Wytch Hazel - Prelude

Review

WYTCH HAZEL nennt sich eine Band aus Lancaster, die mit „Prelude“ ihr Full-Length-Debüt veröffentlicht. Die Band setzt hierauf ihre recht eigenartige Vision der NWoBHM um und lässt diese in der Zeit der Könige und Ritter stattfinden. Anstatt ihre Hörer mit albernen Mittelalter-Klischees zu nerven, bieten die Briten also kernigen, bodenständigen Rock mit mittelalterlicher Thematik. Die Texte handeln dabei von Königen, Treueschwüren und Männerromantik auf dem Schlachtfeld.

Und das funktioniert erstaunlich gut. Gleich die eröffnenden Tracks „Freedom Battle“ und „Flight“ zeigen die großen Stärken der Band auf: dynamischer Hard Rock mit Folk-Elementen, der dank seiner enormen Emotionalität unter die Haut geht. Und gerade dann, wenn der mehrstimmige Gesang einsetzt, darf es dem Hörer schon mal kalt den Rücken herunter laufen, zumal Colin Hendra eine wirklich klare, angenehm tiefe Stimme hat, mit der er vermutlich sogar ein Telefonbuch vorlesen könnte, ohne dass es langweilig wird. Eine weitere Stärke, die WYTCH HAZEL auszeichnet, ist die trockene Darbietung ihrer Musik. Whiskytrocken wohlgemerkt. Denn „Prelude“ ist gefüllt mit Cheese und Pathos, was jedoch eben dank dieser trockenen Spielweise und dank der ebenso trockenen Produktion nie nervt, sondern eher noch zum Charme des Albums beiträgt. Muss man den Briten erstmal nachmachen.

Gerade „More Than Conquerors“, das überragende „Dark Ages“ und „Wytch Hazel“ sind richtige Überhits und lassen die Konkurrenz ziemlich alt aussehen. Diese Refrains, diese Stimme, dieses geniale Songwriting: Es passt einfach alles so gut zusammen. Und selbst in den ruhigeren Momenten von „Prelude“ machen WYTCH HAZEL eine gute Figur, auch wenn hier gerne mal der Cheese überhand nimmt. Aber immer dann, wenn das Album droht, gen Kitsch abzudriften, hauen die Briten noch mal eine Schippe Epik drauf. Denn wenn beispielsweise bei „Psalm“ zum zweiten Refrain das Mellotron ertönt, dann entschwebt der Rezensent schon mal gen Glückseligkeit. Und mit dem Titeltrack zeigen die Briten sogar, dass sie selbst instrumentale Songs drauf haben.

Hier wird nicht mit irgendwelchem progressivem Firlefanz experimentiert. WYTCH HAZEL wissen um ihre Stärken, sie bleiben ihrem Konzept treu, dass die NWoBHM im Mittelalter entstanden ist und liefern ein geradezu kriminell gutes Debüt ab. „Prelude“ ist ein Album voller Cheese und Pathos, das diese vermeintlichen Schwächen jedoch zu seiner großen Stärke macht. Das Songwiritng ist erste Sahne, der Gesang geht unter die Haut und musikalisch stimmt hier einfach alles. Ja, auf dem Ding kann man wahrhaftig in die Schlacht reiten.

22.04.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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