Die 10
der besten Videospielsoundtracks

Special

Wir haben euch jüngst eine Auswahl von Empfehlungen für Videospiele gegeben, die es sich in der Isolation lohnt, anzutesten. Da wir aber natürlich eine Plattform für musikalische Diskurse sind, möchten wir euch auch einige Empfehlungen von Videospielsoundtracks zum Hören geben. Denn Videspielsoundtracks haben eine stimulierende Funktion und daher oft mehr mit Rock und Metal gemein, als man erwarten würde, wenn sie nicht MCU-mäßig alles mit gesichtslosem, orchestralem Bombast zukleistern. Von daher hier nur mal eine Auswahl an Soundtracks, die ihr euch reinziehen könnt. Das gilt natürlich gleichfalls für die dazugehörigen Spiele.

Gleich vorweg mal lobende Erwähnungen: „Brütal Legend“ haben wir ja bereits in der letzten Liste gefeatured. Der Soundtrack des Spiels mit Jack Black in der Hauptrolle als Eddie Riggs ist zusammengestellt aus vielen Klassikern aus Hard Rock und Metal und von daher ist dessen Erwähnung obligatorisch und damit irgendwie fast schon langweilig. Ebenfalls der Vollständigkeit halber seien sämtliche Rock- und Metal-Radiosender aus der „Grand Theft Auto“-Serie genannt, für die das Gleiche gelten. Aber ohne Erwähnung hätte sich dieser Beitrag nicht komplett angefühlt.

Hier sollte auch darauf hingewiesen werden, das gewisse Acts aus der Synthwave-Szene mitunter als Soundtrack-Komponisten in Erscheinung treten. So hat beispielsweise PERTURBATOR am Soundtrack von „Hotline Miami“ mitgewirkt.

Nun aber vorwärts: Ab geht’s in die eigentliche Liste.

Doom

Eine Liste über die besten Videospiel-Soundtracks wäre natürlich nie komplett, wenn das originale Doom nicht dabei wäre. Eine Liste über die metallischsten Videospiele im Grunde auch nicht. Dass also DAS Old-School-Metal-Game mysteriöserweise absent von der Vorgänger-Liste gewesen ist, holen wir hiermit nach, denn der Metal-lastige Soundtrack bietet den besten Stoff fürs Headbangen, während man sich „Doom“-typisch der kathartischen Action hingibt und die Dämonenbrut mit Flinte, BFG und Kettensäge nach allen Regeln der Kunst auseinander nimmt.

Wie mächtig dieses Spiel auch heute noch ist, zeigt sich dahingehend, dass die beiden jüngst veröffentlichten Fortsetzungen, das schlicht „Doom“ betitelte Spiel von 2016 sowie das erst dieses Jahr erschienene „Doom Eternal“, immer noch richtig Spaß machen und den Adrenalinspiegel nach oben schießen lassen. Die Action ist brutal und den Dämonen sämtliche Schädel einzuschlagen, ist dank moderner Grafik und dem Soundtrack zwischen Industrial und – Überraschung – Metal mehr denn je ein Genuss. Doch so gut die Splatter-Action heutzutage geworden ist, der Soundtrack des Erstlings bleibt ikonisch.

 

Shovel Knight

Shovel Knight ist ein moderner Retro-Plattformer, in dem es um den titelgebenden Shovel Knight geht, der seine Partnerin Shield Knight retten und das Königreich von der Enchantress befreien muss. Es ist eine simple Story, die jedoch mit auf Hochglanz poliertem Gameplay unterfüttert worden ist. Es erschienen auch nach und nach Erweiterungen, in denen der Spieler die Rolle einiger der Antagnonisten wie den Spectre Knight übernimmt. Das Spiel vereint Elemente aus Super Mario Bros. 3, Ducktales und Mega Man in ein tightes, modernisiertes Paket, das auch Einflüsse zeitgemäßerer Titel wie Dark Souls zulässt (hinsichtlich die Sterbemechanik).

Das Spiel setzte mehrere Standards dahingehend, wie ein Titel im 8-Bit-Stil heute auszusehen und sich anzufühlen hat. Das kommt nicht von ungefähr, denn im Entwicklerteam tummelten sich namhafte Größen der Szene, die bereits schon seit Ewigkeiten mit dabei sind. Darunter zählen auch die Capcom-Veteranin Manami Matsumae (u. a. Mega Man) und Jake Kaufmann (u. a. Red Faction Guerilla), die sich beide für den Soundtrack verantwortlich zeichneten. Markante Merkmale sind große, epische Chiptune-Melodien, die nach Abenteuer klingen, sowie druckvolle Rhythmen, die das Blut zum Pumpen bringen! For Shovelry!

