Van Canto
Musiker-Blog - Van Canto Teil 1 (Russland)

Special

Van Canto

Am 14. Februar 2014 startete die „Tour of the Brave“ der Metal-A-Cappella-Heroen VAN CANTO. In einem exklusiven Blog werden uns die sechs Helden Einblick in ihr Tourleben der nächsten zwei Monate gewähren. In diesem ersten Teil geht es um den Tourauftakt in Moskau und St. Petersburg, über den Frontfrau Inga und Frontmann Sly berichten. Ihr erfahrt u. a. wo Harry Potter tatsächlich geschrieben wurde und von wem ihr die besten Informationen über die Moskauer Rotlichtszene bekommt.

14.02.2014 – Moskau, Klub Volta

Von Sly

 

 

BÄÄMMM! 3 Uhr nachts, ich bin hellwach! Taxi ist für halb sechs bestellt, bleibt noch Zeit für ein, zwei Käffchen und ein Schnittchen auf die Faust und nen letzten Check meines Gepäcks. Passt alles, dann kann‘s losgehen. Ähh, doch nicht, erst noch Kaffee wegbringen! JETZT ABER… Mein Stimmungsbarometer pendelt im oberen, grünen Bereich und mein Taxifahrer lässt nach meiner Bemerkung: „Einmal Moskau, bitte!“, keinen Moment aus, mich auf das russische Nachtleben vorzubereiten. Ich habe in dieser halben Stunde Taxifahrt mehr über die Rotlichtszene Moskaus erfahren, als mir lieb ist. Trotzdem hat sich der Mann ein gutes Trinkgeld verdient, finde ich!! 😉 Am Flughafen eingecheckt, treffe ich „Bassmann“ Ike, Techniker Jan und Crew-Nanny Tanja. Der Rest der Truppe ist schon in der russischen Hauptstadt und zur Zeit wohl noch am knacken. Einer herzlichen Begrüßung folgt ein weiterer, gemeinschaftlicher Kaffee und dann gehts ab, über Paris nach Moscwa!

In Moskau angekommen, treffen wir auf ein Bekanntes Gesicht. Alexej, einer der hiesigen Veranstalter holt uns am Flughafen ab und packt uns nach einer kurzen Smalltalkphase ins nächste Verkehrsmittel, die Bahn, um uns näher an den Ort des Geschehens zu bringen. Auf der Fahrt erfahren wir, dass der Vorverkauf großartig verlaufen ist und nach einem weiteren Umsteigehickhack und einer kurzen Fahrzeit in einem Pkw kommen wir endlich am Club an und finden dort tatsächlich schon eine beträchtliche Anzahl wartender Fans vor. GEIL! Im Club „VOLTA“ treffen wir den Rest der Band und wir nehmen uns ausgiebig Zeit zum begrüßen und austauschen, wir haben uns seit der Generalprobe vor 4 Wochen nicht mehr gesehen. Es liegt ein Knistern in der Luft, ähnlich wie am Silvesterabend, um kurz vor zwölf. Alle sind aufgeregt und voller Energie und Vorfreude. WIEDER IN MOSKAU! GROSSARTIG!!!

Kurz vor „Doors“ stehen wir noch immer auf der Bühne beim Soundcheck. Irgendwie hängt‘s und die Technik will noch nicht so wie sie soll. Erster Auftritt der Tour, da ist das mal so. Die Jungs vom Club kommen im Minutentakt an die Bühne gerannt, weil sie nun endlich die Türen öffnen wollen. Es liegt tatsächlich etwas Panik in ihren Augen, die wohl auch absolut berechtigt ist, denn draussen geht die Post ab. Während wir noch mit der Technik kämpfen , hat sich die Anzahl der wartenden Fans auf ca. 1000 Leute hochgeschraubt, so dass die Zufahrtsstraße gesperrt werden muss und sogar die Polizei sich langsam unbequem bemerkbar macht! RAKKA TAKKA!!!

Also, Türen auf!! Kaum ist die Freigabe erteilt, strömen die ersten Fans in die Halle. Ross und ich stehen sprachlos auf der Bühne, als eine kreischende/gröhlende erste Menschenwelle vor unsere Füße stürmt und sich die ersten Reihen sichert. Ross zückt geistesgegenwärtig sein Handy und macht ein kurzes Video und ich bemerke, mit einem Hauch von Größenwahn, „das ist ja fast wie bei Michael Jackson!!!“ Dann ist es soweit… Die Stimmung im Saal ist der Hammer, VAN CANTO ist Zuhause! Wir spielen also zum erstes Mal, das Set zu unserem neuen Album auf der „Tour of the Brave“, und es läuft verdammt gut! Moskau tobt und tobt mit jedem Song noch etwas mehr! Nach einer absolut gelungenen Show, geben wir noch unzählige Autogramme, schiessen etliche Fotos und beantworten viele, viele Fragen! EINS IST KLAR: WIR KOMMEN WIEDER!!!

