Die EMIL BULLS und der X-MAS Bash: zwischen Retrochic, Routine und der Liebe zur Musik
Special
Der Dezember hat für die EMIL BULLS seit vielen Jahren seinen ganz eigenen Klang: weniger „Last Christmas“, dafür mehr Bash. Was als einmalige Idee für eine Live-DVD begann, hat sich längst zu einem festen Ritual entwickelt, für die Band ebenso wie für ihre treue Fangemeinschaft, die sich jedes Jahr im Backstage-Werk in München einfindet. In diesem Winter kehrt auch die X-MAS Bash-Tour erstmals seit 2019 zurück. Und wie Moik Machine Gun Murphy (Moik) und Mighty Bock (Bocko) im Gespräch erzählen, steckt hinter dieser Tour weitaus mehr als nur Nostalgie.
„Wir wollten das den Leuten auch mal außerhalb von München ermöglichen“
Der Ursprung des Bashs liegt im Jahr 2009. Damals, erzählt Moik, habe man für „The Feast“ eine Live-DVD aufnehmen wollen und sich gefragt, ob das Backstage-Werk überhaupt voll werden würde. Die Idee, daraus ein vorweihnachtliches Event zu machen, kam vom Management und zündete sofort. Seitdem wurde der Bash fast jedes Jahr gefeiert, auch mal in wechselnden Münchner Locations, bis man irgendwann feststellte: „Der Bash gehört ins Backstage-Werk, da, wo er erfunden wurde.“
Mit der Zeit wuchs der Wunsch, dieses Format auch einmal über München hinaus zu tragen. 2019 fand die erste Tour mit sechs Städten statt. 2025 sind es nun sieben, darunter erstmals in diesem Format Wien. Der zweite Tourtag in Leipzig erweist sich im Gespräch als Moment des Zwischenstopps, Stimme leicht angeschlagen, Stimmung aber ungebrochen optimistisch. „Wir sind eingespielt, fit und freuen uns richtig auf heute Abend.“
X-Mas Bash: Ein Bash ist kein Albumzyklus und gerade deshalb besonders
Was unterscheidet den Bash von einer regulären Clubshow? Laut Bocko: die Länge und die Dramaturgie der Setlist. Sie greift weit in die Bandgeschichte zurück, holt selten gespielte Songs hervor und schafft eine Atmosphäre, die für die Bulls stark mit dem Wort „familiär“ verknüpft ist. In München sei dieses Gefühl besonders ausgeprägt: eine große, dennoch vertraute Runde von Menschen, die seit Jahren an diesem Ritual festhalten.
Für die Band ist der Bash unabhängig von Albumzyklen. Er ist gewissermaßen ein eigener Fixpunkt im Kalender, und das macht ihn für viele zum Ereignis im „Bulls-Jahr“.
EMIL BULLS: Zwischen wachsenden Erwartungen und begrenzten Ressourcen
Ein Thema, das im Gespräch viel Raum einnimmt, ist die Entwicklung der Live-Produktion. Die Erwartungen an Licht, Sound und Gesamterlebnis steigen, auch bei Mittel- und Underground-Acts. Gleichzeitig explodieren Transport- und Personalkosten. Die EMIL BULLS reagieren darauf pragmatisch: mit hoher Eigenmotivation, viel Detailarbeit und einer Crew, die für sie unverzichtbar ist. „Die größte unsichtbare Arbeit ist die Logistik“, sagt Bocko. Wo steht der Bus? Wo kommt der Strom her? Wie viele Handtücher werden gebraucht? Vieles davon sieht niemand, aber ohne diesen Unterbau wäre keine Tour möglich.
Licht an für die EMIL BULLS: „Gutes Licht macht ein Drittel der Show aus“
Auf dieser Tour setzen die EMIL BULLS erstmals LED-Wände ein. Optisch nicht High-End, aber bewusst im „retrochic“ gehalten, wie Moik es nennt. Die Inhalte hat die Band mit viel Herzblut selbst gestaltet. Das Lichtdesign stammt von Crewmitglied Felix, der für die Band zur neuen Konstante geworden ist. Manches sei noch Feintuning, etwa zu viele Blackouts, die für die Musiker auf der Bühne zum Problem werden. Doch im Kern: „Licht transportiert Emotionen. Wenn es gut ist, kickt es einfach noch mehr.“
Die EMIL BULLS bleiben an der Basis: Ticketpreise, Merch und der ehrliche Wunsch nach Fairness
Auch hier zeigt sich eine realistische Sichtweise: Die Eintrittspreise decken kaum mehr als die Kosten. „Plus-minus-null“, sagt Moik, und fügt hinzu, dass die Band fast ausschließlich über Merch verdient. Gleichzeitig sollen die Preise fair bleiben. „Wir wollen die Leute nicht verarschen.“ Der Premium-Zipper aus türkischer Produktion, den die Bulls dabei haben, ist ihnen wichtig, ein qualitativ hochwertiges Stück, das nicht nach schneller Marge aussieht.
Rituale, die bleiben und ein Kern, der nie alt wird
Ob man den Bash „verjüngen“ müsse, wird Moik gefragt. Die Antwort ist nüchtern: Eine gute Tradition muss nicht modernisiert werden, sie muss einfach gut gemacht sein. Die Bulls setzen auf Weiterentwicklung im Detail, nicht im Prinzip.
Privat dagegen haben Rituale für die Bandmitglieder einen anderen Stellenwert: Basketballtage mit alten Schulfreunden, Kartenspielrunden zwischen den Jahren. Für die Bulls ist der Kern ihres Konstrukts ohnehin klar: Freundschaft und die gemeinsame Liebe zur Musik. „Wir sind zusammen, weil wir Bock haben, miteinander Musik zu machen, nicht, weil es um Millionen geht.“
Die Support-Träume der EMIL BULLS und der Blick nach vorn
Als Supports sind in diesem Jahr VINTA und IGNITE dabei. Eine besondere Freude, denn IGNITE gehört zu den Bands, mit denen die EMIL BULLS schon lange touren wollten. Da stellt sich natürlich auch die Frage, wen die EMIL BULLS selbst mal supporten möchten. Genannt werden KORN, IN FLAMES oder KILLSWITCH ENGAGE. „Wir wären einfach gern mal wieder Support. Am liebsten auf einer größeren Europa-Tour.“
Das kommende Jahr wird für die EMIL BULLS in Pause gesetzt, keine Tour, nur Bash und Festivals. 2027 soll dann ein neues Album erscheinen, passend zum 30-jährigen Jubiläum. Ein großes Ziel, aber eines, das in der Band spürbare Vorfreude auslöst.
X-Mas-Bash: „Die größte Weihnachts-Metal-Sause des Jahres“
So fassen Moik und Bocko den Spirit des Bashs am Ende zusammen. Und vielleicht ist es genau diese Mischung aus Bodenständigkeit, Humor, Professionalität und echter Zuneigung zur eigenen Tradition, die den Bash seit 2009 prägt.
Die EMIL BULLS mögen keine Weihnachtsmuffel- oder Weihnachtsengel-Klischees bedienen. Aber sie haben etwas geschaffen, das für viele Fans inzwischen fest zur Adventszeit gehört: eine Konstante in einem oft rastlosen Musikjahr. Und für die Band selbst ist es genau das auch. Die aktuellen Tour-Dates der EMIL BULLS findet ihr hier!