 

Devil May Cry

Lose basierend auf Dantes „Göttlicher Komödie“ (wirklich SEHR lose), war das ursprüngliche „Devil May Cry“ eigentlich als der vierte Teil der „Resident Evil“-Serie angedacht gewesen. Relativ schnell erkannten die Entwickler um Hideki Kamiya aber, dass das Spiel sich nicht in eine Richtung entwickelte, die zu „Resident Evil“ passt. Die Idee, fixe Kamerawinkel durch eine dynamische Kamera zu ersetzen und das Kampfsystem mit Style und Geschwindigkeit aufzupeppen, sollte jedoch nicht verloren gehen.

So wurde aus dem Titel schließlich der erste Teil dieser Hack-and-Slash-Serie, die neben ihrem Style und Humor vor allem durch ihren wahnsinnigen Schwierigkeitsgrad einen berüchtigten Ruf erhielt – wenn man nicht gerade auf „leicht“ spielte, wofür einen das erste Spiel mit einem wenig intuitiven Automatik-Modus und der Zurückhaltung gewisser Spielinhalte bestrafen würde. Der perfekte Soundtrack dafür? Pumpende Industrial- beziehungsweise Electro-Rhythmen mit Metal-Versatzstücken treiben in den Kampfsequenzen das Adrenalin durch den Körper, befeuert durch besagten Schwierigkeitsgrad. Kostprobe?

 

Super Metroid

Die „Metroid“-Serie legte den Grundstein für den Begriff Metroidvania, der seither für Spiele mit nonlinearen, mit- und ineinander verwobenen Welten verwendet wird, die es mit einer sich über den Lauf der Spielzeit erweiternden Fülle an Fähigkeiten und Gegenständen zu erkunden gilt. Der „-vania“-Anteil stammt von „Castlevania: Symphony Of The Night“, das auf das „Metroid“-Prinzip aufgesprungen ist, die Handlung des Spiels aber mehr integriert hat – mit so viel Cheese und Ham, dass man davon eine komplette Fußballmannschaft mit Cordon Bleu versorgen könnte. Die „Metroid“-Serie hat den Spieler ursprünglich in die Welt entlassen mit nur rudimentärem Wissen über die Handlung, während der Spieler das Geschehen allein durch seinen Erkundungsdrang vorantrieb.

Die Einflüsse bezogen die Entwickler des Ur-„Metroids“ für das Nintendo Entertainment System aus dem „Alien“-Franchise, weshalb es rückblickend auch wenig überraschend ist, dass „Metroid“ eine der ersten Spieleserien war, in welcher ein weiblicher Charakter, Samus Aran, die Hauptrolle spielte. Auch der Name ihrer wiederkehrenden Nemesis Ridley scheint nicht zufällig gewählt zu sein, schließlich war Ridley Scott für den ersten „Alien“-Film verantwortlich. Möglicherweise neben der „Mother“-Serie eine der sträflichst vernachlässigten Nintendo-Franchises dieser Tage, erzeugte vor allem „Super Metroid“ auf dem Super Nintendo Stimmung durch einen dichten, atmosphärischen Soundtrack, der zwischen mystischen Klängen, ruhig inszenierter, aber spürbar anschwellender Bedrohung und – in den Bosskämpfen – beinahe chaotischen Eruptionen wechselte.

 

Persona 5

Aus dem Schatten ins Rampenlicht – das ist nicht nur ein Thema, das von der Handlung des fünften Spiels der „Persona“-Serie aufgegriffen wird. Auch die Serie, eine Mischung aus Alltagssimulation und JRPG mit „Final Fantasy“- und „Pokémon“-DNA, selbst entwickelte sich vom – mehr oder weniger – nerdigen Nischentitel mit Kultfanbase über die Jahre zu einem beliebten Franchise mit zahlreichen Spin-Offs, dessen Popularität und Beliebtheit dieser Tage sicher auch mit freundlicher Unterstützung des Features des Hauptcharakters „Joker“ als einer der DLC-Kämpfer in „Super Smash Bros. Ultimate“ angefeuert wurde.

