Wilderun
Eine kleine Einführung

Special

WILDERUN – Ein Underground-Phänomen?

Nicht jede Underground-Band macht in dem Ausmaß so von sich Reden wie WILDERUN es taten, als sie ihre Alben noch in Eigenregie veröffentlichten. Ihre passionierte Fanbase kommt praktisch kaum aus dem Schwärmen heraus – und nun hat die Band einen wohl verdienten Vertrag bei Century Media Records landen können. Unter dem Label wird nun am 17. Juli 2020 das dritte Album „Veil Of Imagination“ erneut veröffentlicht. Wer sich angesichts dessen mal mit der Band beschäftigen möchte, dem möchten wir ein bisschen dabei helfen.

Daher haben wir eine Kurzanalyse der Alben der Band mit Kommentar von Bassist und Keyboarder Dan Müller für euch zusammen gestellt und wünschen viel Spaß beim Lesen (und Kennenlernen, falls dies noch nicht zuvor passiert ist).

„Olden Tales & Deathly Trails“

Das Debüt der US-Amerikaner folgt der Folk-Meets-Metal-Thematik noch am ehesten. Hier trifft der „TURISAS meets OPETH“-Vergleich voll und ganz zu. Ein bisschen ENSIFERUM schwingen hier und da auch mit. Im Mittelpunkt stehen aber im Gegensatz zu erstgenannten definitiv mehr (neu-)englische Einflüsse und Referenzen an amerikanischen Folk („How Stands The Glass Around“), die in das Gewand aus melodischem Epic respektive Death Metal gesteckt werden. Das Album klingt noch nicht ganz so „teuer“, was den Produktionsaufwand angeht, aber geizt dennoch nicht mit Bombast.

Und dank seines Charmes packt „Olden Tales“ seine Hörer, sicher auch dank der mit theatralisch in Szene gesetzten aber deshalb nicht weniger beschwingten Folk-Metal-Nummern, die einfach nur richtig viel Spaß machen und vermutlich das auf Anhieb zugänglichste Werk von WILDERUN ausmachen. Der klare Männergesang (vor allem die Chor-Sektionen!) und die Growls von Evan Anderson Berry sitzen bereits wie angegossen und drücken dem Erstwerk bereits den eigenständigen Stempel der Band auf. Von hier an sollte es aber erst richtig losgehen.

Anspieltipps für Einsteiger: How Stands The Glass Around, Storm Along

Kommentar von Dan Müller:

„Olden Tales“ war unser erstes Album. Und im wesentlichen haben wir uns als Folk-Metal-Band gegründet, die ihre Inspiration weniger vom europäischen und mehr vom amerikanischen Folk zieht. Um die Sache dann für Metalheads interessant zu halten haben wir dann Elemente von Progressive Metal beigemischt. Gleichzeitig wollten wir uns dadurch auch sämtliche Türen hinsichtlich unserer Kompositionen offen halten, wo man mit traditionell geschriebenen Songs eher schnell an die Grenzen gerät.

„Sleep At The Edge Of The Earth“

Drei Jahre Zeit liegen zwischen dem Debüt und dem Folgewerk „Sleep At The Edge Of The Earth“. Mit einer lebhaften Mischung wie der auf dem Debüt gebotenen wäre die logische Konsequenz für eine europäische Formation (mit entsprechender Festival-Publicity) gewesen, den Sound weiter zu verfolgen. Doch damit haben sich die Bostoner nicht zufrieden gegeben und begannen stattdessen, die Grenzen auszuloten, zunächst in produktionstechnischer Hinsicht. „Sleep“ folgt damit weiterhin der „OPETH meets TURISAS“-Devise, aber eben auf Hochglanz poliert und kompositorisch ausgereifter. Der große, progressive Rundumschlag sollte dann ein Album später folgen.

Mit dem Zweitling schlagen WILDERUN musikalisch in eine vergleichbare Kerbe wie „Olden Tales“, stocken ihren Sound jedoch in Sachen Produktionaufwand an nahezu allen Ecken und Enden auf. Das Symphonische wird symphonischer und breitbandiger, während die Folk-Elemente weiterhin prominent vorhanden sind, aber mit noch mehr Epik unterfüttert werden. Beides ist besonders schön im Vierteiler „Ash Memory“ zu hören. Ebenfalls bezeichnend: Die Bostoner haben weiterhin das richtige Händchen für die Balance, um ihren Sound organisch und zugänglich zu halten.

Anspieltipps für Einsteiger: And So Opens The Earth (Ash Memory Part I), Linger

Kommentar von Dan Müller:

Mit „Sleep At The Edge Of The Earth“ war unser Ziel, den progressiven Anteil unserer Musik etwas mehr zu expandieren. Die Folk-Texturen wollten wir weiterhin verwenden, wir wollten sie aber in einen düstereren Kontext einsetzen. Wir wollten ein bisschen weg von den TURISAS- oder auch ENSIFERUM-Einflüssen und mehr in Richtung MOONSORROW oder FINNTROLL gehen. Gleichzeitig wollten wir in Sachen Heaviness weiter anziehen.

„Veil Of Imagination“

An dieser Stelle erfolgt keine Kurzbeschreibung, da in Kürze unsere ausführliche Besprechung zur Wiederveröffentlichung via Century Media erscheint. Unser Soundcheck-Team hat sein Urteil bereits gefällt, es folgt lediglich noch der Kommentar von Dan Müller.

Anspieltipps für Einsteiger: Sleeping Ambassadors Of The Sun, Far From Where Dreams Unfurl

Kommentar von Dan Müller:

Diese Herangehensweise von „Sleep At The Edge Of The Earth“, unseren Sound progressiver und heavier zu machen, führte uns schließlich zu „Veil Of Imagination“. Das Album ist das progressivste, was wir bislang gemacht haben. Und wir haben unseren Folk-Einfluss diesmal mehr als Backdrop benutzt. Es klingt also weiterhin nach WILDERUN, aber symphonischer, dramatischer und komplexer als bisher.

Quelle: Dan Müller (Interview mit metal.de)
03.07.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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