Wiegedood - De Doden Hebben Het Goed III

Review

„De Doden Hebben Het Goed“ ist komplett. Drei Männer, drei Jahre, drei Alben: WIEGEDOOD. Sänger und Gitarrist Levy Seynaeves jüngste Worte dazu lassen spekulieren. War die Trilogie einzig und alleiniger Gegenstand des Projektes oder darf man auf weiteres hoffen? Wie auch immer die Antwort lautet, die Lauscher sind erstmal auf Teil drei gerichtet.

WIEGEDOOD pendeln zwischen Sanftmut und Schneid

Gemäß der Rechnung I + II = III scheint das Pendel der Vorgänger in der „III“ seine Mitte gefunden zu haben. Das Debüt besticht durch beinahe sanfte Melodiebögen und für schwarzmetallische Verhältnisse eher gediegenes Grundtempo. „De Doden Hebben Het Goed II“ ist schneidend, flotter, stringenter unterwegs. Teil drei seinereits kriecht sofort in die Magengrube und wütet dort ordentlich.

Ein Schrei. Der Opener „Prowl“ setzt genau am Ende des letzten Tracks von „II“ an. Die folgenden Triolen und Breaks fassen wie beiläufig, aber effektiv die Aufmerksamkeit – und lassen sie so schnell nicht wieder los. Schon hier fällt auf, dass WIEGEDOOD rein technisch vorangekommen sind. Beim Debüt hatten Schlagzeug und Gitarren-Tremolo nicht immer die gleiche Schrittlänge. Hier sitzt nun Hieb auf Pick, quasi.

Das Highlight wartet hinter Türchen zwei

Die folgenden acht Minuten allein machen die Platte schon sehr, sehr hörenswert. Neben der spontanen Mischung aus Achtung und Mitleid gegenüber Schlagzeuger Wim Coppers bringt „Doodskalm“ einen Sog sondergleichen mit sich. Der rührt vor allem von dem simplen Leitmotiv her, das je nach Tempo packt oder tief trifft. In Zahlen: Wenn nicht schon vorher, ist man ab 3:15 in dem Strom gefangen. Ab 4:27 ist der Kampf aussichtslos. Und allerspätestens mit 5:18 setzt dann das ein, was als ‚face melting‘ eine deutsche Entsprechung sucht (besten Dank an den Kollegen Erbaş für die Wortschatzerweiterung).
In Worten: Die einsame Gitarre zieht Schicht um Schicht eine klagende Spannung auf. Die darauffolgende melodische Erlösung liefert den unvergleichlichen Neurotransmitter-Cocktail irgendwo zwischen Gehör, Herz und Körpermitte.

Derart vorgeschädigt ist es ganz gut, dass der Titeltrack statisch beginnt. Das Prinzip ist das gleiche. Erst füttern WIEGEDOOD den Hörer mit dem Thema an, dann hauen sie es ihm behände um die Ohren. Behände, wohlgemerkt, nicht rasend. Für den weniger geübten Black-Metal-Hörer findet ein Großteil der Platte – wie auch der „De Doden Hebben Het Goed“-Trilogie insgesamt – in sehr ansprechender Taktung statt. Unteres Drittel Up-Tempo, vielleicht? Wie auch immer, gut so.

Klangmeisterei WIEGEDOOD

Der jähe Tritt auf die Bremse, zurück zur Solo-Gitarre, offenbart eine weitere Qualität: Den Sound. Während der Solo-Parts ist er von Wärme geprägt. Im tutti trifft er auf Rohheit und Sphäre. Damit bietet er Seynaeves Stimme ein behagliches Nest, aus dem sein Geschrei nur hervorlugt, wenn es denn – siehe Einstieg „Prowl“ – erwünscht ist.

Darüber hinaus lässt die Formation Gitarre&Vocals/Gitarre/Drums nach wie vor keinen Bass vermissen. Die letzte Quante Wucht wäre durch ein paar tiefe Töne zwar noch drin, aber WIEGEDOOD müssen ja auch nicht klingen wie AMENRA auf 78 rpm. Gerade auch das (chronologische) Schlusslicht „Parool“ zeigt auf den letzten Takten, dass die Gitarren der Sache absolut Genüge tun.

„De Doden Hebben Het Goed“ – die Toten haben es gut. Und die Hörer erst! Wer der Magie der Church Of Ra verfallen ist, atmosphärischen, melodiösen Black Metal mag oder die Trilogie ohnehin verfolgt: Schickt ein paar müde Taler gen Belgien und stellt euch diese, gern auch alle Platten in den Schrank.

21.04.2018
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