Woods Of Desolation - The Falling Tide

Review

Mit „Torn Beyond Reason“ hat sich Einzelkämpfer D. vor über zehn Jahren ein Monument und gleichermaßen auch einen steten Stolperstein geschaffen. Mit dem Nachfolger „As The Stars“ kam er nicht an die Klasse dieses Meisterwerks heran und auch im Jahr 2022, wo der Release des vierten Albums „The Falling Tide“ ins Haus steht, zieht man gedanklich unwillkürlich Vergleiche. Dafür sorgen aber WOODS OF DESOLATION zu einem gewissen Teil selbst, denn, wertungsfrei betrachtet, hat man sich seither musikalisch kaum weiterentwickelt, lediglich diese ergreifende Magie, welche die Songs zu entfachen wussten, konnte man nicht mehr heraufbeschwören.

Großer Schatten von „Torn Beyond Reason“

Personell hat D. inzwischen wieder ausgedünnt. Während auf dem Vorgänger noch u.a. Luke Mills am Bass und Old für die Vocals eingesprungen sind, bleibt von diesem Line-Up nur noch Vlad (ehemals DRUDKH) an den Drums und Keyboards übrig, alles andere wird zur Chefsache. Gespannt wie sich dieser am Gebetsständer macht, darf man D. durchaus bescheinigen, dass sich auch die weniger verzweifelte, aber dafür harschere Variante gut ins Gesamtbild von WOODS OF DESOLATION einfügt. Für die richtige Portion Sehnsucht und Wehmut sorgen schließlich wie gewohnt die fein säuselnden Leads, die sich praktisch durch die gesamte Platte ziehen und deren Wirkung manchmal durch druminduzierte Ausbrüche flankiert wird.

Dennoch bleibt es schade, dass man auf „The Falling Tide“ nach den nachhaltig wirksamen Momenten schmerzhafter Schönheit suchen muss, anstatt dass sich diese selbst auf den Weg zum Hörer machen. Dazu sei zum Beispiel der zweite Teil von „Beneath A Sea Of Stars“ oder das abschließende „Anew“ genannt, in dem insbesondere die hellen Passagen nach einer langen Fahrt durchs Dunkel überzeugen können. Vieles auf dem aktuellen Album des Australiers schlittert allerdings auch ohne entscheidende Wirkung vorbei und verpasst damit die Chance einen gewissen Spirit zu entfalten.

Die Suche nach großen Momenten

Man will „The Falling Tide“, das wie schon die Vorgänger auch ausreichend Spielraum für Post Rock und Shoegaze einräumt, nicht unterstellen, der immer schmeckende Freitagshackbraten sein zu wollen, aber dieser Tage klingen WOODS OF DESOLATION häufig zu austauschbar. „The Falling Tide“ kann den Winterschneefall am Fenster begleiten, es wird ihn aber zu selten wirklich intensiver machen.

12.12.2022
Exit mobile version