Zeit - Drangsal

Review

Von den geschätzten Kollegen befreundeter Magazine haben sich ZEIT schon einige blutige Nasen geholt. Die selbstbetitelte Demo der Band (2013) ist auch bei metal.de nicht über vier Punkte hinausgekommen. Wie steht es sechs Jahre später um das neue Album „Drangsal“?

ZEIT und die Hechtsuppe

Black Metal trifft auf harten Sludge. Klingt zunächst einmal gut. Theorie und Praxis: Vom Sludge fehlt der bösartige Druck, vom Black Metal die tiefgehende Eindringlichkeit. Allerdings fasst die Band, wie sie in einem sympatischen Interview mit Radio Blau ausführte, den Begriff Sludge nur als groben Oberbegriff, darunter stehen Einflüsse aus den Bereichen Doom, Crust und Stoner. Im Vergleich zu „Konvergenz“ (2017) sind die Black-Metal-Anteile im ZEIT-Sound stärker zurückgefahren worden.

Größtes Manko von „Drangsal“ ist der drucklose Sound, welcher im eigenen Studio (Proberaum?) produziert wurde. Die Drums poltern hölzern mit kaum hörbaren Becken im Hintergrund, diesem lauen Lüftchen mangelt es an allen Ecken und Enden. Bezeichnend, dass der Sound bei der letzten Veröffentlichung, welche live im Studio von Radio Blau aufgezeichnet wurde, deutlich besser als auf dem Album ist.

Dazu kommt ein recht platter Gesang, der sich gegen die Instrumente nicht durchsetzen kann. Wer jetzt noch nicht genug hat, wird sich weiterhin mit einigen seltsamen Texten herumschlagen müssen. #FristWorldProblemMokka.

Aber es gibt auch Licht in diesem Meer der Schatten. Der doomige Beginn mit starken Stoner-Anleihen des letzten Stücks „357“ geht gut ins Ohr und groovt endlich auch einmal. Leider wird mit Einsetzen des Gesangs wieder abgebucht. Gesang, Sound und Texte passen nicht so recht zusammen und lassen den guten Beginn des Songs verpuffen. Schade eigentlich. Steckt die Jungs doch mal in ein richtiges Studio. Es ist zudem müßig über „Underground Kvlt Punk Black Metal“ zu diskutieren. Sorry, das geht einfach besser und raubt ZEIT mit diesem dünnen Hechtsüppchen unglaublich viel Fundament für Atmosphäre und Verwirklichung von Ideen.

Tja, auf „Drangsal“ wäre mehr drin gewesen…

Wenn durchschnittliche Musik, kraftloser Gesang und seltsame Texte auf technisch unausgereifte Rahmenbedingungen treffen, bleibt schlussendlich nicht einmal für Alleskäufer und härteste Crustheads mit schwarzmetallischem Herzen eine Kaufempfehlung. Sorry, Jungs.

23.08.2019

Stellv. Chefredakteur

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