Nicht nur für Thrash-Enthusiasten ist KREATOR eine Band, die von Stunde eins ins Lehrbuch des Heavy Metal gehört. Mastermind MILLE PETROZZA ermöglicht mit Unterstützung von Co-Autor Torsten Groß in seiner Autobiographie “Your Heaven, My Hell“ erstmals einen tieferen Einblick in seine Kindheit und Jugend, die Entstehung von KREATOR und den frühen Weg der Band.

MILLE PETROZZA – Essener Urgestein

Das Buch beginnt mit einem Vorwort, geschrieben im LA des Jahres 2024. Die eigentliche Geschichte jedoch viel früher, mit einem achtjährigen Mille, der seinem Vater trotzt. “Ich will aber lieber Karate lernen, nicht Gitarre“ ist damals die Reaktion vom Filius, als der Papa ihn hartnäckig zum Gitarrenkurs schicken will. Dass sich das irgendwann geändert hat, liegt auf der Hand, bis dahin passiert jedoch noch eine ganze Menge. MILLE PETROZZA beschreibt ausführlich, mit viel Lokalkolorit und Hintergrundinformationen, wie sich das Leben in Altenessen so abspielte als er klein war. Hier gleicht “Your Heaven, My Hell“ schon fast einer Milieustudie des Ruhrpotts der Siebziger und Achtziger.

Musikalisch interessant wird es, als der junge Mille, der mit elf noch völlig in Discomusik aufgeht und eine tiefe Abneigung gegen Rocker aller Art hegt, erstmals die Band KISS für sich entdeckt. Plötzlich ist auch der Gitarrenunterricht nicht mehr blöd, und das erste Kiss-Konzert wird zu einer Art Offenbarung. Die Erzählung spannt dann einen Bogen über Schul- und Flegeljahre mit unter Anderem Gründung der Band TYRANT, Umbenennung in TORMENTOR, Proberaum-Odysseen, einen ersten Sänger mit Ladehemmung und einen zweiten Gitarristen mit Studio-Phobie bis hin zu den ersten Alben und der finalen Umbenennung in KREATOR und deren weiterer Laufbahn. Gespickt mit viel Humor und ordentlich Selbstironie, erzählt MILLE PETROZZA detailreich und mit vielen interessanten Hintergrundinfos aus seinem Leben und Wirken als Bandkopf und Mitbegründer von KREATOR.

“Your Heaven, My Hell“ – höllisch gute Unterhaltung

Das Buch umspannt grob die Zeit der frühen Siebziger bis Mitte der Neunziger, und behandelt sowohl Anekdoten und spannende Begebenheiten aus dem Leben von MILLE PETROZZA als auch wichtige Meilensteine der Band KREATOR wie zum Beispiel die erste große US-Tour oder das erste Konzert in der ehemaligen DDR. Insgesamt weiß “Your Heaven, My Hell“ sehr gut zu unterhalten. Abseits der Facts und Funfacts über Thrash Metal und KREATOR wird Lesern, die nicht in Altenessen bzw dem Ruhrpott groß geworden sind, auch noch Wissenswertes über das Leben im Pott in den Siebzigern und Achtzigern nahegebracht. Streckenweise liest sich “Your Heaven, My Hell“ ein bisschen zäh und enthält manchmal Gedankensprünge, denen man nur durch zurückblättern und nochmaliges Lesen richtig folgen kann. Dies wird aber durch die Fülle an Informationen und Begebenheiten wieder wett gemacht. Für Fans und Interessierte eine klare Leseempfehlung!