Kreator - Hate über alles

Review

Soundcheck Juni 2022# 1 Galerie mit 16 Bildern: Kreator - Metal Hammer Paradise 2023

Mit „Gods Of Violence“ erreichten KREATOR 2017 den Höhepunkt auf ihrem Weg hin zu mehr Epik und traditionellen Metal-Momenten. Auf „Hate über alles“ entfernt sich die Ruhrpott-Institution ein Stück weit davon – und bringt ihre 38jährige Karriere in einer Dreiviertelstunde auf den Punkt.

„Hate über alles“ vermeidet alte Fehler

Der als erste Single erschienene Titelsong mag bei einigen die Erwartung erweckt haben, KREATOR kehren auf ihrem fünfzehnten Album kompromisslos zum knackigen Thrash Metal zurück. Doch dieser Schein trügt. Vielmehr ist der Opener von „Hate über alles“ eine kurze Erinnerung daran, wofür KREATOR den meisten bekannt sind, bevor sich die Band in ihr experimentellstes Album seit „Endorama“ stürzt.

Wem es in Erinnerung an den stark Gothic-Metal-beeinflussten Sound besagter Platte kalt den Rücken runterläuft, wird sich schnell wieder beruhigen. Mitnichten wiederholen KREATOR den Fehler, all ihre Trademarks für ein Album über Bord zu werfen, das besser als Nebenprojekt von Frontmann Mille Petrozza hätte laufen sollen. Stattdessen verbinden sie ihre Thrash-Riffs gekonnt mit Anleihen aus verschiedenen Stilrichtungen.

KREATOR blicken kurz zurück….

In dem ebenfalls als Single erschienenen „Midnight Sun“ mit Gastsängerin SOFIA PORTANET scheint tatsächlich noch einmal die Gothic-Kante durch. Aber eben nur im melodischen und verdammt eingängigen Refrain. Die Strophen ballern mit knackigen Thrash-Riffs durch, die so auch auf „Phantom Antichrist“ oder „Hordes Of Chaos“ ihren Platz gehabt hätten. Das steht exemplarisch dafür, wie KREATOR dieser Tage Sound-Experimente auf natürlich Weise mit ihren Trademarks verbinden.

Im autobiografischen „Become Immortal“ betont Petrozza JUDAS PRIEST als einen seiner wichtigsten Einflüsse so stark wie nie zuvor. Insbesondere die marschierenden Strophen erinnern stark an die britische Metal-Legende. Die „Ohoho“-Chöre im Mittelteil hingegen gehen fast schon als Querverweis zu IRON MAIDEN durch. Petrozzas Stimme und Sami Yli-Sirniös wie immer charismatisches Gitarrenspiel sorgen aber dafür, dass „Become Immortal“ trotzdem klar als KREATOR-Song erkennbar bleibt.

…und ansonsten nur nach vorn

Wofür das Quartett 2022 steht, zeigt sich aber in vielleicht keinem Song auf „Hate über alles“ so deutlich wie in „Conquer And Destroy“. Der Song beginnt mit einer Gitarrenmelodie, die ohne Umschweife für Gänsehaut sorgt, manch einem sogar Tränen in die Augen treiben dürfte.

Nach der vorpeitschenden Thrash-Strophe greift Petrozza ebenjene Melodie in der Gesangslinie des Refrains auf, um noch einmal richtig in die Gefühlswelt zu schlagen. Als wäre das alles nicht genug, dreht Gastsänger DRANGSAL gegen Ende des Songs das Epik-Level auf Stufe elf. Wenn der Refrain zum Abschluss noch einmal einen Halbton höher erschallt, wirkt das nicht wie ein Songwriting-Klischee, sondern der logische Höhepunkt eines perfekten Spannungsbogens.

KREATOR sorgen für Abwechslung

Während ein Großteil des Materials auf „Hate über alles“ in die hohen Temporegionen vorstößt, sorgen KREATOR im doomigen Abschlussong „Dying Planet“ und dem MANOWAR-artig stampfenden „Crush The Tyrants“ für Abwechslung. Für ein solches Killerriff wie in letztgenanntem Song würde die aktuelle Gurkentruppe rund um Joey DeMaio und Eric Adams mehr als nur eine Gliedmaße abgeben.

