Die 10 ...
besten Songs von Nirvana

Special

Die 10 ...

Am 05. April 1994 starb die amerikanische Grunge-Legende Kurt Cobain. Um seinen Tod ranken sich bis heute noch viele Spekulationen, die offizielle Todesursache lautet allerdings Suizid. Anlässlich seines Todestags möchten wir nochmals an den charismatischen Sänger, der viele Menschen tief bewegt und inspiriert hat, erinnern und euch dazu animieren euch heute intensiver mit NIRVANA zu beschäftigen.

Im folgenden Special geht es um die zehn besten NIRVANA-Songs. Gleich vorweg „Come As You Are“, der Song, den jeder Besoffene im Stockdunkeln tabben kann, ist nicht dabei. Denn dieser Song kommt sicher nicht nur mir zu beiden Ohren raus. Und nein, NIRVANA wird nicht dem Metal zugeordnet, ist aber trotzdem eine der einflussreichsten und charismatischen Bands, die in den letzten 30 Jahren existiert hat. Oder doch eine der stümperhaftesten und überwertesten Bands aller Zeiten?

Zumindest haben wir für euch die zehn besten, lautesten und emotionalsten Songs von NIRVANA, inklusive Videos, zusammengestellt. Warum? Um euch eine Freude zu machen und den ein oder anderen dazu zu inspirieren, die alten NIRVANA-CDs, -Platten, -mp3s oder auch -Tapes rauszukramen, zu entstauben, einzulegen und laut aufzudrehen. Packt die Karohemden und die zerrissenen Jeans aus, wascht euch mindestens eine Woche nicht die Haare und feiert NIRVANA!

Wie war euer Erstkontakt mit NIRVANA? Was bedeutet euch die Band oder haltet ihr sie für komplett überbewertet? Welches ist euer Lieblingssong?

1. Tourette’s

Wenn Kurt mit einem lässigen „Moderate rock“ einleitet, sehe ich ihn immer vor meinem inneren Auge, wie er mir danach schelmisch inklusive Zahnpasta-Lächeln zublinzelt. Was sind wir früher zu diesem Track abgegangen und haben unsere Kinderzimmer kurz und klein geschlagen. Licht aus, Song an. 1:36 alle greifbare Gegenstände irgendwo herausgerissen, in die Luft geworfen oder an die Wand geklatscht und danach das Licht wieder angemacht, um das Chaos zu begutachten und sofort in die nächste Runde zu starten. Was hier in weniger als zwei Minuten passiert ist unglaublich. Mal ganz abgesehen davon, dass Kurt klingt, als ob er gerade einen komplett offenen, blutigen Hals hat, darf man sich gerne dauerverbeugen vor der Leistung von Dave Grohl. Hier wird deutlich, was NIRVANA von anderen Bands unterscheidet und was bis heute nicht kopiert wurde. Einfach und doch so genial!

2. Lounge Act

In den ersten Sekunden könnte man denken, es sein ein Black-Metal-Song, wenn Kurti so seltsam knurrt. Aber nein, ist schon NIRVANA. Heimlicher Held des Songs ist Krist Novoselic, der bassende Hüne spielt hier eine Bassline, die bis heute sicher nicht nur bei mir Glücksgefühle auslöst. Eine Mischung aus Tragik und guter Laune trägt diesen Song und stößt den Hörer zwischen den beiden Emotionen planlos hin und her, fasziniert aber auch gleichzeitig ungemein. Der Song handelt von Kurts damaliger Ex-Freundin Tobi Vail, Schlagzeugerin bei BIKINI KILL, von der er zur damaligen Zeit nicht wirklich loskam, gegen die er aber auch latente Aggressionen hegt. Deshalb sicherlich auch das gegensätzliche Arrangement des Liedes.

Achtung, das ausgewählte Video hat zwar keine HD-Qualität, ist dafür aber ziemlich sexy und könnte den ein oder anderen Leser etwas erregen…

3. Milk It

Ein sehr persönlicher und emotionaler Song von NIRVANA und noch ungewöhnlicher, dass dieses Lied in dieser rohen Form auf dem dritten Album „In Utero“ erschien. „Milk it“ weist deutlich auf die Depressionen Cobains hin und darf gerne als ein Hilferuf vor seinem Selbstmord gedeutet werden. Der innere Kampf, der ihn belastete, resultierte auch gleichermaßen aus ihm selbst. Kurt begann für sich zu formulieren, dass er auch derjenige sein könnte, der diesen Kreislauf mit Selbstmord beenden kann. Er liebäugelte ganz offen mit diesem Gedanken und freundet sich damit an zu sterben. „Ecto-plasma, Ecto-skeletal“ und „Look on the bright side is suicide“, der offensichtliche Wunsch nach Freiheit, Frieden und die zahlreichen Hinweise auf den Auto-Kannibalsmus können wohl kaum falsch gedeutet werden.

