Wintersun - The Forest Seasons

Review

Wenigen dürfte entgangen sein, dass WINTERSUN durch ihre Crowdfunding-Kampagne zu „The Forest Seasons“ einen kleinen Hype kreiert haben. Die erreichte Summe von über 460.000 € (das gesetzte Ziel waren 150.000 €) zeigt auch, dass sie genügend Unterstützer um sich scharen konnten. Andererseits wurden Stimmen laut, die das Ganze kritisch sehen. Die Kampagne galt nämlich nicht wirklich der Finanzierung des Albums, sondern des geplanten WINTERSUN Headquarters, für das ein Grundstück gekauft, ein Gebäude draufgesetzt und zum Studio ausgebaut werden soll. Das Budget sind geschätzte 750.000 €, finanziert komplett über Crowdfunding. Dafür soll es noch bis zu zwei weitere Kampagnen wie diese geben.

Im Interview erzählt Jari Mäenpää uns mehr zu den Hintergründen der Idee und wie die Band mit Kritik umgeht. Hier geht es aber natürlich um das Album an sich. Und wie klingt „The Forest Seasons“ denn nun? Bei nur vier Tracks mit je 12-15 Minuten Laufzeit kann man durchaus mal eine Track-by-Track-Review machen. Also warum nicht.

Frühling, Sommer…

„Awaken From The Dark Slumber (Spring)“ nennt sich Song Nummer eins. Dass WINTERSUN auf Intros setzen ist nicht neu und wird auch hier wieder deutlich. Hier geht es dezent-atmosphärisch los. Neben sanften Keyboard-Klängen ruft hin und wieder ein Uhu, andere Waldgeräusche gesellen sich auch dazu. Als der Rest dann einsetzt, bilden Jaris Vocals das Highlight des Songs. Das liegt nicht nur allein an ihrer Qualität, sondern leider auch etwas daran, dass das musikalische Gerüst hier noch nicht so überzeugt. Die Gitarren zeigen sich hier noch etwas flach und repetitiv. Ab Minute sechs kommt etwas mehr Abwechslung ins Spiel, aber der stärkste Song wird es trotzdem nicht werden.

Hier ein Guitar-Playthrough:

Weiter geht es mit „The Forest That Weeps (Summer)“. Natürlich wieder mit Intro, diesmal noch minimalistischer und dabei folkig. Hier kommt dann wenig später auch ein Riff dazu, dass mehr überzeugt. Die folkigen Melodien im Mittelteil schmeicheln den Ohren dann ebenfalls sehr. Auch wenn der Song nach einer Weile schon etwas vor sich hinplätschert, man kommt schonmal besser rein als in seinen Vorgänger.

…Herbst und Winter

Ganz andere Klänge schlägt „Eternal Darkness (Autumn)“ dann an. Das vergleichsweise kurze Intro erinnert stark an atmosphärischen Black Metal, und tatsächlich, es geht gleich angeschwärzt weiter. Die Blast Beats sind eine willkommene Abwechslung zum Midtempo davor, und die orchestralen Arrangements entfalten hier auch eine stärkere Wirkung. Ein schier endloses und intrikates Solo und härtere Riffs runden diesen Song ab und machen ihm zum absolut stärksten auf dem Album.

Und auch hier ein Playthrough:

„Loneliness (Winter)“ bietet dann Kontrastprogramm. Er fängt so leise an, dass man ihn im Nebenzimmer trotz geöffneter Türen schon nicht mehr hört. Die Gitarren zeigen sich dann langsam und schleppend. Passend zum Thema bleibt dieser Song balladenartig, getragen von hervorragendem Klargesang. Die Melodien sind unaufdringlich und verzichten auf epischen Bombast. Viel mehr bleibt eigentlich nicht zu sagen, denn ohne weitere Überraschungen geht „The Forest Seasons“ dann zu Ende.

Ein eher durchwachsenes WINTERSUN-Album

Es bleibt ein insgesamt eher durchschnittliches Hörerlebnis. „Eternal Darkness (Autumn)“ bleibt das einzige wirkliche Highlight. Im Kontrast dazu fällt auf, wie wenig die anderen Songs begeistern. Herummeckern kann man an ihnen zwar nicht, aber man hatte dann insgesamt doch etwas mehr erwartet. Eingefleischte Fans mögen das sicher anders sehen und hier in Begeisterungsstürme ausbrechen. Zu wünschen wäre es ihnen, vor allem, wenn sie sich das Album ungehört als Preorder geleistet haben.

15.07.2017

headbanging herbivore with a camera

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