H.P. Lovecraft
Die zehn hingebungsvollsten H.P. Lovecraft - Projekte: Teil 1

Special

Zum Auftakt der „H.P. Lovecraft-Reihe“ bei metal.de konnten wir bereits einen Einblick in die schöne „Encyclopaedia Necronomica“ nehmen. Und wie angekündigt soll es weitergehen: Mit den „zehn hingebungsvollsten H.P. Lovecraft – Projekten“. Das bezieht sich natürlich auf Metal-Bands, und zwar solche, die ihr Wirken und Walten tief in das Zeichen des großen Meisters Lovecraft gestellt haben. Entsprechend finden sich auch wiederholt einzelne Geschichten und Gestalten in den Aussagen, Texten und Inspirationen der folgenden Künstler und Bands wieder – ein guter Anknüpfungspunkt, um in das Universum von H.P. Lovecraft einzusteigen.

Bei diesem Special geht es war grundsätzlich nicht um einzelne Songs, die mal hier und da auf den Alben einzelner Künstler oder Bands auftauchen, insbesondere, da deren Anzahl unüberschaubar ist. Ein ganz kurzer Einblick sei um „Aufwärmen“ jedoch gestattet – quasi als Appetizer und Beleg dafür, wie weitreichend der Einfluß des Cthulhu-Mythos doch auf die Metal-Szene ist…

METALLICA – „The Call Of Ktulu“

Offensichtlicher Name im Songtitel, der direkt auf den Großen Alten „Cthulhu“ verweist, ursprünglich veröffentlicht auf METALLICAs „Ride The Lightning“ (1984). Auch „The Thing That Should Not Be“ (von „Master Of Puppets“) und „All Nightmare Long“ (von „Death Magnetic“) basieren auf dem Cthulhu-Mythos.

MANILLA ROAD – „Return Of The Old Ones“

Auch MANILLA ROAD haben sich mit den Großen Alten aus Lovecrafts Mythen beschäftigt. Das Ergebnis? Unter anderem „Return Of The Old Ones“ vom Album „Out Of The Abyss“ (1988)

THERION – „Call Of Dagon“

Auch hier wieder eine deutliche Referenz, diesmal bei den schwedischen Death-Gothic-Opera Metallern THERION. Der Song „Call Of Dagon“ verweist direkt auf die Geschichte „Dagon“ (1917), ein frühes Werk von H.P.Lovecraft.

ENTOMBED – „Stranger Aeons“

Noch ein bisschen Death Metal? Auch die Todesmetaller ENTOMBED erweisen auf ihrem wegweisenden Werk „Clandestine“ (1991) Lovecraft die Ehre. Wie heißt es dort so schön: „Stranger things that eternal lie; Awaiting beyond the time to die“.

Damit soll es aber auch gut sein – starten wir nun mit den ersten fünf unserer „hingebungsvollsten H.P. Lovecraft-Projekte“!

BAL-SAGOTH

Die Einflüsse auf BAL-SAGOTH sind vielfältig: Band-Namensgeber Robert E. Howard, nordische Mythologie, Arthur C. Clarke – und zu einem erheblichen Teil auch H.P. Lovecraft. Dabei setzen sich die Engländer immer wieder mit der Herkunft des Menschen im Allgemeinen auseinander – von einer vorsintflutlichen Zeit, bis zu seiner Reise in den Weltraum.

Nun sind BAL-SAGOTH mit ihrem Symphonic Black Metal sicher eine spezielle Band: Die epische Mischung aus DREAM THEATER und EMPEROR ist opulent, vertrackt und vollgestopft mit Keyboards. Zudem wechselt Sänger und Mastermind Byron Roberts beständig zwischen Black Metal-Screams und eine tieferen Erzählstimme. Übertrieben und unharmonisch sagen die einen, spannend und abwechslungsreich die anderen – außerdem wäre Frontmann Byron die perfekte Besetzung für eine Dungeons & Dragons-Spielleiterposition.

BAL-SAGOTH – „The Chthonic Chronicles“

Auf jedem Fall gelingt es der Band die düstere und geheimnisvolle Stimmung des lovecraftschen Universums gekonnt einzufangen, wie an ihrer letzten Veröffentlichung „The Chthonic Chronicles“ sicherlich an deutlichsten wird  – ein wahrlich besonderes Projekt!

Fragen an Frontmann Byron zu H.P.Lovecraft und seinen Einfluss auf BAL-SAGOTH

Wie bist Du auf die Geschichten von H.P. Lovecraft gestoßen? Was bedeutet sein Schaffen für Dich?