In der Tradition der Serie durchlebt man in die Rolle des Charakters ein Jahr an einer High School in Tokyo, während dem man einerseits eine Art romantisierte Schulsimulation durchspielt. Gleichzeitig entdecken er und seine Freunde seltsame Kräfte, die Personae, mit denen sie sich unter dem Deckmantel der Phantomdiebe inklusive alternativer Identitäten und quietschbunten Outfits aufmachen, um aus dem Schatten heraus gegen Unrecht zu kämpfen – und das ist nur die Kurzfassung, denn die Handlung selbst ist schon ziemlich schräg. Trotz seiner etwas mehr für westliche Gaumen zugeschnittenen Beschaffenheit haben die Entwickler dennoch einige etablierte Elemente der Serie in dieses neue Sequel mit überführt. Darunter: Der Soundtrack, eine Mischung aus J-Pop und modernem Hard Rock.

 

The Binding Of Isaac: Rebirth/Afterbirth

Bei „The Binding Of Isaac: Rebirth“ handelt es sich tatsächlich um eine Art Remake des ursprünglich als Flash Game gestarteten Indie Roguelikes „The Binding Of Isaac“. Das Spiel wurde von Edmund McMillen designed, der sich auch unter anderem für den Hardcore-Platformer „Super Meat Boy“ verantwortlich zeichnet. Das Spiel ist ein Arcade-artiger Dungeon Crawler im Stil des Ur-„Zeldas“, dessen Leveldesign, Gegenstände und Bosskämpfe jedoch bei jedem Durchgang zufällig generiert werden. Dem klassischen Spieldesign entsprechend ist der Schwierigkeitsgrad auch enorm, wobei es durch entsprechende Item-Kombinationen auch möglich ist, selbst so übermächtig zu werden, das das Spiel zu einem befriedigenden Power-Trip mutiert.

Die Geschichte hierhinter ist eine zynisch anmutende, moderne Variante der titelgebenden Bibelgeschichte um die Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham. Hier ist es stattdessen die Mutter des jungen Isaacs, die in ihrem religiösen Wahn eine Epiphanie wahrnimmt. Gott befiehlt ihr darin, ihren Sohn zunächst zu isolieren und anschließend zu töten. Klar, dass der ängstliche Junge das nicht auf sich sitzen lassen will und so eine Odyssee antritt, in der es sogar sein kann, dass er dem Gehörnten persönlich gegenüber tritt. Seine Waffe der Wahl: Tränen, in allen Formen und Farben. Der von RIDICULON komponierte Soundtrack untermalt dies mit Industrial Rock, der an passenden Stellen eine sakrale oder auch ominöse Würze verliehen bekommt.

 

Final Fantasy IX

Diese Eintrag könnte für Diskussionen sorgen, aber die Frage nach dem „besten“ „Final Fantasy“-Spiel wird die Gemüter ohnehin noch lange Zeit spalten, mindestens so lange wie Videspiel-Kultur relevant bleibt. Daher ist dies mehr ein allgemeiner Eintrag mit persönlicher Note, aber für mich bleibt der neunte Teil der beste, wenn auch wirklich nur um eine Nostalgie-Nasenspitze. Als jemand, der relativ spät zur Serie gefunden hat, waren mir die üblichen Favoriten, Teil 6 und 7, immer ein bisschen zu überhyped, um sie wirklich erfahren und genießen zu können. Hinzu kommt, dass vor allem der siebte Teil in seiner originalen Version ziemlich gealtert ist.

Daher hat der neunte Teil für mich so eine hohe Bedeutung, denn obwohl noch in der PS1-Ära erschienen, ist dessen visueller Charme bis heute geblieben. Auch wenn die Handlung des Spiels bei weitem nicht so tief geht wie die der Vorgänger, so weckt sie eine fast kindliche Abenteuerlust, wozu auch das interessante Steampunk-Setting beiträgt. Und für mich als alte Prog-Nase hilft sicher auch, dass Komponist Nobuo Uematsu entfernt Elemente von Prog und klassischem Rock in den Soundtrack eingewoben hat, zu dem sich weitere, farbenfrohe Einflüsse zwischen symphonischem Bombast, subtiler Mystik und sogar feurigem Flamenco gesellen.

 

Mega Man X

Die „Mega Man“-Serie, die 1987 mit „Mega Man“ debütierte, ist eine der dienstältesten auf dem Markt. Und Mega Man selbst war lange Zeit das Maskottchen von Capcom, die im Zuge des Erfolges vor allem des nachfolgenden „Mega Man 2“ gefühlt ein Sequel nach dem anderen heraus pressten. 1993 beim sechsten Teil angelangt, der trotz Veröffentlichung des Super Nintendos noch für das NES entwickelt wurde, schien es für viele, als wäre langsam die Luft raus gegangen. So etwas in der Art müssen sich auch die Entwickler gedacht haben, denn sie beschlossen, der Serie einen frischen Anstrich zu geben.

