-Black-Metal ab, was gut zur Geltung kommt. Die Screams des einen Gitarristen fügen sich zudem gut in das Gesamtbild ein. Der Auftritt prügelt dem müden Metaller jedenfalls etwas Wachheit ein.

Nyktophobia Burning Q

WHITE MANTIS scheinen einige Fans mitgebracht zu haben, denn das Zelt ist recht voll. Dabei spielt die Truppe recht standardmäßigen Old-School-Thrash, wie wir ihn selbst auf dem diesjährigen Burning Q Festival schon am Tag vorher gehört haben. Es scheinen aber wohl einige Fans der Musikrichtung anwesend zu sein. Die Band spielt ihr Set ohne große Pausen oder Ansagen herunter und eignet sich gut, um sich im Pit die nächste Tracht Prügel abzuholen, bietet sonst aber auch wenig Besonderes.

White Mantis Burning Q

Auf der Hauptbühne geht es auch gleich mit noch mehr Thrash Metal weiter, PRIPJAT spielen auf. Insgesamt wirkt ihre Version des Knüppelmetals aber etwas tighter und spannender. Schade nur, dass der Sound wohl teilweise aufwachen muss, denn die Gitarre des Sängers ist im Gesamtbild zu leise und kaum zu hören, außer wenn der Leadgitarrist Soli spielt oder seine Finger gerade mal still hält. Durch besseren Sound hätten sie noch etwas drückender daher kommen können. Da die Bandmitglieder teilweise aus der Ukraine kommen, folgt im Set noch eine emotionale Ansage zum aktuellen Zustand in ihrem Heimatland und dem immer noch fortwährenden Krieg des Aggressors Russland. Dies wird von gelb-blauen Bengalos begleitet und wirkt sehr emotional und glaubhaft. Nur weil der Krieg medial etwas weiter in den Hintergrund gerückt ist, tobt er deswegen nicht weniger. Das sollte allen bewusst sein. Starkes Statement von PRIPJAT!

Pripjat Burning Q

Im Zelt geben sich TORTURIZED die Ehre, welche Death Metal mit leichtem Deathcore-Einschlag am Gesang servieren. Das knüppelt natürlich kräftig ins Ohr, doch da im Zelt immer noch alle Lautstärkeregler auf 11 gedreht sind, vermischt sich die Musik über weite Strecken zu einem brüllenden Soundbrei, in welchem die gerade in diesem Genre so wichtigen Nuancen verloren gehen. Von daher wird vor der Bühne gemosht, aber viel mehr bleibt nicht hängen. Es ist nur zu hoffen, dass die Leute in der ersten Reihe alle ihren Gehörschutz drin hatten.

Auf der Hauptbühne tut nach so einem Geprügel etwas klassischer Heavy/Power Metal von der anderen Seite des großen Teiches ganz gut. Aus Kanada sind RIOT CITY angereist und zeigen den Europäern, wie man das „Power“ in Metal bei ihnen definiert. Sprich: Es gibt flotte Songs mit glasklarem Gesang, wobei Sänger Jordan Jacobs sich dabei auch gerne mal in kreischende Höhen begibt. Insgesamt zeigt er sich jedoch in seiner Tonlage variabel und schafft es zudem, das Publikum ordentlich zu animieren. Die Stimmung lockert er zudem dadurch auf, indem er zugibt, dass er seine Gummistiefel vergessen hat, was mit viel Gelächter quittiert wird. RIOT CITY überzeugen indes an der Instrumentalfraktion mit einem sauberen Sound und schönen Melodien. Gelungen!

Riot City Burning Q

Im Zelt steht die einzige richtige Folk Metal Band des Burning Q Festivals 2023 auf der Bühne: VANSIND aus Dänemark. Dieses bisher noch nicht auf diesem Festival gehörte Genre lockert den strikten Ablauf der Bands etwas auf. Gesanglich bekommen wir männliche Growls, welche ganz gut gemacht sind und als Kontrast eine weibliche Klargesangsstimme, wodurch ein bisschen an ELUVEITIE erinnert wird. Die Musik ist leider im Tempo zu wenig variabel, viele Songs sind im gleichen Tempo angesiedelt, sodass das Zuhören irgendwann etwas ermüdet. Die junge Band existiert allerdings noch nicht lange und was noch nicht ist, das kann ja noch werden.

Vansind Burning Q

Nun ist bereits der Abend angebrochen und RAVAGER spielen auf. Doch auch die standhaftesten Redakteure müssen mal was essen, von daher fiel der Gig leider dem Hunger zum Opfer. Später am Merchandisestand jedoch hören wir einen Menschen beim Kauf einer LP der Band sagen: „Ich habe euch leider verpasst, aber ihr seid so geil, das muss ich unterstützen!“ – es scheint also so, als müssten RAVAGER gar nicht mehr durch Konzerte überzeugen, ihr Ruf eilt ihnen voraus.