Byron: Ich habe die Werke von H.P. Lovecraft entdeckt, als ich noch ziemlich jung war. Ich war bereits ein Horror-, Science-Fiction und Fantasy-Fan, dies führte mich zum Universum von H.P. Lovecraft, so verschlang ich seine düsteren Geschichten mit Genuß. Er wurde einer meiner Lieblingautoren, gemeinsam mit Robert E. Howard. An der Universität, wo ich Englisch studiert habe, schrieb ich im dann eine Arbeit über die Werke von Lovecraft. Die Arbeit von H.P. Lovecraft bedeutet mir eine Menge: Sein Schreibstil ist unerreicht, und seine Fähigkeit einen unterschwelligen Horror zu kreieren mustergültig. Die als „Cthulhu-Mythos“ eingeordneten Geschichten sind sin Meisterwerke, die Horror, Science-Fiction und Fantasy zu einer Mischung aus galaktischem Terror und arkanem Schrecken kombinieren. Das Thema der verweigerten Vormachtstellung der Menschheit ist sehr effektiv, die „Großen Alten“ und die schrecklichen Konsequenzen für jene, die sich zu weit in ihr Universum vorwagen, ist fesselnd. H.P. Lovecraft war stets die treibende Inspiration für meine literarischen und musikalischen Arbeiten.

BAL-SAGOTH – Bandfoto

Was ist eine Lieblingserzählung von H.P. Lovecraft und warum?

Schwer, eine einzige auszuwählen. Aber ich müsste „Der Ruf des Cthulhu“ („The Call Of Cthulhu“) nennen. Die Geschichte hat alle Kernelemente von H.P. Lovecraft, die auf einen tollen Spannungshöhepunkt zulaufen. Das ist vielleicht einer der besten Momente in der gesamten Science-Fiction und Horror-Literatur. Aber ich mag auch „Berge des Wahnsinns“ („At the Mountains of Madness“) und „Schatten über Innsmouth“ („The Shadow Over Innsmouth“). Alle drei Geschichten repräsentieren einen Meister und künstlerischen Genie.

Was verbindet für dich Metal und die Literatur von H.P. Lovecraft?

In erster Linie die Fähigkeit in die Tiefen von Horror und Fantasy abzutauchen. Das Genre ist einfach für die Erzählung von fantastischen Geschichten gemacht: Es ist orientiert an der dunklen Seite der Kunst, es hat einfach eine innere Verbindung zu fantastischem und markaberem und bildet eine perfekte Synergie mit Lovecrafts Geschichten. Als ich in den 1980ern mit BAL-SAGOTH angefangen habe, hatte ich ein lyrischens Konzept vor Augen, das besonders von Pulp-Horror und Science-Fiction der 1930er-Jahre beeinflusst ist. Da waren H.P. Lovecraft und Robert E. Howard immer die stärksten Inspirationen, über alle sechs Alben hinweg – allerdings am deutlichsten bei „The Cthonic Chronicles“.

SWAMPCULT

So, nun mal weg von dem ganze Hochglanzhorror und abstrakten, kosmischen Grausamkeiten. SWAMPCULT aus den Niederlanden beleuchten eine andere Seite des Mythos, hier geht es gefühlt irdischer und dreckiger zu.

Man befasst sich mit verborgenen Kulten, versteckt in den Sümpfen der amerikanischen Südstaaten; geheimnisvollen Gesellschaften und dem Bösen unter unseren Füßen und Augen. Musikalisch geht man dabei sehr gradlinig vor: Auf einer soliden Doom-Basis, einfachen Riffs und einem spürbaren VENOM-Einschlag wird primitiv und räudig den Großen Alten gehuldigt.

Wie unterhaltsam das sein kann, stellt das erste Werk „An Idol Carved In Flesh“ unter Beweis, der aktuell einen Nachfolger erfährt: „The Festival“, benannt nach der gleichnamigen Geschichte „Das Fest“ von H.P. Lovecraft.

SWAMPCULT – „The Festival“ (Artwork)

Frontmann A. über H.P. Lovecraft und seinen Einfluss auf SWAMPCULT

„Vor langer Zeit habe ich einmal die „Esoterik“-Abteilung eines Bücherladens durchstöbert, da bin ich über die Werke H.P. Lovecraft gestolpert. Ich glaube, der Händler dachte, das gehöre dort hin. Seitdem sind sie fester Bestandteil meines Lebens. Besonders die Geschichten „Das Fest“ („The Festival“) und „Der Außenseiter“ („The Outsider“) beschäftigen mich. An den Geschichten mag ich besonders, wie sie deine eigene Existenz anzweifeln. Wir sind zwar alle unseres Lebens sicher, aber wir träumen Träume, die nicht unsere eigenen sind. Und was wäre, wenn wir aufwachen würden und feststellten, dass wir in einem großen Albtraum leben, oder nicht real sind? Der grausame Zweifel an der Existenz in Allgemeinen inspiriert mich. Wenn man in die Haut einer Lovecraft-Figur schlüpfst und die Story sich entwickelt, dann möchtest Du Dir diese Haut am liebsten wieder vom Leib reißen.“

