We Butter The Bread With Butter
Listening Session zum neuen Album

Special

We Butter The Bread With Butter

Es ist schon ein kleines Weilchen her, dass die dritte Ausgabe des Impericon Festivals das Leipziger Agra-Gelände erschütterte. Neben den vielen hochklassigen Konzert-Momenten gab es dort hinter den Kulissen aber noch ein weiteres Highlight: die Listening Session zum neuen Album der Berliner Deathcore-Formation WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER. Das neue Werk des Quartetts trägt den Namen „Goldkinder“ und wird am 9. August erscheinen. Und natürlich war metal.de vor Ort, um die neuen Songs intensiv unter die Lupe zu nehmen.

Lest im Folgenden das Track-by-Track-Review:

1. Alles was ich will

Der Opener ist eine stampfende Core-Nummer mit merklichem Industrial-Anstrich. Von einer markanten Gitarre eingeleitet, marschiert der Track in der Folge kraftvoll voran, das Fundament bildet dabei das wuchtige, minimalistische Drumming. Heraus sticht der Clean-Refrain, der sich schnell in den Gehörgängen festsetzt, und der so gar nicht WBTBWB-typisch daherkommt. Dennoch wirkt der Song stimmig und markiert einen interessanten Auftakt der Platte – Überraschung gelungen.

2. Meine Brille

Der Track wird von sphärischen Keys eingeleitet, schnell geht es dann aber wieder intensiver zur Sache. Insgesamt wirkt das Stück noch etwas eingängiger und kompakter als der Opener, erneut ist es dabei der Refrain, der sehr griffig ertönt und den Höhepunkt des Songs markiert. Auffallend sind zudem die sehr präsenten, spacigen Keyboard-Sounds, die im Zusammenspiel mit den rauen Riffs ein interessantes Klangbild ergeben.

3. Pyroman & Astronaut

Bislang das aggressivste Stück der Platte – gelegentliche Double-Bass-Patterns und mächtiges Riffing mit Breakdown-Schlagseite geben dem Song einen sehr kernigen und rauen Charakter. Zudem wird hier auf Clean-Vocals verzichtet, was die ruppige Grundausrichtung des Tracks unterstreicht.

4. Ohne Herz

Der Song ist deutlich atmosphärischer gehalten, insbesondere die Strophenparts schaffen eine einnehmende Atmosphäre. Vor allem Sänger Paul Bartzsch agiert hier sehr leidenschaftlich, eine gewisse Ähnlichkeit mit Oli Sykes (BRING ME THE HORIZON) ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Highlight!

5. Super Heiß ins Trommelfell (S.H.I.T.)

Der erste eher schwächere Track auf „Goldkinder“ – trotz eingängigem Refrain und diversen Kopfnicker-Parts kann der Song nicht vollends mitreißen. Gegen Ende allerdings steigert sich das Stück noch etwas. Achso: Vielleicht ist dies der richtige Moment für ein kleines Zwischenfazit. Das neue Werk hat – der ein oder andere mag es schon bemerkt haben – nicht mehr so viel mit den früheren Releases der Band gemein. Das Label „Deathcore“ scheint für WBTBWB anno 2013 nicht mehr wirklich angemessen, vielmehr finden sich viel mehr Industrial-Elemente im Sound wieder und insbesondere die Refrains besitzen merklich ausgeprägten Pop-Appeal. Das Ergebnis klingt am Ende aber alles andere als schlecht. Ob die neue stilistische Ausrichtung allerdings allen Fans der Truppe gefallen wird, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

6. Viva Mariposa

Der Beginn des Songs kommt eher rockig daher, in der Folge bewegt sich das Stück im Mid-Tempo-Bereich, wobei es insgesamt etwas Core-lastiger zu Werke geht. Sprich: mehr Double-Bass und ein Quasi-Breakdown bestimmen das Bild. Allerdings schwebt über dem gesamten Track der dunkle Schatten von „1000 Mal gehört“. Und ganz ernsthaft: Die Riffs in diesem Song hat es alle schonmal woanders gegeben. Letztlich ist „Viva Mariposa“ deswegen auch der zweite eher ernüchternde Track der Platte.