Das Ergebnis war „Mega Man X“, das vor „Mega Man 7“ erschienen und das dermaßen eingeschlagen ist, dass sich hieraus eine eigene Spin-Off-Serie entwickelt hat. Viele schwören darauf, dass „Mega Man X“ der beste Teil der Serie überhaupt ist, dank des enormen Fähigkeitensets, das sich der X genannte Hauptcharakter im Verlauf des Spiels aneignet. Ein weiterer Grund, warum „Mega Man X“ mächtig auftrumpfte, war neben der schicken 16-Bit-Grafik natürlich der rockende Soundtrack, der den Awesome-Faktor auf 11 hochgeschraubt hat. Und wer das nicht glaubt, hat die Hintergrundmusik der Stage von Spark Mandrill noch nicht gehört.

 

Demon’s Souls / Dark Souls / Bloodborne

Bei dem sogenannten „Soulsborne“-Franchise, das hier in einem Eintrag repräsentiert wird, handelt es sich gewiss um eines der einflussreichsten Action-RPGs der Neuzeit. Die „Souls“-Serie brachte den Schwierigkeitsgrad klassischer Games zurück und entlässt ihre Spieler in eine gnadenlose Welt, in der jede Unachtsamkeit schwer bestraft wird. Ein weiteres Feature, dass die Serie popularisiert hat: Nach dem Tod hinterlässt man seine Erfahrungspunkte beziehungsweise Seelen oder (im Falle „Bloodborne“) Blutechos an der Stelle des Sterbens und hat die einmalige Gelegenheit, diese einzusammeln. Stirbt man auf dem Weg dorthin, gehen diese verloren – eine Mechanik, die seither immer wieder fleißig übernommen wird, unter anderem auch von „Shovel Knight“.

Dabei erschien „Demon’s Souls“, der Stein der das überhaupt ins Rollen gebracht hat, ursprünglich exklusiv in Japan. Doch schnell entwickelte sich das Spiel zu einem Geheimtipp, sodass das Spiel auch international veröffentlicht worden ist. Ihm folgte schließlich die „Dark Souls“-Trilogie sowie „Bloodborne“, das im Gegensatz zu den „Souls“-Spielen nicht in einem mittelalterlich geprägten, sondern einem viktorianischen Setting spielt, in dem sich klassische Horror-Ikonen wie Bram Stoker und H. P. Lovecrafts kosmischer Horror gegenseitig „Gute Nacht“ sagen. Der Soundtrack dieser Spiele besteht dabei aus imponierenden Orchestral-Arrangements, die in „Demon’s Souls“ noch etwas zurückhaltender und stimmungsvoller waren, in den folgenden Titeln aber an Bombast und Epik zugewannen.

 

 

The Messenger

Last but not least ist der Soundtrack von „The Messenger“, einem Indie-Game, das 2018 erschienen ist und in dem man die Rolle des titelgebenden Boten spielt, der eine Schriftrolle überliefern soll. Nicht nur ästhetisch lehnt sich das Spiel dabei an „Ninja Gaiden“ an, sondern übergibt dem Hauptcharakter auch einige Ninja-Fähigkeiten und -Gegenstände, zu denen eine Art Doppelsprung, eine Art Enterhaken, ein Wingsuit sowie natürlich Katana und Shurikens gehören. Das Spiel präsentiert sich in Retro-Optik und hat entsprechend einen nach guten alten Chiptunes klingenden Soundtrack von RAINBOWDRAGONEYES auf den Leib geschneidert bekommen, die unter anderem auch mal ein nettes GLORYHAMMER-Cover aufgenommen haben.

Viel mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten, denn das Spiel hat einen der geilsten Twists, der sich direkt im Mittelpunkt der Handlung ereignet. Sollte es überhaupt möglich sein, Spoiler hier zu vermeiden (da auch der Trailer diesen Twist leichtsinnigerweise preisgibt), so sei jedem, der es noch nicht getan hat, geraten, das Spiel mal anzutesten. Es steckt – wie alle modernen Retro-Spiele – voller Humor und Referenzen, während der Soundtrack in bester „Ninja Gaiden“-Manier Adrenalin pumpt, was das Zeug hält.

 

30.04.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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