„Ich glaube, Lovecrafts Arbeiten haben einen natürlichen Bezug zur unserer Musik, da sie die Dinge erforscht, die Leute am meisten fürchten: Die Furcht vor dem Unbekannten. Dazu kommt der Schock-Aspekt des Metal. Aber für uns ist das noch mehr: Wir wollen nicht schockieren, durch unsere Musik wollen wir den unsteten Horror transportieren, den der Meister beabsichtigt hat.“

NILE

Eine besonders innige Verbindung zu den Werken H.P. Lovecrafts weist der Death Metal auf. Ganz vorne mit dabei: NILE. Über NILE selbst braucht man nicht mehr viel erzählen, die Band um Karl Sanders – immerhin seit 1993 aktiv – dürfte mit ihrem technischen Death Metal jedem Metaller ein Begriff sein.

Deren Debüt-Album „Amongst The Catacombs Of Nephren-Ka“ von 1998 widmet sich „Nephren-Ka“ und beschreibt den Schwarzen Pharao, einen wahnsinnigen Herrscher am Nil, der aufgrund seiner Hingabe an den Leuchtenden Trapezoeder und der Errichtung einer lichtlosen Kultstätte zur Verehrung des chaosbringenden Nyarlathotep aus den Geschichtsbüchern getilgt wurde.

Auch in ihren späteren Werken nehmen die US-Amerikaner immer wieder die Werke H.P. Lovecrafts auf: Sei es mit den „Von Unaussprechlichen Kulten“ oder „What Can Be Safely Written“ – der Mythos hinterlässt seine Spuren!

NILE – Amongst The Catacombs Of Nephren – Ka

„Ein vergehender, empfindsamer Schatten, der sich in Händen windet, die keine Hände sind, und ich wirbelte blind an schrecklichen Mitternächten verrottender Schöpfungen vorbei, Leichen toter Welten, mit Wunden, welche die Städte waren, Grabeswinde, die an bleichen Sternen vorbeistreichen und sie fast zum Erlöschen bringen.“

(H.P. Lovecraft, aus: „Nyarlathotep“, 1920)

THE VISION BLEAK

Die Speerspitze des deutschen Horror-Metal, THE VISION BLEAK, sind ebenfalls tief im Cthulhu-Mythos verwurzelt. Das Duo um die Musiker Konstanz und Schwadorf ist seit 2000 lyrisch und musikalisch im Umfeld des Gruseligen und Makabren unterwegs. Die symphonischen Kompositionen transportieren dabei stets eine okkulte Stimmung, die durch eine besondere Theatralik unterstützt wird.

Der Einfluß von H.P. Lovecraft ist dabei vielfältig: Sei es auf dem Debüt „The Deathship Has A New Captain“ (2003), wo im Song “ Horror of Antarctica“ auf die „Berge des Wahnsinns“ Bezug genommen wird und es heißt:

„Tekeli-li, Tekeli-li sounding through the air.
Where it did lead us to, no mortal man should dare.
Right before our eyes of monolithic size,
one labyrinth of cities, draped in moonlight, did arise.“

Auch Titel wie „The Outsider“ vom Album „Set Sail To Mystery“ (2010) oder “ Kutulu!“ vom Zweitwerk “ Carpathia – A Dramatic Poem“ (2005) basieren unmittelbar auf den Arbeiten von H.P.Lovecraft. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang allerdings die „Schwarzer Pharao“-Trilogie („The Black Pharaoh, Pt. 1-3“) des Albums „The Wolves Go Hunt Their Prey“ (2007) . Diese greift, wie schon zuvor bei NILE mit „Catacombs…“, die Geschichte des Schwarzen Pharaos auf, der sich dem Gott Nyarlathotep verschrieben hat und mithilfe des leuchtenden Trapezoeder die Grenze zwischen Raum und Zeit auflöst.

The Vision Bleak – „The Wolves Go Hunt Their Prey“ (Cover)

Fragen an Schwadorf zu H.P. Lovecraft und den Einfluss auf THE VISION BLEAK

Wie bist Du auf die Geschichten von H.P. Lovecraft gestoßen? Was bedeutet sein Schaffen für Dich?