7. Fall

Auftakt zu mächtigen Drums und fiesem Geröchel, danach ein zähes Gitarrenriff, gefolgt von einer RAMMSTEIN-lastigen Flüster-Strophe. Textlich das wohl bislang tiefgründigste Stück („Ich lass mich fallen / Das Leben zieht an mir vorbei„) der Platte, allerdings kein absolutes Highlight.

8. Mayday Mayday

Der Auftakt des Songs versprüht schwedisches Melo-Death-Flair, und wäre da nicht der effekt-belegte Clean-Refrain, könnte man meinen – auch wenn es ein gewagter Vergleich ist – man habe es hier mit einem DARK TRANQUILLITY-Song zu tun. Insgesamt ein wichtiges, starkes Signal an den Hörer einer Phase, in der „Goldkinder“ etwas ins Mittelmaß abzurutschen drohte.

9. Makellos

Das Tempo wird hier wieder etwas angezogen, die Nummer treibt mit energetischem Riffing zu Beginn gut nach vorn und steuert zielsicher in den einprägsamen Refrain. Gegen Ende wird dann sogar noch ein griffiges Gitarren-Solo serviert. Insgesamt ein starker Track.

10. Das Uhrwerk

Der Track besitzt eine hörbaren Metalcore-Einschlag, wofür vor allem die sägenden Lead-Gitarren und der früh im Song inszenierte Breakdown verantwortlich sind. Gesanglich zeigt sich Fronter Paul Bartzsch dabei flexibel: sowohl aggressives Gekreische als auch bitterböse Growls kommen zum Einsatz. Gelungen ist hier vor allem der tragende Schlusspart, bei dem live ordentlich die Matten fliegen dürften.

11. Krieg Aus Gold

Nach einem, für „Goldkinder“ fast typischen „Keyboard-Line mit Samples“-Auftakt folgt eine etwas schlaff intonierte Strophe, vor allem der Deichkind-Sprechgesang-Style wirkt hier ziemlich deplatziert – und auch sonst hat der Track dynamisch wenig zu bieten. Mit Abstand das schwächste Stück der Platte.

12. Psycho

Der Track startet mit ordentlich Schub und Groove, die Strophe ist recht flott gehalten und transportiert eine Menge Energie. Lediglich der Refrain kann nicht mit der ganz großen Melodie aufwarten und wirkt daher etwas kraftlos. Cool allerdings der Reggae-artige Gesangs-Part im Mittelteil. Solider Song.

13. Kind Im Brunnen

Der Schlusstrack kommt rhythmisch etwas variabler daher, hier passt wieder alles zusammen – ob das wiegende Hauptriff (mit unterschwelliger Folk-Metal-Note – lustig!), die aggressive Strophe mit ihrem brachialen Riffing oder der griffige Refrain. Und auch der ausgedehnte Schlusspart besitzt noch einmal große Kopfnicker-Qualitäten. Ein starker Abschluss des Albums.

Zeit für ein Fazit. Nach einem Durchlauf des Albums ist zweifelsfrei klar: WBTBWB zeigen sich auf „Goldkinder“ im neuen Gewand. Die Band scheint gereift und ernsthafter, insbesondere die früher flächendeckend präsente Ironie ist an vielen Stellen aus den Texten gewichen – allerdings nicht gänzlich verschwunden. Die Platte bietet definitiv einige richtige Kracher („Alles Was Ich Wil“, „Ohne Herz“, „Makellos“, „Pyroman & Astronaut“), allerdings auch zwei, drei eher schwächere Tracks. Insgesamt muss man aber attestieren, dass das neue Konzept in musikalischer Hinsicht funktioniert. Jetzt müssen nur noch die Fans mitspielen, von denen WBTBWB viele vor den Kopf stoßen, andere aber mit Sicherheit auch hinzugewinnen werden. Folglich darf man gespannt gen August blicken, wenn das Scheibchen das Licht der Welt erblicken wird.

28.06.2013
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