4. Negative Creep

„Negative Creep“ ist wieder ein hervorragendes Beispiel für das Minimalprinzip. Textlich und musikalisch packen NIRVANA gerade so viel aus, wie es benötigt, um einen genialen Song zu machen. Oder gerade so viel, wie sie noch stoned hinbekamen? Wie auch immer der Song entstanden ist, es wurde eine unvergleichbare Atmosphäre eingefangen und das Lied ist wohl das, was man als eine perfekte Momentaufnahme bezeichnen darf.

5. Lithium

Irgendwann spielt meine Gitarre „Lithium“ sicherlich von alleine, sobald ich sie in die Hand nehme. Das Intro von „Lithium“ ist wahrscheinlich das erste Erfolgserlebnis vieler Gitarren-Rookies. Textlich gesehen ist der genaue Sinn nicht geklärt, einerseits wird es Kurts zwiespältiger Persönlichkeit zugeschrieben, andererseits könnte es auch um das pharmazeutisch eingesetzte Element Lithium gehen, welches zur Regulation von Stimmungsschwankungen verwendet werden kann. Legendär ist auch der Auftritt bei den MTV Video Music Awards 1992, bei dem Krist Novoselic vor lauter Euphorie seinen Bass hochwarf und diesen (hust) dann nicht auffing, sondern mit der Stirn bremste, das Instrument dann auf den Boden fallen ließ und dann peinlich berührt die Bühne verließ. Kurt – vorbildlich mit Angela-Merkel-Gedächtnisfrisur und textsicher ohne Ende – und Dave waren ebenfalls derart „gut drauf“, dass sie den Song einfach ohne ihn weiterspielten und diesen kleinen „Faux pas“ gar nicht bemerkten. Wer sich das Video reinzieht, der wird sich schnell ein Bild davon machen, woran es liegen könnte. Oder sagen wir mal so, wenn Lithium im Spiel war, dann war die Dosis nicht optimal. Ich hätte eher darauf gewettet, dass Dave Grohl sich volle Kanne die Visage auf den Drums blutig kloppt, so energetisch wie der gute Mann auf die Felle drischt.

Doch seht selbst, ach und übrigens „Wayne’s World! Wayne’s World! Party time! Excellent!“

6. Rape Me

„Rape Me“ entstammt dem 1993er Album „In Untero“ und die Wahrnehmung von NIRVANA war schon eine ganz andere, als noch bei den vorherigen Alben. Selbst Leute, die damals eher auf 2UNLIMITED oder DR.ALBAN abfuhren – nno ha?ha? no vitamin! – konnte mit diesem Song etwas anfangen. Ach was war das Geschrammel auch schön eingängig und zum Refrain konnte man wunderbar springen. Eigentlich ist der Track doch schon viel zu glatt, um hier in der Bestenliste aufzutauchen. Aber schon alleine deshalb, weil auch viele Mütter und Väter zu „Rape Me“ wippten (Lernt doch einfach mal Englisch…), hängen an diesem Lied viele schöne Erinnerungen. Einige amerikanische Supermarktketten erwirkten allerdings, dass der Track nur als „Waif Me“ verkauft werden durfte.“In Utero“ war das dritte Studioalbum von NIRVANA und glaubt man der Mär vom „alles entscheidenden dritten Album“, dann darf man bestätigen, dass es nicht gelungen ist und den Absturz einläutete. „Rape Me“ entstand in der Zeit der Aufnahmen zu „Smells Like Teen Spirit“ und wurde dann, aufgrund des unerwartet einsetzenden Erfolges und des Versuches der Kommerzialisierung von Grunge, entsetzlich glatt geschliffen.

7. Downer

Wieder ein Song vom Album „Bleach“, bei dem Kurt sich erfolgreich an einer Art schnellem Sprechgesang versucht. Bemerkenswert ist hier, neben dem Duracell-Häschen-artigen Getrommel von Chad Channing, der Verlauf, den der Song nimmt. Die offenen Chords geben dem Song einen Dramatik, die andere mit der dreifachen Musikalität und Fingerfertigkeit nicht erreichten. Wenn man genau hinhört, merkt man, dass die von Kurt gesungene Melodie eigentlich schön zielsicher an dem musikalischen Arrangement vorbeimanövriert. Egal, denn „Downer“ gab es genau diesen reizvollen Widerspruch, der es zu einem besonderen Stück der Platte macht und in diesem Fall schien es NIRVANA auch in erster Linie darum zu gehen, politisch Stellung zu beziehen. Auch wenn „Downer“ nicht so offensichtlich zu den Hits von NIRVANA gehört, so kann doch hier auch am ehesten nachvollzogen werden, wie einflussreich NIRVANA waren. Crossover? Sludge?