„Auf Lovecraft gestossen bin ich durch Metallica (Call of Cthulhu, The Thing That Should Not Be etc.) und Morbid Angel und schließlich durch das „okkulte“ Buch Necronomicon mit einem Vorwort vom „verrückten Araber“ Abdul Alhazred ( ein Pseudonym Lovecraft’s). Ich habe mich dann recht früh etwas detailierter bin Lovecraft auseinandergesetzt und seit dem sind die Kurzgeschichten und Erzählungen Lovecraft’s ein fixer Bestandteil meines Lebens und meiner künstlerischen Inspiration. Noch eine nette Anekdote: Am 20. Dezember 1993 hielt ich in der 8. Klasse ein Referat zum Lovecraft Buch „Berge des Wahnsinns“. Warum ich das Datum so genau weiß? Weil es einen Tag nach dem Besuch der legendären Fuck Christ Tour (Immortal, Blasphemy, Rotting Christ) in Wertheim war und ich das Referat mit Corpsepaint Resten im Gesicht hielt…(lacht)!“

THE VISION BLEAK – Bandfoto 2016

Was ist eine Lieblingserzählung von H.P. Lovecraft und warum?

„“The Outsider“. Ein wundervolles Psychogram, das mir aus der Seele spricht und Lovecraft’s Schreibstil und Persönlichkeit so wunderbar unterstreicht. The Music of Erich Zann, The Shadow over Innsmouth, The Shining Trapezohedron und Rats in the Walls sind ebenfalls Favoriten von mir.“

Was verbindet für dich Metal und die Literatur von H.P. Lovecraft?

„Lovecraft war ein Einzelgänger und Außenseiter, was sich in seinen Geschichten absolut widerspiegelt. Das verbindet in schonmal sehr mit dem gemeinen Metal Hörer und Musiker. Seine Art zu scheiben und seine Geschichten sind sehr speziell, heute würde man wohl „nerdy“ oder „geeky“ sagen, was wiederum die, die auf der Suche nach dem Besonderen sind sehr anzieht. Zudem wohnt seinen Geschichten natürlich ein unglaubliches Grauen und eine nihilistische Dunkelheit inne die nicht zu beschreiben ist, außer vielleicht vom Meister selbst, in einem seiner klassischen Adjektivräusche.“

TYRANNY

„Tides Of Awakening“ ist das zweite Album der finnischen Funeral Doomer TYRANNY. Und die Herren meinen es wirklich ernst mit Funeral Doom: Da werden keine Kompromisse gemacht, selbst in einem extremen Genre sind die Finnen ein extreme Band.
Hier ist der Wahnsinn kein hämmernder Mahlstrom, sondern schleichend und subtil – keine Eruption, sondern zäh fließende Lava. Hier werden die Albträume hervorgehoben, die die Menschheit in den Wahnsinn treiben und vom Kommen der Großen Alten künden.

Tyranny – „Tides Of Awakening“ (Cover)

„Er sah endlose Züge kapuzenverhüllter Gestalten, deren Umrisse nicht Menschliches hatten, und ungeheure Ebenen, wüste Flächen, aus denen sich himmelhohe Monolithe erhoben, er sah Türme und Wälle in nachtdunklen unterseeischen Abgründen und die schwindelerregenden Schlünde des Alls, darin sich schwarze Nebelwände mit dünnen eisigen Purpurdämmerungen vermischten.“

(H.P. Lovecraft, aus: „Der leuchtende Trapezoeder“ („The Haunter Of The Dark“), 1936)

So, das war die erste Rutsche der „Zehn hingebungsvollsten H.P. Lovecraft-Projekte“, fünf tolle, hingebungsvolle Bands mit starken Alben. Nun habt ihr die Möglichkeit jedes der vorgestellten Werke nochmal unter dem Gesichtspunkt der zugrundeliegenden Geschichten zu hören und diese dabei zu lesen. Als erweiteres Booklet quasi – viel Spaß dabei!

Zum Abschluss dieses ersten Teils noch ein kleiner Bonus in Form der großen ELECTRIC WIZARD, die ihrererseits ebenfalls tief verstrickt sind in die Geschichten H.P. Lovecrafts. Mit dem Titel „Dunwich“ vom Album „Witchcult Today“ (2007) bezieht man sich auf die Geschichte „The Dunwich Horror“.

Im zweiten Teil der „Zehn hingebungsvollsten H.P. Lovecraft-Projekte“ gibt es natürlich fünf weitere Bands und Verehrer von H.P. Lovecraft, sowie zusätzlich ein Bonus-Projekt. Lasst euch also überraschen!

In diesem Sinne: Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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05.10.2016

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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