Pünktlich zu BAEST geht es dann wieder aufs Gelände zurück und die Dänen machen kurzen Prozess. Ihr rasiermesserscharfer Death Metal groovt in so ziemlich jeden Anwesenden auf dem Q-Acker und sorgt für die bis dato höchste Dichte an geschüttelten Haarprachten. Pünktlich zum Gig kommt zudem die Sonne noch einmal richtig zum Vorschein, was Sänger Simon Olsen lässig mit „Die Dänen bringen die Sonne mit!“ kommentiert. Zudem vermeldet er, dass er noch nie solchen Schlamm wie heute vor der Bühne gesehen hätte. Er wird sich ein paar Tage später auf dem Wacken Open Air sicher gewundert haben. Ansonsten sind die Songs natürlich gewohnt allererste Sahne, die Setlist passt auch, nur der Sound wirkt gerade im Bereich der so elementar wichtigen Gitarren etwas zu leise, hier besteht Verbesserungspotential. Trotzdem haben wir an diesem Abend eine Death Metal Hoffnung auf dem Weg nach ganz oben erleben dürfen.

Baest Burning Q

CRONE sorgen im Zelt dann für eine kleine Verschnaufpause nach dem ganzen Dauerfeuer aus Death- und Thrash Metal. Musikalisch irgendwo zwischen Gothic Rock und Post Metal angesiedelt, gibt sich die Band sehr melancholisch und ruhig. Mit Sängerin und Sänger ausgestattet, die im Wechselspiel gut miteinander harmonieren, bekommen wir so ein bisschen ruhiges Kopfnicken für zwischendurch. Dies wird mit zufriedenstellender Anwesenheitsquote seitens des Publikums quittiert.

Nun wird es mit NIGHT DEMON aber Zeit für den Headliner des heutigen Tages und die Band um Sänger und Bassist Jarvis Leatherby hat natürlich ihr neues Album „Outsider“ mitgebracht. Doch nicht nur ihr erstes Konzeptwerk wird ausgiebig präsentiert, genug Klassiker der ersten beiden Alben und der im Jahr 2020 veröffentlichten Singles stehen auch auf dem Programm. Die Band schafft es, ein komplettes, umfangreiches Headlinerset durchzuzocken, was nicht nur an der großzügig bemessenen Spielzeit liegt, sondern auch daran, dass abgesehen von vereinzelten Animationen NIGHT DEMON die Musik für sich sprechen lassen. Ein fast schon minimalistischer Bühnenaufbau mit passender Lightshow und drei Musiker, das war’s. Mehr braucht die Band aber auch nicht, um ihre Fans zu begeistern. Gegen Ende des Sets kommt dann zu „The Chalice“ noch eine Skelettfigur mit dem passenden Kelch auf die Bühne, woraufhin wild „Drink from the chalice“ skandiert wird. Den Abschluss des Sets bildet der Band-Track „Night Demon“ und das Konzert der Band sollte keine Fragen offen lasen.

Night Demon Burning Q

Doch das Festival ist noch nicht vorbei, DÖDSRIT spielen noch im Zelt und dürfen sich über ordentlich Andrang freuen. Der Sound ist zwar immer noch sehr laut, aber immerhin klar wahrzunehmen. Besonders im Gig hervorzuheben sind dabei die mal hohen, mal schrillen und mal keifenden Vocals des Sängers Christoffer. Zum atmosphärischen Post Black Metal der Band passt auch die Lightshow und der erneut exzessive Nebeleinsatz. Zudem verzichten DÖDSRIT auf Ansagen und geben sich ganz der Atmosphäre zu dieser späten Stunde hin.

Dödsrit Burning Q

Draußen auf der Hauptbühne machen 2023 auf dem Burning Q Festival GAEREA den Sack zu. Der Sound gibt noch einmal alles und gefällt sehr gut, allerdings fällt stellenweise der Bass aus, was durch die Bassdrum des Schlagzeuges teilweise kompensiert werden kann. Sänger Guilherme Henriques‘ Performance ist zudem nicht für jedermann und jederfrau, er fuchtelt ständig mit den Armen durch die Gegend und ist sowieso ständig in Bewegung. Zudem wird hier zwar nicht das ganze Outfit, aber immerhin zwischendrin die Masken gewechselt. Mittlerweile werden die Regenfälle dann doch stärker, die Leute suchen Schutz unter den begrenzten Unterstellmöglichkeiten. Die Band lässt sich davon aber nicht beirren und zieht ihr Set gut durch.

Gaerea Burning Q

Am Ende gibt es dann noch ehrlich gemeinte Danksagungen an die Fans und so geht das Burning Q Festival zwar letztlich doch nass, aber insgesamt deutlich trockener als erwartet zu Ende, denn für die letzte Zeltband THE VOID’S EMBRACE fehlte nach so einem langen Tag uns leider die Kraft. Nächstes Mal dann, gerne wieder auf diesem schnuckeligen, unterstützenswerten Festival!

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13.08.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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