KREATOR verbinden mühelos Altes mit Neuem, schauen zurück und gleichzeitig nach vorn. Auf „Hate über alles“ verheiratet die Band erfolgreich ihre experimentelle Phase der 90er mit dem ungehobelten Thrash der Anfangstage und dem von klassischem Heavy Metal beeinflussten Sound der jüngeren Vergangenheit.

Ein Anwärter auf das Album des Jahres

Dazu gesellen sich Ausflüge in diverse Genres, die sich im KREATOR-Kontext zuvor nicht bemerkbar gemacht haben, aber nie aufgesetzt oder unpassend wirken. Kaum eine andere Band klingt nach fast 40 Jahren noch so frisch, hungrig und inspiriert wie Petrozza und seine Mannen. Bei möglichen Antworten auf die Frage nach der besten KREATOR-Platte überhaupt spielt „Hate über alles“ zukünftig ganz vorne mit – beim Album des Jahres 2022 sowieso.

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02.06.2022

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13 Kommentare zu Kreator - Hate über alles

  1. nghizhidda sagt:

    Bin sehr gespannt. Kreator scheuen nichts und das ist klasse. Damals hat bereits vor dem Gothic Ausflug schon Renewal für Gesprächsstoff gesorgt. Und trotzdem war das dann ein Grower, ein Bombenalbum. Ist rauf und runter bei mir und meinen Kumpels gelaufen, nachdem wir anfangs alle enttäuscht waren.
    Die Gothic Alben, wenn man das so sagen kann, kamen indes dann nicht so gut an. Auch heute bin ich da kein Freund von. Aber alles verziehen, als mit Paulenschlag zurückkamen.
    Nun hatte ich schon ein klein wenig Bedenken….Midnight Sun geht schon wieder so bissl in das, was mir nicht so taugt. Aber es ist weit entfernt von Endorama usw. Von daher…auch die erste Single Hate über alles deutet ja nicht drauf hin. Nur habe ich eben da wiederum die Sorge gehabt, daß wir uns Richtung Standard-Thrash bewegen. Was ok ist, aber Kreator stehen halt dann doch schon, spätestens seit dem sogenannten Comeback für geile Weiterentwicklung.

    Ich bin also sehr gespannt und das Review sagt mir, das Abwechslung geboten wird, neues probiert wird und dennoch Thrash hinter allem stehen wird. Sehr geil. Und von mir gibt es für Kreator immer einen Bonus und Support, weils einfach eine geile, ehrliche Truppe ist. Mille ist einfach ein super Typ. Und ich hab gewiss 20+ Kreator Shows gesehen. Live einfach nur krass gut.

  2. Cyi sagt:

    Freue mich tierisch auf das Album!

    Uuuultra Riiiioooooot!

    The kreator will return!

  3. Watutinki sagt:

    Interessant, habe ich irgendwie was anderes erwartet. Wenn sogar ich damit theoretisch etwas anfangen kann, dann kann es mit Thrash nicht mehr viel zu tun haben. :)))

  4. nili68 sagt:

    Der Titel ist jedenfalls schon mal sehr einladend und lässt auf lyrisch Großes hoffen..

  5. Lysolium 68 sagt:

    Kreator geht immer!

  6. y34rz3r0 sagt:

    Ich nehme mein Urteil vorne weg: eine mega Scheibe!

    Das Album startet so, wie man es von Kreator erwartet, klassische Thrash-Riffs mitten auf die 12. Jedoch nimmt das Album schon bald eine überraschende Wende mit viiiiielen neuen Elementen (Nein, ich bin nicht auf der Tastatur hängen geblieben), die wirklich überzeugen, passen und den nächsten logischen Schritt darstellen. Wir sind hier nicht in der Politik: ein „weiter so“ kann es bei Kreator nicht geben. Und das ist gut so. Das Album hat alle Elemente, die man an Kreator liebt und trotzdem wird viel neues in alle Richtungen geboten.
    Ferner kommt ein Bolle starkes Songwriting hinzu, dass auch keine Langeweile aufkommen lässt. Bestes Beipiel „Conquer and Destroy“, man erwartet etwas für das Genre typisches und was machen Kreator, hauen einen unerwarteten Break rein, der einem die Gänsehaut bis unter die Matte (oder in meinem Fall Glatze) zaubert.
    Freunde des klassischen Thrash und „ich will wieder Pleasure to Kill hören“ werden hier nicht glücklich werden aber alle, die Bands schätzen, die clever den nächsten Schritt gehen, werden hier ihren Spaß haben.
    Einen Punkt Abzug gibt es wie immer nur, weil wir uns hier dennoch nicht in Sphären anderer klassischer Alben bewegen (und ich meine hier nicht nur Kreator).