 

15.02.2014 – Sankt Petersburg, Zal Ozhidaniya

Von Inga

 

 

Nach einem super Tourstart in Moskau, ging es nicht wie gewöhnt vom Backstagebereich ins Hotel oder den Tourbus, sondern zum Fernbahnhof in Moskau. Zum Glück waren wir alle wegen der drei Stunden Zeitverschiebung noch den Umständen entsprechend fit… Unser Zug fuhr um 0:50 Uhr Ortszeit ab und der Bahnhof wirkte wie tagsüber. Wie können nachts so viele Menschen auf dem Bahnhof unterwegs sein? Und warum zum Henker wird man durchleuchtet, wenn man die Wartehalle betritt? Leider konnten wir, der kyrillischen Schrift nicht mächtig, nicht einmal das Kloschild lesen und waren somit auf unsere russischen Begleiter angewiesen. Dadurch ergab sich folgendes Bild: Zwei Russen, gefolgt von zehn verwirrt umherschauenden Metallern schlängeln sich kreuz und quer durch den Bahnhof und bleiben meist so stehen, dass kein Mensch mehr durchkommt. Immer diese Ausländer 😉

Am Bahnsteig selbst fühlte ich mich ein bißchen wie in Harry Potter auf der Suche nach dem Gleis 9 3/4, denn vor jedem Waggon vom Hogwartsexpress standen Zugbegleiterinnen in feschen Uniformen, welche die Zauberschüler auf ihren Listen abhakten 😉 Im Abteil selber hätte ich mir dann gleich einen Vergrößerungszauber gewünscht. Wie soll man sich mit vier Leuten in so einem kleinen Abteil bewegen und sein Zeug verstauen? Und das, obwohl einer der vier Reisenden gerade mal knapp zehn Kilo wiegt, war die Bewegungsfreiheit arg eingeschränkt, was für große Erheiterung und so manchen blauen Fleck sorgte. So fühlte sich wohl auch Hagrid in normalen Räumen. Die Liegen waren leider auch nicht größer, so dass ich wegen einem sich ausbreitenden Zwerg neben mir halb auf dem Tisch schlief 😉 Ansonsten fühlte es sich vertraut Tourbusmäßig an. Ruckel ruckel… schnarch… Zumindest so lange, bis sich Jan, unser Mischer, vermutlich taub von unserem infernalischen Gesang, lautstark auf dem Gang darüber ausließ, dass „ein komischer Russe“ in seinem Bett liegt. Argh… wieder wach!!! Ruckel ruckel… schnarch… Was uns durch Ruckel-ruckel-schnarch in diesem Moment entgangen ist: Besagter Russe wurde von besagtem Mischer nach der Gröhl-motz-Aktion in ein anderes Bett verfrachtet. Ein freies Bett? Nein, es war das Bett von Ross. Und der arme Schotte, nun seines eigenen Bettes beraubt, sah sich gezwungen auf der Zugtoilette zu übernachten. Gerüchten zufolge hat er gegen Morgen jedoch noch ein freies Bett gefunden…

Pünktlich eine halbe Stunde vor Ankunft wurden wir von Mrs McGonagall geweckt, die ebenso finster schaute wie das Original und einen Kaffee servierte, der wirklich back from hell war und selbst Ihr-wisst-schon-wen wieder erweckt hätte. Ankunft in St. Petersburg um neun Uhr Ortszeit. Warum zum Henker ist es dunkel draußen? Achja, weiter im Norden… Vom Bahnhof ging’s direkt ins Hotel, dort zum Frühstück und dann auf direktem Weg in die Heia, um noch etwas Schlaf nachzuholen, denn abends mussten wir ja wieder fit sein. Die nächsten faulen und abschlappenden Stunden überspringe ich an dieser Stelle. Nur soviel, am Abend waren wir wieder alle ausgeschlafen, gesättigt und frisch geduscht

Der Gig: Auch Sankt Peterburg hieß uns sehr herzlich und ausgelassen willkommen und ermöglichte uns eine tolle Show vor über 600 Fans. Und das süßeste überhaupt: Wie auch in Moskau bekam ich von einem lieben weiblichen Fan Rosen auf die Bühne. Zu goldig. Da ging dann das Grinsen gar nicht mehr weg. Wäre es auf Grund der uns abfeiernden Sankt Petersburger aber ohnehin nicht 🙂 🙂 🙂 Im Anschluss an die Show noch schnell ein paar Autogramme von der Bühne aus geben… Beides, schnell und ein paar war definitiv nicht möglich. Ich wusste nicht, dass man auch auf Ausweisen unterschreiben kann. Die spinnen die Russe. Also nach längerer Zeit und zahlreichen Autogrammen zurück ins Hotel. Die ersten 2 Gigs der Tour waren super! Am nächsten Morgen ging’s ab zum Flughafen und Richtung Heimat. Da wir nicht alle gleichzeitig zurück flogen, liefen wir uns morgens im Hotel leider nicht mehr alle über den Weg. Das wäre allerdings bei einigen von uns hinsichtlich ihrer Feiertätigkeit am Vorabend auch nicht mehr wünschenswert gewesen, haha!

Fazit: Russland ist ein sehr gutes VC-Pflaster und Harry Potter wurde definitiv nicht in Großbritannien geschrieben, sondern am Bahnhof in Moskau.

02.03.2014
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