8. Territorial Pissings

„Come on people now, smile on your brother and everybody get together, try to love one another right now“

Was für ein hammergeiles Intro (am besten erst n‘ Sixer Bier auf Ex, dann klappt es auch mit dem Cover!) und ein bockstarker Songtitel. Sicherlich auch einer der am meisten gecoverten Songs von NIRVANA, vorwiegend von Punkbands, die sich auch an NIRVANA gütlich taten. Einige unterstützen dies, wieder andere verteufelten sie dafür, dass sie dem Punk Rock etwas die Türen zum Mainstream öffnetet. Hier bin ich, kommt mit mir klar, ihr habt keine Wahl – eine Botschaft, die sich Metal und Punk gleichermaßen ans Revers heften. Im übrigen erinnert der Beat stellenweise ziemlich an die alten NENA-Hits, aber sei’s drum. Die hat nämlich niemals so schön geschrien am Ende eines Songs. Wer sich nicht sicher ist, dass NIRVANA die beste Version geschaffen haben, der darf gerne mit der Version von PENNYWISE und den BEATSTEAKS anschauen.

Direkt hier gibt es die Version von zwei Kids, die den Kern der Botschaft verstanden zu haben scheinen und dafür sorgen, dass NIRVANA in unseren Herzen immer weiterleben.

9. Where Did You Sleep Last Night

Ganz ruhig, wir wissen dass das kein von NIRVANA komponierter Song ist, sondern ein traditioneller Folksong aus dem Jahr 1870, an dem sich schon einige Künstler versucht haben. Doch niemand hat ihn derart tragisch dargeboten, wie NIRVANA bei MTV Unplugged, welches 1994 aufgezeichnet wurde. Schon vorher war das Lied als B-Seite von NIRVANA erhältlich. Doch in dieser speziellen Version ist es unübertroffen. Die Streicher machen den Song dicht und erhöhen gleichzeitig die Tragik. Wenn Kurt zum Ende hin den Text kraftvoll krächzt, packt sicherlich jeden die Gänsehaut. Die Ambivalenz zwischen seiner schon zerbrechlichen Erscheinung und dem puren Schmerz, der aus seiner Kehle strömt, ist sehr ergreifend. Es sei dahingestellt, ob seine urplötzlich aufgerissenen Augen Show waren oder, ob er tatsächlich für einen Moment Raum und Zeit vergessen hat.

Textlich ist beim Original wenig zu holen, es galt alles mit Emotionen wettzumachen.

10. Smells Like Teen Spirit

2013 spielte die Nu Metal-Band LIMP BIZKIT bei Rock Am Ring am Nürburgring „Smells Like Teen Spirit“ von NIRVANA an, halt falsch… 2013 sangen die Fans bei Rock Am Ring „Smells Like Teen Spirit“ von NIRVANA so euphorisch laut, dass man (den schiefen Gesang von) LIMP BIZKIT nicht mehr hörte, und sprangen so hoch und druckvoll, dass der Ring bebte. September 1991 erschien dieser Song, und das Video lief im TV auf Dauerschleife, war das meistgespielte Video auf MTV Europe, und für mich und meine Generation war es ein wahrer Befreiungsschlag.

Eine Alternative zu all dem Pop-Scheiß, dem gefaketen Dreck, der auf MTV größtenteils lief, und auch musikalisch hat dieser Song ein magisches Arrangement, drückt einfach die richtigen Knöpfe und nimmt auch heute noch sofort gefangen. Dass der Songtitel inspiriert war von einem Deo, welches mit dem Spruch „Do you smell like Teen Spirit?“ warb, war vollkommen uninteressant. Man wusste als Teenager ungefähr, was Anarchie bedeutete und war beeindruckt von den Cheerleaderinnen, die das „Anarchismus-A“ tanzten, dem abgeranzten Typ mit dem depressiven Blick und den ungewaschenen Haaren und dankbar für die Möglichkeit, seine pubertären Ängste hinter zerrissenen Hosen und weiten Hemden verstecken zu dürfen. Es gibt zahlreiche Cover-Versionen zu diesem Song (TORI AMOS, METALLICA, MILEY CYRUS, SLIPKNOT, WITHIN TEMPTATION, RED HOT CHILI PEPPERS…) und ich kenne keine einzige, die auch nur annähernd an das Original drankommt Grundsätzlich gilt: Helge Schneider und NIRVANA macht man nicht nach! Außer bei Rock Am Ring 2013.

Das beweist aber, dass dieser Song besonders ist. Für eine ganze Generation konserviert „Smells Like Teen Spirit“ alle Gefühl einer Lebensphase und wenn dieser Song ertönt ist das wie ein Gratisflug mit der Zeitmaschine.

Da wir jetzt alle total traurig sind, dass es NIRVANA nicht mehr gibt und auf MTV nur noch dummes Zeug gesendet wird, gibt jetzt noch was zum Lachen. Da es sich hier um eine Truppe von Kids handelt, darf Alkohol nicht als Ausrede gelten. Besser wäre das aber, denn das ist wirklich das schlechteste NIRVANA-Cover, das jemals vorgetragen wurde. Auch von allen, die noch kommen werden.

Lasst uns alle hoffen, dass dies eine Showeinlage an einer Schule für Gehörgeschädigte aufgeführt wurde…

05.04.2017
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