    9/10
  7. Nici67 sagt:

    Ein sehr gutes Album, bis vielleicht auf Dying Planet. Zu den stärksten Songs gehören der Titelsong, Conquer and Destroy und Pride comes before the Fall.

    8/10
  8. nghizhidda sagt:

    ….und ich wurde nicht enttäuscht. Für mich ist das meine Platte des Jahres! Selbst Midnight Sun hat mich dann noch gecatcht. Auf dem Album passt einfach alles.
    Und wenn Mille „remenber where you came from“ singt, dann meint er das auch so. Das macht Kreator so unglaublich sympathisch. Generell sind die Lyrics schon immer so ehrlich einfach auf den Punkt und bei vielen anderen hört sich das dann klischeehaft und plump an….bei Kreator aber ist das ein Qualitätsmerkmal. Und sowas können nur Kreator.
    Hut ab! Kreator 2022 über alles !

    10/10
  9. ClutchNixon sagt:

    Alter 😳 gerade festgestellt, dass ich in den letzten Jahren ja wohl eindeutig zu wenig Kreator gehört habe. Die werden ja immer besser! Und jetzt nochmal ’side bei side‘ vom Vorgänger. Pro Mille und ein herzliches fvck you an die Haider 🤣

    9/10
  10. Vlad_the_Impala sagt:

    Ich bin eigentlich auch ziemlich einverstanden mit der Mucke auf dem Album.
    Unerwarteterweise haben mich „Strongest of the Strong“ und „Midnight Sun“ mit etwas Verzögerung (im Album-Kontext) doch ziemlich überzeugt.
    Dafür bin ich auch nach mehrmaligem Hören kein all zu großer Fan von „Crush the Tyrants“ und „Become Immortal“. Die formidable Instrumentalarbeit entschädigt ein Stück weit.
    Wirkt alles in allem doch sehr energisch, reif/durchdacht und flüssig. Da hab ich schon weitaus Belangloseres von den US-Big4 gehört..

    8/10
  11. jimmijump sagt:

    Kreator kann man echt nicht mehr von früher vergleichen. Wo ist der Thrash?

    Für mich hört sich das meiste eher nach Power Metal an, da hilft auch die aggressive Stimme von Mille nichts. Und vieles einfach nur im Midtempo.

    Become Immortal hört sich wie Running Wild an. Conquer and destroy ist zu bombastisch und Midnight Sun finde ich einfach schlecht, zu viel Gothic.

    Schade

    7/10
  12. vapinio sagt:

    Naja, Hate über Alles!
    Become Immortal klingt wirklich nach Running Wild. ECHT SCHADE!!!
    Ich liebe Kreator und hoffe es kommen wieder bessere Zeiten.
    Jungs ihr könnt das um einiges besser! SORRY!!

  13. Bluttaufe sagt:

    Für mich ist das Album eine derbe Enttäuschung. Das erste Drittel fängt nich übel an und erinnert an die starken Vorgänger. Doch dann flacht das Album extrem ab, KREATOR schaffen es nicht Midtempo-Songs zu schreiben, die einem bei Laune halten. Kann man sich mal anhören, skippt man aber schnell weiter. Hat man das Album mehrmals angehört, so ist man nach 6 Songs pappesatt. Wobei ich den viel diskutierten Song „Midnight Sun“ auch ganz gut und ansprechend finde.
    Den letzten Song „Dying Planet“ finde ich auch ganz übel. Ich mag „doomige“ Klänge aber das hier klingt wie gewollt und nicht gekonnt.
    Minuspunkte gibt es auch bei der Produktion, die oftmals matscht und auch so keine Akzente setzt.
    Mehr als 5 Punkte sind nicht drinnen.

    5/10